Patientenschützer fordern Register für Behandlungsfehler
23.06.2014
Nachdem bekannt wurde, dass sich Tausende Patientenbeschwerden wegen Behandlungsfehlern bestätigt haben, fordert die Deutsche Stiftung Patientenschutz nun ein nationales Register. Dafür sei die Bundesregierung gefragt.
Patientenschützer fordern nationales Register
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat mit Blick auf eine neue Statistik zu Behandlungsfehlern ein nationales Register gefordert. Vorstand Eugen Brysch sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in Berlin: „Jeder zählt die Behandlungsfehler einzeln, niemand hat den gesamten Überblick.“ Die Bundesärztekammer will heute in Berlin neue Zahlen zu Behandlungsfehlern vorlegen. In der Statistik wird gezeigt, wie viele Patienten sich mit einem Verdacht auf Fehler im vergangenen Jahr an die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärzteschaft gewandt haben und in wie vielen Fällen diese einen Fehler bestätigten.
Mehr Gutachten als im Jahr zuvor
Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) hat seine Statistik bereits vorgelegt. Demnach stellte er im vergangenen Jahr rund 14.600 Gutachten wegen Verdachts auf Fehler. Das waren gut 2.000 mehr als im Jahr 2012. Etwa 70 Prozent der Vorwürfe hatten sich dabei gegen Krankenhäuser gerichtet, die restlichen 30 Prozent betrafen niedergelassene Ärzte. Die meisten Vorwürfe wurden laut MDK, wie bereits in den Jahren zuvor, im Zusammenhang mit Operationen erhoben, am häufigsten waren hier die Orthopädie beziehungsweise Unfallchirurgie und die Allgemeinchirurgie mit Behandlungsfehlervorwürfen konfrontiert worden.
12.000 Beschwerden wegen vermuteter Behandlungsfehler
Aus der aktuellen Statistik der Ärztekammern geht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa hervor, dass sich dort im vergangenen Jahr rund 12.000 Patienten wegen vermuteter Behandlungsfehler beschwerten. Dem Magazin „Der Spiegel“ zufolge wurden davon 8.000 Fälle abgeschlossen und in rund 2.200 Fällen der Verdacht bestätigt. Die Fehlerquote wurde von dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, auf wachsenden Stressder Mediziner zurückgeführt. Dem „Spiegel“ sagte er: „Seit Jahren steigt die Arbeitsintensität in deutschen Kliniken und Praxen.“ Die Fehlerwahrscheinlichkeit werde durch lange Arbeitszeiten und ständigen Leistungsdruck erhöht. Es sei daher „bemerkenswert“, dass die Zahl der registrierten Behandlungsfehler in den vergangenen Jahren weitgehend konstant geblieben sei.
Fehler in jedem vierten Fall bestätigt
Wie Brysch für die Patientenschutz-Stiftung forderte, müssten in einem nationalen Register die Zahlen der Ärztekammern, des Medizinischen Dienstes der Kassen und der Zivil- und Sozialgerichte zusammenlaufen. „So gewinnen wir einen Überblick.“ Ein solches Register müsse von der Bundesregierung aufgebaut werden. „Ebenso macht es Sinn, die Behandlungsfehler je nach Einrichtungen einzeln zu veröffentlichen“, so Brysch. „Die Menschen wollen wissen, was vor Ort los ist.“ In der Vergangenheit wurde in rund jedem vierten beanstandeten Fall ein Fehler bestätigt. Die Risiken für die Patienten sind aus Sicht der Krankenkassen zu groß und dies trotz verstärkter Bemühungen vieler Kliniken zur Vermeidung von Fehlern. (ad)
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