Bienen werden durch Stoffe in Pflanzen manipuliert
Koffein wird nachgesagt, dass es wach macht und aufputschend wirkt. Das sind zwei der Gründe warum viele Menschen gerne Tee oder Kaffee trinken. Aber auch Honigbienen scheinen eine Vorliebe für den „Wachmacher“ zu haben. Denn Pflanzen locken die Honigsammler mit der anregenden Substanz in ihrem Nektar an. Die Honigbienen bevorzugen koffeinhaltigen Nektar gegenüber einer gleichwertig nahrhaften Quelle ohne Koffein. So werden die Insekten an eine Futterquelle gebunden und zusätzlich wird der Sammeleifer der Bienen angeregt. Die Insekten bleiben solchen Pflanzen besonders lange treu und manche Pflanzen nutzen die kleine Schwäche der Honigsammler für ihre eigenen Zwecke aus.
Pflanzen locken die Bienen mit Koffein im Nektar an. Britische und Schweizer Forscher stellten fest, dass Bienen eine koffeinhaltige Nektarquelle gegenüber einer gleichwertig nahrhaften ohne Koffein bevorzugen. Die Pflanze nutzt diese Schwäche der Honigsammler, um „minderwertige Ware“ loszuwerden. Roger Schürch, Leiter der Studie erklärte dazu, dass Pflanzen das Koffein verwenden, um die Bienen unter Drogen zu setzen. Den Honigsammlern erscheint es dann, als habe der Nektar eine höhere Qualität. Eigentlich werden Bienen dazu genutzt, den Pollen der Pflanzen zu anderen Blüten zu transportieren. So ist eine Fortpflanzung und bessere Ausbreitung möglich. Im Ausgleich für ihre Arbeit bekommen die kleinen „Bestäuber“ Nektar. Dieser ist eine energiereiche Nahrungsquelle und wird von den Bienen benötigt, um Honig zu erzeugen. Nun scheint es, als würden Pflanzen Koffein dazu nutzen, den kleinen Honigsammlern minderwertigen Nektar anzudrehen.
Koffein: Droge für Bienen
Koffein kommt in niedrigen Konzentrationen im Nektar vieler Blütenpflanzen vor. Im Fachmagazin „Current Biology“ schreiben die Forscher dazu, dass Koffein mit einer Droge vergleichbar wäre. Bienen schätzen eine koffeinhaltige Futterquelle qualitativ immer höher ein, als diese tatsächlich ist. Einige Wissenschaftler hatten schon in älteren Studien festgestellt, dass Honigbienen unter dem Einfluss von Koffein sich besser Düfte einprägen können. Somit ist es klar zu erkennen, dass der „Wachmacher“ eine besondere Wirkung auf die Insekten hat. Koffein scheint das Belohnungssystem im Gehirn zu aktivieren. Der Forscherin Jane Couvillon von der Universität Sussex stellte sich nun die Frage, ob das natürliche Verhaltensmuster von Bienen durch Koffein beeinflusst wird.
Koffein beeinflusst Sammelverhalten von Bienen stark
Für ihre Studie kombinierten die Forscher eine Zuckerlösung mit Koffein. Die Dosierung war dabei so hoch, wie sie auch bei Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung wäre. Schnell wurde klar, dass Koffein die Insekten zu mehr Sammeltätigkeit anregt. Zusätzlich brachten Bienen, die unter dem Einfluss von Koffein standen, ihre Artgenossen vermehrt zu der betroffenen Futterquelle. Dies geschieht durch einen sogenannten „Schwänzeltanz“ im Bau der Honigsammler. Bei Kontrollfutterstellen mit Koffein wird die Rekrutierung durch den Tanz vervierfacht. Durch das Koffein werden die Bienen veranlasst, mehr von dem Nektar zu sammeln. Außerdem führen sie ihren Tanz öfter auf, somit wurden auch mehr der anderen Honigsammler über die koffeinhaltige Futterpflanze informiert. Die Bienen bleiben solchen Futterquellen zudem viel länger treu. Auch wenn manche der Quellen schon versiegt waren, kehrten die Insekten regelmäßig zurück. Bienen unter dem Einfluss von Koffein, begaben sich darüber hinaus seltener auf die Suche nach neuen Futterquellen.
Nutzen Pflanzen Chemie um Bestäuber zu manipulieren?
Es ist klar zu erkennen, dass der Effekt von Koffein stark das Verhalten der Honigbiene beeinflusst. Sowohl das Verhalten beim Nektar sammeln, als auch die Rekrutierung anderer Insekten durch den „Schwänzeltanz“ werden durch den „Wachmacher“verändert. Ein Bienenstock wird durch Koffein stärker an eine solche Futterquelle gebunden. Der Schwarm wird eine Futterquelle mit Koffein immer bevorzugen, selbst wenn der Zuckergehalt eigentlich niedriger ist als normal. Die Pflanzen könnten nun ihren Zuckergehalt senken, weil der Koffeingehalt trotzdem attraktiv wirkt und mehr Sammler angelockt werden. Die Bienenstöcke müssten deswegen hohe Einbußen in ihrer Honigproduktion hinnehmen, stellten Forscher in einer Modellrechnung fest. Koffein ist nicht der einzige Bestandteil von Pflanzen, der Bienen und andere Insekten beeinflusst. Es kommen auch verschiedene Zuckerarten, Duft- und Mineralstoffe in Nektar vor. Die Effekte dieser Stoffe sind noch nicht bekannt und müssten erforscht werden, um zu erkennen wie deren Auswirkung auf Insekten ist. Es ist zu vermuten, dass Pflanzen die Chemie oft als Strategie nutzen, um Honigsammler und Bestäuber anzulocken.(as)
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