Die Ernährung hat wesentlichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora, wobei Fleisch eher nachteilige Effekte entfaltet, während pflanzliche Lebensmittel ein gesundes Darmmikrobiom fördern. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit.
Ein Forschungsteam unter Beteiligung von Fachleuten der Università di Trento und des King’s College London hat in einer neuen Studie untersucht, wie eine vegane, eine vegetarische und eine omnivore Ernährung die Darmflora beeinflussen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Nature Microbiology“ veröffentlicht.
Darmflora beeinflusst Gesundheit
Frühere Forschungsarbeiten haben bereits gezeigt, dass die Zusammensetzung der Darmflora unser körperliches und psychisches Wohlbefinden auf vielfältige Weise beeinflusst.
Zum Beispiel kam eine kürzlich in dem Fachmagazin „Cell“ veröffentlichte Studie zu dem Schluss, dass bestimmte Mikroben der Darmflora die Cholesterinwerte und das Herz-Kreislauf-Risiko senken können.
Ebenso haben Forschende bereits aufgezeigt, wie die Darmflora mit Alzheimer und Parkinson zusammenhängt und dass eine gestörte Darmflora das Parkinson-Risiko erhöht.
Die Liste der gesundheitlichen Auswirkungen der Darmflora ist lang und umfasst viele Aspekte, bei denen zunächst kein direkter Zusammenhang mit den Darmmikrobiota vermutet wird. Zum Beispiel beeinflusst die Darmflora auch das Risiko für Knochenbrüche und sogar das Verhalten, wobei Pro- und Präbiotika den Sinn für Fairness steigern können.
Ernährung ein wichtiger Faktor
Dass die Ernährung und verschiedene Lebensmittel direkten Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora haben, ist ebenfalls durch zahlreiche Studien belegt. Wie deutlich die Unterschiede des Darmmikrobioms in der Bevölkerung bei verschiedenen Ernährungsweisen tatsächlich ausfallen, blieb bisher allerdings unklar.
„Da sich immer mehr Menschen vegan und vegetarisch ernähren, wollten wir herausfinden, wie unterschiedlich ihre Mikrobiome sind und welche Mikroorganismen für diese Unterschiede verantwortlich sind“, erklärt die Studienautorin Gloria Fackelmann von der Università di Trento.
Ausgehend von dieser Frage analysierten die Forschenden biologische Proben von 21.561 Personen mit veganer, vegetarischer und omnivorer Ernährung, die aus den USA, Großbritannien und Italien stammten.
Vegane Ernährung am gesündesten
Die Analysen ergaben, dass sich Teilnehmende mit veganer Ernährung im Durchschnitt am gesündesten ernährten, gefolgt von Vegetarierinnen und Vegetariern., berichtet das Team. Omnivor lebende Teilnehmend schnitten hier demnach am schlechtesten ab.
Die Vielfalt des Darmmikrobioms fiel indes bei der omnivoren Ernährung deutlich höher aus, als bei veganer oder vegetarischer Ernährung, wobei die Forschenden allerdings ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Vielfalt der Darmflora allein kein zuverlässiger Faktor zur Bewertung der Gesundheit des Mikrobioms ist.
Hier müsse ebenso die Qualität und Funktionalität der Bakterien berücksichtigt werden. So konnten die Fachleute nachweisen, dass jedes Ernährungsmuster zu einer einzigartigen mikrobiellen Signatur führt, wobei eine omnivore Ernährung mit eine höheren Präsenz potenziell schädlicher Darmbakterien verbunden war.
Nachteile durch Fleischkonsum
Omnivor lebende Teilnehmende zeigten einerseits mehr Bakterien, die mit der Fleischverdauung in Zusammenhang stehen (wie Alistipes putredinis), aber auch mehr Bakterien, die mit entzündlichen Darmerkrankungen und einem erhöhten Risiko für Dickdarmkrebs verbunden werden, wie Ruminococcus torques und Bilophila wadsworthia, berichtet das Team.
„Rotes Fleisch war eine starke Triebkraft für das Mikrobiom von Allesfressern, wobei die entsprechenden charakteristischen Mikroben (z. B. Ruminococcus torques, Bilophila wadsworthia und Alistipes putredinis) negativ mit der kardiometabolischen Gesundheit des Wirtes korrelierten“, so die Forschenden weiter.
Gesündere Darmflora
Die Darmflora von Teilnehmenden mit veganer Ernährung wies laut den Fachleuten hingegen eine erhöhte Anzahl von Bakterien auf, die an der Ballaststofffermentation beteiligt sind, wie beispielsweise mehrere Arten der Stämme Bacteroides und Firmicutes.
Die Bakterien helfen bei der Produktion kurzkettiger Fettsäuren wie Butyrat, die sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken, Entzündungen reduzieren und ein besseres homöostatisches Gleichgewicht mit unserem Stoffwechsel und Immunsystem fördern, so das Forschungsteam.
Der Hauptunterschied zwischen vegetarischer und veganer Ernährung sei das Vorhandensein von Streptococcus thermophilus im Mikrobiom von Vegetarierinnen und Vegetariern. Dieses Bakterium komme hauptsächlich in Milchprodukten vor und werde bei der Herstellung von Joghurt verwendet.
Ernährungsqualität entscheidend
Die Auswertung der Daten ergab allerdings auch, dass vor allem die Qualität der Ernährung – und nicht das Ernährungsmuster selbst – die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflusst, erläutern die Forschenden.
Ein gesünderes Ernährungsmuster, ob vegan, vegetarisch oder omnivor, sei mit einer günstigeren Mikrobiomzusammensetzung verbunden. Darüber hinaus könne der Verzehr von mehr pflanzlichen Lebensmitteln und weniger tierischen Lebensmitteln jedoch zusätzliche Vorteile bringen.
Mit Blick auf die Darmflora sei es daher grundsätzlich empfehlenswert, viele pflanzliche Lebensmittel zu essen, insbesondere solche, die reich an Ballaststoffen sind. Aber auch die Lebensmittelvielfalt bleibe wichtig. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Università di Trento: A healthy diet is key to a healthy gut microbiome (veröffentlicht 06.01.2025), eurekalert.org
- Gloria Fackelmann, Paolo Manghi, Niccolò Carlino, Vitor Heidrich, Gianmarco Piccinno, Liviana Ricci, Elisa Piperni, Alberto Arrè, Elco Bakker, Alice C. Creedon, Lucy Francis, Joan Capdevila Pujol, Richard Davies, Jonathan Wolf, Kate M. Bermingham, Sarah E. Berry, Tim D. Spector, Francesco Asnicar, Nicola Segata: Gut microbiome signatures of vegan, vegetarian and omnivore diets and associated health outcomes across 21,561 individuals; in: Nature Microbiology (veröffentlicht 06.01.2025), nature.com
- Marie Falkenstein, Marie-Christine Simon, Aakash Mantri, Bernd Weber, Leonie Koban, Hilke Plassmann: Impact of the gut microbiome composition on social decision-making; in: PNAS Nexus (veröffentlicht 14.05.2024), academic.oup.com
- Chenhao Li, Martin Stražar, Ahmed M.T. Mohamed, Julian A. Pacheco, Rebecca L. Walker, et al.: Gut microbiome and metabolome profiling in Framingham heart study reveals cholesterol-metabolizing bacteria; in: Cell (veröffentlicht 02.04.2024), cell.com
- Arpit Jain , Suryansh Madkan , Praful Patil: The Role of Gut Microbiota in Neurodegenerative Diseases: Current Insights and Therapeutic Implications; in: Cureus (veröffentlicht 28.10.2023), cureus.com
- Maurizio Gabrielli, Lorenzo Zileri Dal Verme, Maria Assunta Zocco, Enrico Celestino Nista, Veronica Ojetti, Antonio Gasbarrini: The Role of the Gastrointestinal Microbiota in Parkinson’s Disease; in: Biomolecules (veröffentlicht 28.12.2024), mdpi.com
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