Angstzustände: Welche Kräuterheilmittel helfen können
Angstzustände sind weit verbreitet, in schweren Fällen können sie das alltägliche Leben der Betroffenen enorm beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Angststörung besser in den Griff zu bekommen. Auch Kräuterheilmittel können dabei helfen. In einem Beitrag der renommierten Mayo Clinic (USA) wird erklärt, was zu der Wirkung der verschiedenen pflanzlichen Mittel bekannt ist.
Angststörungen können sehr hartnäckig sein. Es dauert oft viele Monate oder Jahre, bis sie überwunden sind. Helfen können dabei unter anderem psychologische und psychotherapeutische Behandlungen wie die kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungsmethoden wie das autogene Training und die progressive Muskelentspannung oder Medikamente. Und es wurden auch schon mehrere pflanzliche Heilmittel zur Behandlung von Angst untersucht, allerdings sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Risiken und Vorteile besser zu verstehen. Dr. Brent Bauer von der Mayo Clinic erklärt, was derzeit bekannt ist.
Kava
Kava, auch Kava-Kava oder Rauschpfeffer genannt, schien eine vielversprechende Behandlung für Angstzustände zu sein, aber Berichte über schwere Leberschäden – auch bei kurzfristiger Anwendung – veranlassten die US-amerikanische Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA), vor der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln mit Kava zu warnen. Diese ersten Berichte über Lebertoxizität wurden zwar in Frage gestellt, dennoch sollte man laut Dr. Bauer besonders vorsichtig sein und einen Arzt in die Entscheidung miteinbeziehen, wenn man erwägt, Produkte zu verwenden, die Kava enthalten.
Passionsblume
Einige kleine klinische Studien legen nahe, dass Passionsblume bei Angstzuständen helfen könnte. In vielen kommerziellen Produkten wird Passionsblume mit anderen Kräutern kombiniert, was es schwierig macht, die spezifischen Eigenschaften der einzelnen Kräuter zu unterscheiden. Passionsblume gilt im Allgemeinen als sicher, wenn sie nach Anweisung eingenommen wird. Einige Studien haben jedoch festgestellt, dass es dadurch zu Schläfrigkeit, Benommenheit und Verwirrung kommen kann.
Baldrian
In einigen wissenschaftlichen Untersuchungen berichteten Menschen, die Baldrian verwendeten, von weniger Angst und Stress. In anderen Studien gaben die Teilnehmenden keinen Nutzen an. Baldrian gilt in der Regel in der empfohlenen Dosierung als sicher. Da es jedoch an Langzeitversuchen zur Sicherheit mangelt, sollte laut Dr. Bauer von einer Einnahme länger als einige Wochen abgesehen werden, es sei denn, ein Arzt genehmigt dies. Baldrian kann einige Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Schläfrigkeit verursachen.
Kamille
Begrenzte Daten zeigen, dass die kurzfristige Anwendung von Kamille im Allgemeinen als sicher gilt und die Angstsymptome wirksam lindern kann. Aber der Verzehr von Kamille kann zusammen mit blutverdünnenden Medikamenten das Blutungsrisiko erhöhen. Zudem kann die Verwendung von Kamille bei einigen Personen allergische Reaktionen hervorrufen, die empfindlich auf die Pflanzenfamilie reagieren, zu der auch Kamille gehört. Andere Mitglieder dieser Familie sind Ringelblumen, Gänseblümchen und Chrysanthemen.
Lavendel
Es gibt einige Hinweise, dass oral eingenommener Lavendel oder eine Aromatherapie mit Lavendel Angstzustände lindern können; es liegen jedoch nur vorläufige und begrenzte Beweise vor. Lavendel kann Verstopfung und Kopfschmerzen verursachen, den Appetit steigern, die beruhigende Wirkung anderer Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel erhöhen und einen niedrigen Blutdruck verursachen.
Zitronenmelisse
Erste Untersuchungen haben ergeben, dass Zitronenmelisse einige Angstsymptome wie Nervosität und Erregbarkeit lindern kann. Zitronenmelisse ist im Allgemeinen gut verträglich und gilt als sicher für die kurzfristige Anwendung, kann aber Übelkeit und Bauchschmerzen verursachen.
Natürlich bedeutet nicht immer sicher
Dr. Bauer weist darauf hin, dass pflanzliche Ergänzungsmittel von der FDA nicht so überwacht werden wie Medikamente. Und trotz der seit 2010 geltenden strengeren Qualitätskontrollvorschriften kann die Qualität einiger Nahrungsergänzungsmittel weiterhin ein Problem darstellen. Es sollte daran gedacht werden, dass natürlich nicht immer sicher bedeutet.
Wer ein Kräuterergänzungsmittel zur Behandlung von Angstzuständen in Betracht zieht, sollte sich zuerst an einen Arzt wenden, insbesondere, wenn auch Arzneimittel eingenommen werden. Die Wechselwirkung einiger pflanzlicher Präparate und bestimmter Medikamente kann schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen.
Einige Kräuterergänzungsmittel, die wegen Angstzuständen eingenommen werden, können dazu führen, dass man sich schläfrig fühlt, weshalb von der Einnahme abzuraten ist, wenn man beispielsweise Autofahren oder gefährliche Aufgaben ausführen muss. Ein Arzt kann dabei helfen, mögliche Risiken und Vorteile eines pflanzlichen Präparats zu verstehen.
Abschließend schreibt Dr. Bauer: „Wenn Ihre Angst die täglichen Aktivitäten beeinträchtigt, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Schwerwiegendere Formen der Angst benötigen im Allgemeinen eine medizinische Behandlung oder psychologische Beratung (Psychotherapie), damit sich die Symptome bessern.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mayo Clinic: Home Remedies: Anxiety and herbal remedies, (Abruf: 31.10.2019), Mayo Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.