Die Pflege von Angehörigen übernehmen meist Frauen
Die Pflege von Familienangehörigen ist mit erheblichen Belastungen verbunden, welche die Pflegenden nicht selten selbst an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen. Angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaft steigt der Bedarf nach häuslicher Pflege. Die Pflege Angehöriger ist entsprechend stark gefragt, wobei den Großteil der Arbeit bis heute Frauen übernehmen, so eines der wesentlichen Ergebnisse des Pflege-Reports 2015 der DAK-Gesundheit.
Aus dem Pflege-Report 2015 geht hervor, dass rund 90 Prozent der Pflege Angehöriger von Frauen übernommen wird, berichtet die DAK. Dies nimmt einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch, was vermutlich auch der Grund dafür ist, dass nur ein Drittel von ihnen einen Beruf ausübt und davon lediglich ein Fünftel in Vollzeit. Meist betreffe die Pflege Menschen mit Pflegestufe Eins (knapp 50 Prozent), doch auch die Stufen Zwei (30 Prozent) und Drei (zehn Prozent) seien mit ihrem intensiven Betreuungsbedarf in der häuslichen Pflege vertreten, so DAK weiter.
Jede fünfte Pflegeperson mit Depression
Insgesamt wurden für den DAK-Pflegereport laut Angaben der Krankenkasse „die anonymisierten Daten von 500.000 Versicherten ausgewertet.“ Darüber hinaus seien die Daten von 12.000 pflegenden Angehörigen mit denen einer nicht-pflegenden Gruppe verglichen und die häufigsten Krankheiten analysiert worden. Hieraus ging hervor, dass „pflegende Angehörige um zehn Prozent häufiger wegen psychischer Leiden behandelt“ werden, berichtet die DAK. Zudem sei jede sechste Pflegeperson im Jahr 2014 wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung gewesen, während bei nicht-pflegenden Personen nur jede Zehnte betroffen war, so die Mitteilung der Krankenkasse. Bei Depressionen seien acht Prozent mehr Fälle unter den Pflegenden festzustellen gewesen.
Insgesamt leiden der DAK zufolge 20 Prozent aller pflegenden Angehörigen in Deutschland unter einer Depression. „Das zeigt, wie viel Druck auf Menschen lastet, die neben Job und Familie noch die Pflege eines Angehörigen übernehmen“, betont der DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher.
Überforderung durch die Pflege Angehöriger
Eine begleitend zu dem Pflegereport durchgeführte repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der DAK hat gezeigt, dass „über die Hälfte der pflegenden Angehörigen die eigene Belastung als hoch oder sehr hoch“ einschätzt. Von den Pflegenden würden sich viele „manchmal körperlich (50 Prozent), psychisch (68 Prozent) oder zeitlich (71 Prozent) überfordert“ fühlen. Sind die gepflegten Person dement, steige die Belastung und auch die Häufigkeit der Überforderung zusätzlich an.
Insgesamt entwickle rund Hälfte aller Pflegepersonen psychische Probleme, wobei auch Angst- oder Schlafstörungen gehäuft vorkommen, berichtet die DAK. Da die Pflege in der Regel Frauensache ist und sich die Männer in diesem Bereich offensichtlich deutlich weniger engagieren, wird das weibliche Geschlecht hier auch einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt. (fp)
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