Ist eine Impfung gegen Malaria möglich?
09.10.2013
Die Tropenkrankheit Malaria fordert weltweit jährlich noch immer mehr als 600.000 Todesopfer. Vor allem Kinder unter fünf Jahren sind betroffen, allein in Afrika stirbt jede Minute ein Kind an der Infektionskrankheit. Bislang besteht keine Möglichkeit, gegen die Malaria zu impfen, stattdessen kann lediglich eine Vorbeugung oder eine Notfall-Therapie mit Malaria-Medikamenten erfolgen. Nun hat das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) aber offenbar einen Impfstoff entwickelt.
Tropenkrankheit Malaria fordert jährlich mehr als 600.000 Todesopfer
Mehr als 600.000 Menschen sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich an der Infektionskrankheit Malaria. Etwa die Hälfte der Opfer sind dabei Kinder unter fünf Jahren, 90% der Erkrankten leben auf dem afrikanischen Kontinent. Die Infektionskrankheit, die hauptsächlich durch den Stich einer weiblichen Anopheles-Mücke übertragen wird, beginnt meist zunächst recht harmlos und erinnert in der Symptomatik an eine Erkältung. Im weiteren Verlauf kommt es jedoch zu hohen, wiederkehrenden Fieberschüben mit Schüttelfrost, Durchfall und Krämpfen, die insbesondere bei Kindern und älteren Menschen schnell zu Koma und Tod führen können. Bislang besteht noch keine Möglichkeit, gegen die gefährliche Malaria zu impfen, stattdessen kann aber mit Malaria-Medikamenten gegebenenfalls vorgebeugt und auch behandelt werden. Gerade in Afrika besteht jedoch das große Problem, dass die Erreger in vielen Fällen gegen Malaria-Medikamente resistent sind.
Neuer Impfstoff "RTS,S" bereits 2015 einsetzbar?
Nun besteht jedoch neue Hoffnung im Kampf gegen die Malaria, denn der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) hat offenbar einen Impfstoff mit der Bezeichnung "RTS,S" entwickelt. Dieser sei nach Angaben des Unternehmens speziell für afrikanische Kinder bestimmt, in Europa hingegen sei nicht geplant, das Mittel auf den Markt zu bringen. Der Impfstoff "RTS,S" sei im Vergleich zu anderen Entwicklungen am weitesten fortgeschritten, weshalb der Konzern den Einsatz des neuen Mittels nach eigenen Angaben nun stark vorantreiben wolle. Demnach solle die Einschätzung des Impfstoffes durch die Europäische Arzneimittelbehörde bereits im kommenden Jahr erfolgen, sodass das Mittel bei einem positiven Ausgang schon ab 2015 in Afrika eingesetzt werden könne.
Schutz bis zu 18 Monate nach der Impfung
Das Unternehmen hatte die aktuellen Test-Ergebnisse der dritten Phase ihrer Studie im Rahmen einer internationalen Malaria-Konferenz im südafrikanischen Durban vorgestellt, für die mehr als 15.000 Kinder untersucht worden waren. Bei der Studie hatte sich gezeigt, „dass der am weitesten entwickelte Malaria-Impfstoff „RTS, S“ in der Lage ist, Kinder und Kleinkinder bis zu 18 Monate nach der Impfung gegen Malaria zu schützen“, so die Mitteilung des Konzerns. So hatte die Testreihe ergeben, dass der neue Impfstoff bei Babys zwischen fünf und 17 Monaten bereits nach dem ersten Einsatz in knapp der Hälfte der Fälle (46%) eine positive Wirkung erzielte. Auch bei Säuglingen zwischen sechs und zwölf Wochen zeigt sich ein Erfolg – hier lag die Wirksamkeit von "RTS,S" nach der ersten Impfung bei 27 Prozent.
„Ermutigende“ Ergebnisse lassen auf medizinischen Fortschritt hoffen
Nach Angaben des Untersuchungsleiters Lucas Otieno seien diese Ergebnisse "ermutigend", denn im Vergleich dazu hatte die zweite Phase der Studie weit weniger Grund zur Hoffnung gegeben. GlaxoSmithKline hatte im November im „England Journal of Medicine“ bekannt gegeben, dass der Malariaschutz damals bei den geimpften Kindern im Laufe der Zeit stetig abgenommen und nach vier Jahren gar nicht mehr bestanden hatte. Bei der früheren Untersuchungsphase hatte es jedoch laut Lucas Otieno weniger Teilnehmer gegeben, zudem seien die Tests in einer Region Kenias durchgeführt worden, in der abweichende Formen der Malaria vorkommen würden. Um weitere Verzerrungen der Testergebnisse zu vermeiden, hatten die Forscher in der aktuellen Phase Kinder in elf Orten auf sieben Länder verteilt untersucht.
Großes Potenzial für die Volksgesundheit
Laut dem Vorsitzenden des Clinical Trials Partnership Committee (CTPC), Halidou Tinto, habe es angesichts der aktuellen Ergebnisse den Anschein „dass der RTS, S-Impfstoff das Potenzial hat, eine signifikante Auswirkung auf die Volksgesundheit zu haben: „Das Verhindern einer beträchtlichen Zahl von Malaria-Fälle in einer Gemeinschaft würde bedeuten, dass weniger Krankenhausbetten mit kranken Kindern belegt wären. Dadurch würden die Familien weniger Zeit und Geld für die Fürsorge dieser Kinder investieren müssen und hätten mehr Zeit für die Arbeit oder andere Aktivitäten. Und natürlich hätten die Kinder selbst all die Vorteile einer besseren Gesundheit“, so Halidou Tinto. (nr)
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