Die größten Pharmakonzerne stellen sich selbst als gemeinnützige Helfer der Entwicklungsländer dar. Die Realität sieht jedoch anders aus, das zeigt ein Bericht der NGO „Access to Medicine“.
Medizinische Versorgung in Entwicklungsländern
Wissenschaftler der Organisation „Access to Medicine“ untersuchen jedes zweite Jahr, wie sich die 20 größten Pharmakonzerne der Welt um die medizinische Versorgung für die Entwicklungsländer kümmern. DAs aktuelle Ergebnis ist ernüchternd.
Keine Hilfe für die größten Probleme
Der Report 2018 fällt für die Mehrzahl der größten Konzerne negativ aus. Zwar hätten sie Hilfsprogramme ausgeweitet und neue Medikamente auf den Markt gebracht und sich um günstigere Preise gekümmert. Doch nur fünf der 20 Pharmariesen würden derzeit Medikamente entwickeln, die die ärmsten Ländern unbedingt brauchen.
Vier Konzerne liefern 63 Prozent aller Projekte
Nur vier der zwanzig Konzerne betrieben 63 Prozent aller Projekte, um die medizinische Versorgung in den Entwicklungsländern zu verbessern. Dies seien allen voran das britische Unternehmen GlaxoSmithKline, dann Johnson & Johnson, weiterhin Novartis aus der Schweiz, das deutsche Familienunternehmen Merck und der Konzern Sanofi aus Frankreich. Diese investierten am meisten in die Entwicklung der wichtigen Medikamente.
Zerbrechliche Forschung
Jayasree Iyer, die Geschäftsführerin von „Access to Medicine“ sieht es als Problem, dass die Forschung an entscheidenden Arzneien nur in den Händen so weniger Unternehmen liegt. Auch wenn nur eines dieser Unternehmen ausfallen würde, hätte dies gravierende Folgen.
Fünf Krankheiten im Fokus
Die Hälfte der Forschung habe nur fünf Krankheiten im Visier: Malaria, Aids, Tuberkulose, Leishmaniose und die Chagas-Krankheit. Diese gelten als häufigste Krankheiten in armen Ländern und finden deshalb auch internationale Geldgeber, so „Access to Medicine“.
Keine Medikamente für weniger häufige Seuchen
Der Fokus auf die fünf am weitesten verbreiteten Krankheiten verdeckt, dass gefährliche Erreger bis heute nicht bekämpft werden können. So gebe es gegen das von Zecken übertragene Krim-Kongo-Fieber noch kein Gegenmittel. Auch das Zikavirus oder Nipahinfektionen würden kaum erforscht. Dabei weiß niemand, wie schnell sich solche Seuchen ausbreiten können.
Wo stehen die deutschen Firmen?
Am besten steht noch das Familienunternehmen Merck dar – es kam unter den zwanzig Konzernen auf Platz 4. Boehringer Ingelheim liegt auf Platz 14. Bayer als größter Pharmakonzern Deutschlands rutschte um vier Plätze ab und ist jetzt auf Rang 16. (Dr. Utz Anhalt)
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