Smartphone-Nutzung: Warum Menschen „phubben“
Smartphones sind aus unserem Leben kaum mehr wegzudenken. Wir nutzen sie zur Verbindung zu anderen Menschen, um im Internet zu surfen oder zum Spielen. Doch das anhaltende Starren auf das Display kann für andere ganz schön nervig werden. Forschende haben sich nun damit beschäftigt, weshalb manche Personen ihr Smartphone benutzen, während sie mit andern zusammen sind.
Wer in Momenten sozialer Interaktion ein Smartphone nutzt und andere ignoriert, betreibt „Phubbing“. Das gefährdet Beziehungen und bedroht auch das psychische Wohlbefinden. Forschende der Universität Basel haben jetzt die Faktoren untersucht, die dieses Verhalten begünstigen.
Beeinträchtigung sozialer Interaktionen und Beziehungen
Wie in einer aktuellen Mitteilung der Universität erklärt wird, bezeichnet Phubbing (das Wort setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern ,phone‘ (Telefon) und ,snubbing‘ (brüskieren)) das Phänomen, eine Person zu ignorieren, um stattdessen das Smartphone zu benutzen – täglich ist dies in Cafés, Restaurants oder auch am heimischen Esstisch zu beobachten.
Die Folgen sind häufig weitreichend: Phubbing kann soziale Interaktionen und Beziehungen beeinträchtigen, die Arbeitsleistung verringern und Depressionen begünstigen.
Obwohl Phubbing in der Forschung schon seit längerem bekannt ist, fehlen bislang Kenntnisse über die Faktoren, die zu diesem Verhalten führen. Um diese zu bestimmen, haben Psychologinnen und Psychologen der Universität Basel 128 Studierende befragt und ihre Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift „Mobile Media & Communication” veröffentlicht.
In ihrer Studie unterscheiden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwischen einer allgemeinen Nutzung des Telefons, wie zum Beispiel das gemeinsame Betrachten des Bildschirms, und der ausgrenzenden Nutzung.
Persönliche Einstellung ist entscheidend
Laut den Fachleuten ist ein entscheidender Faktor, der Phubbing begünstigt, die persönliche Einstellung – wer sich nicht daran stört, wenn andere auf das Handy schauen, neigt stärker zu einer ausgrenzenden Telefonnutzung, während er oder sie Zeit mit anderen verbringt.
Gleichzeitig erleben Menschen mit einer positiveren Einstellung zu Phubbing dieses Verhalten auch öfter von anderen. Diejenigen, die ihr Telefon zuerst benutzen, phubben dabei tendenziell häufiger.
Weniger relevant scheint hingegen zu sein, wie gut die Beziehung zu der anderen Person bewertet wird: Eine geringere Wertschätzung der sozialen Interaktion erhöht zwar die allgemeine Telefonnutzung, nicht aber das ausgrenzende Phubbing.
„Dies war überraschend, denn man hätte erwarten können, dass eine weniger wertgeschätzte Interaktion mit mehr Phubbing verbunden wäre“, sagt die Sozialpsychologin Christiane Büttner.
Wahrgenommene Beziehungsqualität kann abnehmen
Aufgrund der Verbreitung von Smartphones tritt Phubbing immer häufiger auf. Bisherige Studien haben bestätigt, dass die meisten Smartphone-Nutzenden täglich in einer Reihe von sozialen Kontexten phubben – wie zum Beispiel bei der Arbeit oder dem Mittagessen. Besonders anfällig dafür sind Liebespartnerinnen und -partner sowie Freundinnen und Freunde.
Phubbing kann dazu führen, dass die Zufriedenheit mit sozialen Interaktionen wie Gesprächen oder gemeinsamen Erlebnissen sinkt und diese weniger wertschätzt werden. Und langfristig kann dieses Verhalten zur Distanzierung der Betroffenen führen.
Wenn sich Phubbing weiter verbreitet, kann es zunehmend akzeptiert und erwidert werden. „Hier kann schnell ein Teufelskreis entstehen“, sagt Büttner.
So können sich anhaltende Phubbing-Erfahrungen auf Beziehungen und das individuelle Wohlbefinden auswirken: Die Beziehungszufriedenheit sowie die wahrgenommene Beziehungsqualität können abnehmen, während Eifersuchtsgefühle, Beziehungsprobleme und Depressionen drohen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Basel: Weshalb Menschen Smartphones benutzen, während sie mit anderen zusammen sind, (Abruf: 16.02.2022), Universität Basel
- Christiane M. Büttner, Andrew T. Gloster, Rainer Greifeneder: Your phone ruins our lunch: Attitudes, norms, and valuing the interaction predict phone use and phubbing in dyadic social interactions; in: Mobile Media & Communication, (veröffentlicht: 23.12.2021), Mobile Media & Communication
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.