Stiftung Warentest untersucht Tarife der privaten Krankenversicherungen
15.04.2014
Eine Untersuchung des Angebotes der privaten Krankenversicherungen (PKV) durch die Stiftung Warentest zeigt, dass Privatversicherte in etlichen Tarifen deutlich zu hohe Beiträge zahlen. Sie könnten den gleich Versicherungsschutz bei einem anderen Anbieter sehr viel günstiger bekommen. Von den 107 getesteten Tarifen hatten „fünf ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“, berichtet die Stiftung Warentest. Generell lohne sich eine private Krankenversicherung jedoch nicht für jeden und die Versicherten sollten zudem beim Versicherungswechsel bedenken, dass die Beiträge der PKV im Alter drastisch steigen können, so die Stiftung Warentest weiter.
In dem aktuellen Test wurden laut Angaben der Stiftung „nur die leistungs stärksten Angebote“ der Privaten Krankenversicherungen berücksichtigt. Entsprechend hätten die Tester bei der Bewertung der 107 Tarife für Beamte, Angestellte und Selbst ständige „umfassende Mindest anforderungen vorgegeben, denn gute private Kranken versicherungen sollten min destens so viel bieten wie die gesetzlichen Kassen“, berichtet die Stiftung Warentest. Bei der Analyse des Preis-Leistungs-Verhältnisses erhielten immerhin fünf Tarife eine „sehr gute“ Note, allerdings schnitten auch acht Tarife mit einem „mangelhaft“ ab.
Verdreifachung des PKV-Beitrags bis zum Rentenalter
Eine private Krankenversicherung lohnt sich den aktuellen Testergebnissen zufolge vor allem für Beamte, da ihr „Dienst herr mit der Beihilfe einen Teil der Gesund heits kosten (trägt) – auch für ihre Kinder und für den nicht erwerbs tätigen Ehepartner.“ Demnach benötigen Sie „nur eine Versicherung für den verbleibenden Teil der Gesund heits kosten“, wohingegen sie „in der gesetzlichen Kranken versicherung den vollen Beitrag selbst zahlen“ müssten, so die Mitteilung der Stiftung Warentest. Bei Angestellten und Selbst ständigen sei die Entscheidung jedoch deutlich schwieriger. Ihnen empfehlen die Tester, es sich dringend zweimal zu „über legen, ob sie sich die Beiträge in der privaten Versicherung auf Dauer leisten können.“ Denn „wer mit Mitte 30 einsteigt, muss damit rechnen, dass er bei Renten eintritt mindestens das Dreifache des Beitrags zahlt, der beim Abschluss der Versicherung fällig war“, erläutert die Stiftung Warentest.
Wechsel in der PKV gründlich abwägen
Ein Wechsel in die PKV will auch vor dem Hintergrund wohl überlegt sein, dass die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) normalerweise nicht möglich ist. „Ab dem 55. Lebens jahr ist der Rückweg für alle so gut wie ausgeschlossen“, so die Stiftung Warentest. Zudem richte sich der „Beitrag in der privaten Versicherung – anders als in der gesetzlichen Kranken versicherung – nicht nach dem Einkommen, sondern unter anderem nach dem Umfang der vertraglich vereinbarten Leistungen und nach dem Alter und Gesund heits zustand des Kunden beim Eintritt.“ Im Alter drohen erhebliche Beitragserhöhungen, da die Versicherungen den Beitrag anhand der entstehenden Kosten kalkulieren. Sinken im Renten alter gleichzeitig die Einkünfte, kann der Beitrag zu einem Problem werden und die Betroffen sind unter Umständen zu einem Tarifwechsel gezwungen, wobei hier gegebenenfalls der Basistarif die letzte Option bleibt. Diesen müssen die Privatversicherer für Mitglieder anbieten, die sich keinen anderen Tarif mehr leisten können. Damit verlieren sie jedoch ihre ehemals umfänglichen Leistungsansprüche.
PKV nur für sehr wohlhabende Selbstständige und Angestellte lohnend
Angestellte und Selbst ständige sollten sich angesichts der drohenden Beitragserhöhungen „nur privat versichern, wenn sie entweder sehr wohlhabend sind oder vom Abschluss des Vertrages an jeden Monat einige hundert Euro zur Seite legen können, damit sie im Alter genügend Geld für die dann höheren Beiträge haben“, so das Fazit der Stiftung Warentest. Für die höheren Kosten bieten die PKV-Tarife den aktuellen Testergebnissen zufolge jedoch auch deutlich höhere Leistungen, als die gesetzlichen Krankenkassen. Zudem könnten sich die Versicherten bei vielen privaten Krankenkassen anhand einer Art Baukastenprinzip ihren Versicherungs schutz aus mehreren Bestand teilen selbst zusammenstellen. Hier seien die „wichtigsten Bausteine für alle Versicherten der Ambulant-, der Stationär- und der Zahn tarif“, erläutert die Stiftung Warentest. Des Weiteren würden „Selbst ständige und Arbeitnehmer ein Kranken tagegeld (benötigen), das ihnen den Verdienst ausfall bei Arbeits unfähigkeit ersetzt.“
Viele Privatversicherer haben ihr Angebot verbessert
In dem aktuellen Test hat sich der Stiftung Warentest zufolge auch gezeigt, „dass viele Versicherer ihre Angebote verbessert“ haben, als sie Anfang 2013 ihre Verträge ohnehin umstellen mussten, „weil seither Angebote mit gleichen Beiträgen für Männer und Frauen gesetzlich vorgeschrieben sind.“ In den neuen Unisextarifen würden „nun zum Beispiel umfassende Leistungen für Psychotherapie oder für Hilfs mittel wie teure Hörgeräte“ abgedeckt, was „bei vielen älteren Angeboten nicht der Fall“ war. Des Weiteren würden „etliche der privaten Versicherungen nun sogar Leistungen (enthalten), die bisher fast ausschließ lich den gesetzlich Versicherten vorbehalten waren“, wie zum Beispiel die häusliche Kranken pflege, ambulante Kuren, stationäre Rehabilitationsmaßnahmen und die Sterbe begleitung für unheil bar Kranke. (fp)
Bild: Thommy Weiss / pixelio.de
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