Durch die neuen Unisex-Tarife werden die privaten Krankenversicherungen für Neukunden erheblich teurer
16.12.2012
Die Beiträge der Privaten Krankenversicherung werden mit Inkrafttreten der Unisex-Tarife vor allem für Männer steigen. Im Zuge dessen reformiert die Branche die Tarifstrukturen: Sogenannte Lock- und Billigtarife soll es künftig nicht mehr geben. Zu stark war offenbar der selbst produzierte Imageschaden. Dafür wird das Leistungsspektrum erweitert.
Preissteigerungen von bis 40 Prozent
Durch die Einführung der geschlechtsneutralen Unisex-Tarife werden die Beiträge der einzelnen Tarife in der Privaten Krankenversicherung (PKV) deutlich steigen. Die Umstellung führt aber immerhin dazu, dass viele Anbieter ihre Gesundheitsleistungen in den Einzeltarifen nachbessern.
Fakt ist, dass Neukunden für ihre Privatversicherung künftig deutlich mehr zahlen müssen. „Vor allem Männer müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen“, berichtet Branchenexperte Volker Lehmann. Er schätzt, dass einige Tarife für männliche Versicherungsnehmer um bis zum 40 Prozent steigen. Eine ähnliche Einschätzung vertritt das renommierte Versicherungsanalyse-Haus Franke und Bornberg. Für eine eingehende Analyse bewerteten die Experten die neuen Versicherungsbedingungen von 24 deutschen Versicherungsgesellschaften. Demnach steigt der durchschnittliche Tarif eines 30-Jährigen zwischen vier und 35 Prozent. „Das sind zwischen 15 und 80 Euro mehr pro Monat und Versicherten“.
Frauen können hingegen von den neuen Unisex-Tarifen ab dem 21. Dezember 2012 leicht profitieren. Zwar würden die Tarife auch um bis zu 15 Prozentpunkte steigen, Franke und Bornberg berichtet aber auch „von Senkungen von bis zu sechs Prozent.“ Es könnten auch bis zu 15 Prozent mehr werden, sagt Franke. Das wären dann „rund 50 Euro mehr monatlich“.
Unisex-Tarife nicht allein für steigende Preise verantwortlich
„Die Einführung der Unisex-Tarife ist allerdings nicht allein für Preissteigerungen verantwortlich“, sagt Lehmann. Die allgemein gestiegenen Kosten im Gesundheitssektor sowie verbesserte Leistungen seien ebenfalls für das Beitrags-Plus zuständig. „Viele Versicherer nutzen die neuen Tarife, um ihren Leistungskatalog auszuweiten“, berichtet der Analyst Franke. „Damit gleichen sie Lücken zur gesetzlichen Krankenversicherung aus.“ Eben jene Lücken trugen dazu bei, am Image der Privatkassen zu nagen. Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der Krankenkassen hatte in 2012 resümiert, dass die Leistungen der Privaten in einigen Punkten schlechter seien als bei den Gesetzlichen. Als Antwort darauf wurden nunmehr ambulante Psychotherapien und Erstattungen von Haushaltshilfen mit in den Leistungskatalog vieler Privatversicherungen aufgenommen.
Kaum noch Billigtarife
Ebenso schlechte Presse erzeugten die billigen Lockangebote. Deren Beitragsstrukturen wiesen schon nach kurzer Zeit satte Preiszuwächse auf und sorgten für großen Unmut bei Kunden. „Günstige Tarife mit schwachen Leistungen verschwinden zunehmend vom Markt“, bestätigt Franke. Demnach wolle die Branche zunehmend wieder auf Qualität setzen, sagt auch Lehmann. „Mit einem erweiterten Leistungskatalog wollen die meisten Privatkassen das schlechte Image wieder los werden“, so Lehmann. (sb)
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