Plastik im Fisch – Risiken für Menschen?
Jedes Jahr landen Unmengen an Plastikmüll in den Weltmeeren und somit auch in Speisefischen. Selbst in Fischen des Süßwassers konnte schon Mikroplastik nachgewiesen werden. Besteht dadurch auch ein Gesundheitsrisiko für Verbraucher? Experten zufolge kann diese Frage noch nicht eindeutig beantwortet werden.
Plastikmüll in allen Ozeanen
In den vergangenen Jahren haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass in allen Meeresregionen Plastikmüll zu finden ist. Selbst in arktischen Gewässern wurden schon Kunststoffabfälle entdeckt. Der Müll landet natürlich auch bei den Meeresbewohnern, weshalb auch immer wieder Plastikreste in Speisefischen nachgewiesen werden. Wie groß die Auswirkungen auf Fische und die Risiken für Verbraucher wirklich sind, ist laut Experten aber bislang unklar.
Auswirkungen auf den menschlichen Organismus
Eine Studie österreichischer Forscher hat kürzlich die Öffentlichkeit wachgerüttelt: Die Wissenschaftler haben erstmals Mikroplastik im Menschen gefunden.
Wie die Experten in einer Mitteilung schrieben, können „die Auswirkungen der gefundenen Mikroplastikpartikel auf den menschlichen Organismus“ – vor allem auf den Verdauungstrakt – aber „erst im Rahmen einer größer angelegten Studie erforscht werden“.
Dass noch nicht klar ist, wie groß die Auswirkungen durch Plastik auf Fische und die Risiken für Verbraucher sind, berichtet nun auch das Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei.
Kunststoff in Mägen von Fischen
Wie es in einer Mitteilung des Instituts heißt, kommen jedes Jahr schätzungsweise 4,8 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer hinzu.
In den Ozeanen treiben Kunststoffe verschiedensten Ursprungs und unterschiedlichster Größe – Plastikflaschen, Tüten, Reste von Fischernetzen, aber auch Kleinstpartikel aus verwittertem Plastik sowie aus Kosmetika oder Waschmitteln.
Es dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis sie sich zerkleinern und zersetzen, doch auch dann sind sie nicht verschwunden, sondern finden sich teilweise in den Mägen von Fischen und anderen Meerestieren, die sie als vermeintliche Nahrung aufnehmen.
Mit bislang noch wenig erforschten Auswirkungen, wie die Fachleute schreiben.
Selbst in Süßwasserfischen steckt Mikroplastik
Den Angaben zufolge ist Mikroplastik nicht nur in Meeresfischen wie Dorsch, Makrele und Wittling zu finden, sondern auch in Fischen des Süßwassers.
Dieser Befund und viele andere neue Erkenntnisse wurden auf einem zweitägigen Seminar vorgestellt, zu dem die Projektgruppe „PlasM: Plastikmüll in Meeresfischen“ des Thünen-Instituts für Fischereiökologie eingeladen hatte.
Wie die von Mikroplastik (Partikel kleiner als fünf Millimeter) ausgehenden Risiken zu bewerten sind, steckt noch in den Anfängen.
Bislang sei nicht bekannt, ob die kleinen Partikel die Fische messbar schädigen. Die Ergebnisse aus Laborexperimenten und Umweltmessungen zusammenzuführen, bleibt für die Wissenschaftler eine Herausforderung.
Eine Bewertung ist allein deshalb schwierig, weil sich die meisten Untersuchungen zu Auswirkungen von Mikroplastik auf den Verdauungstrakt der Fische beziehen.
Das ist der Ort, an dem die Kunststoffe im Fisch am häufigsten gefunden werden – trotzdem sind das meist nur ein oder zwei Partikel, abhängig von der Fischart und dem Fangort, aber auch von der eingesetzten Nachweismethode.
„Untersuchungen zur Wirkung der Plastikpartikel auf die Gesundheit der Fische sind bislang zu kurz gekommen“, erklärt Dr. Thomas Lang vom Thünen-Institut für Fischereiökologie.
Problem für Verbraucher?
Dementsprechend sei auch nicht klar, ob der Konsum solcher Fische ein Problem für die Verbraucher darstellt.
Wenn man bedenkt, dass der Verdauungstrakt von Fischen mit Ausnahme einiger Kleinfischarten wie Sprotte oder Sardelle nur selten mitgegessen wird und die Zahl der Partikel im Fisch niedrig ist, erscheint das Risiko auf Basis der heute bekannten Fakten laut den Experten als gering.
Unklar ist aber nach wie vor, ob vor allem das kleine Mikroplastik (kleiner als 0,02 Millimeter) in relevanten Mengen in das Muskelfleisch der Fische übergeht und im Lebensmittel Fisch auf unseren Tellern landet.
Möglicherweise stellen deshalb diese kleinen Partikel, die sich dem Auge des Betrachters entziehen, das größte Problem dar. Die Forscher empfehlen daher, sich gerade dem kleineren Mikroplastik mehr zu widmen.
Grundlagen für Risikobewertung
Im Rahmen des PlasM-Projekts laufen beispielsweise Versuche mit Kleinfischen, in deren Futter gezielt Plastikpartikel verschiedener Größe und chemischer Zusammensetzung untergemischt werden.
Die Thünen-Forscher analysieren dann, ob die Substanzen im Gewebe eingelagert werden und ob sie Schäden hervorrufen können.
Gleichzeitig werden robuste analytische Methoden für die Meeresüberwachung entwickelt, um verlässliche Daten zur Mikroplastik-Belastung von Fischen und ihrer Umwelt zu erhalten. Dazu gehören auch Informationen zur Vermüllung der relevanten Meeresgebiete.
„Unser Ziel ist, Monitoring-Methoden zu entwickeln, die schnell sind, aber dennoch präzise Aussagen ermöglichen“, sagt Dr. Ulrike Kammann, Chemikerin am Thünen-Institut.
Solche Ergebnisse sind die Grundlage für eine Risikobewertung in Hinblick auf Umwelt und Verbraucher und werden letztlich für fundierte politische Entscheidungen benötigt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.