Bakterien in Plazenta haben Einfluss bei Frühgeburten
22.05.2014
Im Mutterleib wird das Kind über die Plazenta versorgt. Das auch als Mutterkuchen bezeichnete Gewebe in der Gebärmutter filtert zudem Giftstoffe und Keime aus dem mütterlichen Blut. Wie Forscher nun herausgefunden haben, ist dieses Organ jedoch nicht völlig keimfrei.
Vielfältige Bakteriengemeinschaft lebt in der Plazenta
Wie US-amerikanische Forscher berichteten, lebt in der Plazenta schwangerer Frauen eine kleine, vielfältige Bakteriengemeinschaft, deren Zusammensetzung am ehesten an die der Mundhöhle erinnere. Im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ schreiben sie, dass es einen Zusammenhang zwischen der Art der Bakterien und dem Risiko für eine Frühgeburt gebe. Die Bakterienzusammensetzung werde durch Infektionen in der Schwangerschaft wie etwa Harnwegsinfekte verändert.
Versorgung des Embryos über den Mutterkuchen
Der Mutterkuchen, wie die Plazenta auch genannt wird, bildet sich bei Beginn der Schwangerschaft und stellt über die Nabelschnur die Versorgung des heranwachsenden Embryos mit Nährstoffen und Sauerstoff sicher. Zudem dient sie als natürliche Schranke zwischen dem mütterlichen und dem kindlichen Blutkreislauf und verhindert, dass bestimmte Schadstoffe und Krankheitserreger von der Mutter zum Kind gelangen. Die Plazenta filtert jedoch nicht alle schädlichen Stoffe aus dem mütterlichen Blut heraus und auch nicht alle Bakterien, wie die neue Untersuchung nahelegt. Verschiedene Studien hatten bereits in der Vergangenheit ergeben, dass Pestizide bei Schwangeren und Müttern ein Gesundheitsrisiko für das ungeborene beziehungsweise zu stillende Kind darstellen können, da sich die Gifte nicht nur in der Muttermilch, sondern auch im Mutterkuchen ablagern und so auf das Kind übertragen werden.
Geringe Anzahl der Bakterien
Insgesamt 320 Plazenten von Frauen wurden von den Wissenschaftlern um Kjersti Aagaard vom Baylor College of Medicine and Texas Children’s Hospital in Houston nach der Geburt untersucht. Sie identifizierten mit gentechnischen Verfahren die darin vorkommenden Bakterienstämme und verglichen anschließend die Zusammensetzung mit der anderer Körperregionen. In den vergangenen Jahren sind Daten zur Bakterienvielfalt in und auf dem Menschen beim „Human Microbiom Project“ gesammelt worden. Die bakterielle Zusammensetzung der Plazenta unterschied sich von Frau zu Frau. Im Allgemeinen war die Anzahl der Bakterien gering, am häufigsten kam bei den meisten Frauen das Darmbakterium Escherichia coli vor. Der Großteil der Bakterien war harmlos und gehörte zu den üblichen menschlichen Keimen.
Ähnlichkeiten mit Bakterienzusammensetzung in der Mundhöhle
Die Forscher fanden grundsätzlich eine Ähnlichkeit der Bakterienzusammensetzung mit der der Mundhöhle, vor allem an der Zunge, den Mandeln und in Zahnbelägen. Die Bakterien gelangten vermutlich in der Frühschwangerschaft über das Blut der Mutter in den Mutterkuchen. Somit gebe ihre neue Studie auch neue Hinweise darauf, wann Kinder erstmals mit Bakterien besiedelt werden, nämlich möglicherweise bereits im Mutterleib über die Plazenta. Bestimmte Keime kamen bei Frauen, die eine Frühgeburt hatten, vermehrt vor und andere waren seltener zu finden. In einer weiteren Studie wollen die Wissenschaftler diesen Zusammenhang nun genauer untersuchen. Zudem war die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft auch bei Frauen, die im ersten und frühen zweiten Trimester der Schwangerschaft eine Infektion, wie beispielsweise einen Harnwegsinfekt, bekommen hatten, verändert. (sb)
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