Post-antibiotisches Zeitalter ohne Waffen gegen Infektionen
13.04.2015
Infizierte Wunden, Lungen- oder Blasenentzündung: Häufig sind Antibiotika die erste Wahl bei Infektionen. Doch weltweit verursachen immer mehr Krankheitserreger Infektionen, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet gar ein post-antibiotisches Zeitalter ohne Waffen gegen Infektionen. Wie soll damit umgegangen werden?
Immer mehr Erreger sind gegen Antibiotika resistent
Egal, ob Harnwegsinfekt, Lungenentzündung oder infizierte Wunden: Meist sind Antibiotika die erste Wahl bei Infektionen. Das könnte sich jedoch zukünftig ändern, weil immer mehr Erreger gegen die Allzweckwaffe resistent sind. Eine wesentliche Ursache für die Zunahme wird von Fachleuten darin gesehen, dass Antibiotika weltweit zu häufig und oft unbegründet angewendet werden. Bei vielen Beschwerden könnten beispielsweise auch Alternativen zu Antibiotika aus der Naturheilkunde helfen. Jährlich fallen allein in Europa etwa 25.000 Menschen Bakterien zum Opfer, gegen die reguläre Antibiotika nicht mehr helfen, berichtet „heise.de“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht gar die globale öffentliche Gesundheit bedroht. Antibiotikaresistente Bakterien stellen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit dar.
Simple Infektionen können tödlich enden
Bei einer Infektion drohen lebensgefährliche Folgen wie zum Beispiel Blutvergiftung (Sepsis), Entzündungen der Herzinnenhaut oder das Toxische Schock-Syndrom. Selbst simple Infektionen wie Lungenentzündungen, können tödlich enden, wenn Bakterien gegen Antibiotika resistent sind. „Auch gewöhnliche Infektionen und kleine Wunden, die jahrzehntelang behandelbar waren, könnten für Menschen wieder zur tödlichen Gefahr werden“, erklärte der stellvertretende WHO-Direktor Keiji Fukuda im vergangenen Jahr. Daher suchen Forscher nach Strategien für ein post-antibiotisches Zeitalter, wie „Technology Review“ in seiner Online-Ausgabe in einem ausführlichen Report berichtet.
Mit Antibiotikaforschung war kein Geld zu verdienen
Wie es heißt, vernachlässigte die Pharmabranche die Antibiotikaforschung lange, da mit den Bakterienkillern kein Geld mehr zu verdienen war. So erfüllten preiswerte Präparate, die nicht mehr unter Patentschutz standen, ihren Job sehr gut. Allerdings sind diese Zeiten offensichtlich passé. Wie „heise.de“ schreibt, ist der Bedarf an neuen Antibiotika so groß, dass das Unternehmen Roche Anfang letzten Jahres eine neue Antibiotika-Forschungsabteilung schuf. Dem Bericht zufolge kam die wohl beste Nachricht für die Branche von der US-amrikanischen Firma Cubist. Diese setzte im vergangenen Jahr mit ihrem Blockbuster-Mittel Cubicin gegen MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) mehr als eine Milliarde US-Dollar um. 2015 übernahm der Pharmakonzern Merck das Unternehmen den Angaben zufolge für knapp 9,5 Milliarden US-Dollar.
Alternative zu Antibiotika
Laut „heise.de“ ist Cubicin ein Beispiel für den Trend, wieder im Arsenal der Natur zu suchen. So sollen nach der erfolglosen Suche nach synthetischen Mitteln mit ähnlichen Eigenschaften erneut die Gifte helfen, die Mikroorganismen gegeneinander einzusetzen. Damit kehrt die Forschung zu ihren Wurzeln zurück, als Penicillin den Sieg gegen Infektionen einläutete. Forscher können so ein weiteres Potenzial heben: Bakterien sind gegen ihre eigenen Gifte resistent. Wenn es ein Wirkstoff schafft, sie zu überwinden, sprechen Wissenschaftler von Resistenzbrechern. Ein anderer interessanter Weg, mit Antibiotika-Resistenzen umzugehen, ist der, den ein internationales Forscherteam unter Schweizer Leitung eingeschlagen hat. Sie haben eine Substanz entwickelt, um bakterielle Infektionen ohne Einsatz von Antibiotika zu behandeln. Ende vergangenen Jahres haben sie über ihre Alternative zu Antibiotika berichtet. Die Wissenschaftler hoffen, dass damit künftig Antibiotika-Resistenzen vermieden werden können. (ad)
>Bild: Urs Mücke / pixelio.de
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