Schweren Nebenwirkungen des Boehringer-Medikamentes Pradaxa
03.11.2011
Nachdem das japanische Gesundheitsministerium sich bereits im August darüber beklagt hatte, dass der Pharmahersteller Boehringer Ingelheim nicht ausreichend über die Risiken des Medikamentes Pradaxa informiert habe, warnt der Pharmakonzern nun in einer aktuellen Mitteilung ausdrücklich vor den potenziell tödlichen Folge der Verwendung des Arzneimittel.
Wie Boehringer Ingelheim erklärte, darf das Medikament Pradaxa bei Risikopatienten keinesfalls zur Schlaganfall-Prävention eingesetzt werden, da erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen bis hin zum Tod der Patienten drohen. Weltweit sollen bereits 50 Personen an den schweren Nebenwirkungen des Arzneimittels verstorben sein. Die Betroffenen waren nach der Einnahme des Gerinnungshemmers qualvoll innerlich verblutet. Um weitere Todesfälle auszuschließen hat der Pharmakonzern ausdrücklich vor der Verwendung von Pradaxa zu Schlaganfall-Prävention bei Vorhofflimmern gewarnt.
Schwere Nebenwirkungen und Todesfälle durch Pradaxa
Der von Boehringer Ingelheim entwickelte, in Pradaxa enthaltene Wirkstoff „Dabigatranetexilat“ ist seit dem Jahr 2008 weltweit für die Nachsorge bei Hüftgelenkoperationen zugelassen. Pradaxa wird dabei über einen Zeitraum von rund zehn Tagen nach der Operation eingesetzt. Doch wie so häufig nutzten findige Mediziner die gerinnungshemmmende Wirkung von Pradaxa auch für andere Zwecke, zum Beispiel zur Schlaganfall-Prävention. Dabei wurden die Patienten dauerhaft mit dem Boehringer-Medikament behandelt, um ihre Blutgerinnung zu reduzieren und so das Risiko eines Schlaganfalls zu minimieren (Gerinnungshemmer schützen vor Schlaganfällen). Für Boehringer Ingelheim ein lukratives Geschäft, da die Schlaganfall-Prävention einer der stark wachsenden medizinischen Versorgungsbereiche ist. Allerdings hielten sich Ärzte und Patienten offenbar häufig nicht an die Handlungsempfehlungen des Arzneimittelherstellers Boehringer, der in den Anwenderinformationen ausdrücklich von einem Einsatz des Medikaments bei Patienten mit Nierenunterfunktion abrät oder eine deutlich reduzierte Dosis empfiehlt. Weltweit mussten zahlreiche Patienten wegen der schweren Nebenwirkungen, die Pradaxa bei ihnen ausgelöst hatte, medizinisch versorgt werden, nicht selten endete die vermeintlich Schlaganfall vorbeugende Medikation tödlich. Vor allem in Japan litten besonders viele Patienten unter erhebliche Nebenwirkungen des Boehringer-Medikamentes, aber auch in Deutschland waren bereits Todesfälle aufgrund der Pradaxa-Einnahme zu verzeichnen.
Warnung soll Schaden von Patienten abwenden
Denn bei Patienten mit Nierenerkrankung kann das Arzneimittel im Körper nicht beziehungsweise nur deutlich verlangsamt abgebaut werden. Demnach bleibt der Gerinnungshemmer deutlich länger im Organismus und mit der Zeit wird die Blutgerinnung vollständig unterbunden. Innere Blutungen mit potenziell tödlichem Ausgang sind die Folge. Von einer dauerhaften Medikation mit Pradaxa ist demnach dringend abzuraten. Obwohl Boehringer Ingelheim die Risiken von Pradaxa bereits seit längerem bekannt sind, verfolgte das Unternehmen bisher stets die Strategie, das Medikament auch als Präventivmittel gegen Schlaganfälle zu etablieren, wobei als Patientenzielgruppe Menschen mit Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern angegeben wurden. Diese Strategie muss der Pharmakonzern nun jedoch überdenken. Um Schaden von den Patienten abzuwenden, sah sich Boehringer auf Basis des Pharma-Kodex des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie und des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller dazu verpflichtet, eine Warnung vor den potenziell tödlichen gesundheitlichen Risiken des Medikaments Pradaxa herauszugeben. Für Boehringer Ingelheim ist dies ein schwerer Rückschlag, denn die Hoffnung eines umfassenden Einsatzes von Pradaxa beim Milliardengeschäft der Schlaganfall-Prävention, scheint gestorben. Der von Gesundheitsökonomen auf rund 20 Milliarden US-Dollar geschätzte Marktwert des Boehringer-Medikamentes dürfte entsprechend einbrechen. (fp)
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Bild: BirgitH / pixelio.de (Bild zeigt nicht das beschriebene Medikament)
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