Komplexes Gehirn: Menschen können schizophren werden – Tiere nicht
Bis heute sind die Ursachen für die Entwicklung einer Schizophrenie weitgehend unklar. Bekannt ist, dass nur Menschen schizophren werden können, Tiere jedoch nicht. Forscher haben nun herausgefunden, warum das so ist.
Ursachen für Schizophrenie weitgehend unklar
Rund ein Prozent der Bevölkerung entwickelt im Laufe des Lebens eine Schizophrenie. Die Ursachen für die Entwicklung einer Schizophrenie sind noch immer weitgehend unklar. Vor kurzem haben Wissenschaftler bestimmte Genveränderungen als Schizophrenie-Risikofaktor entdeckt. Patienten, die an dieser schweren psychischen Erkrankung leiden, weisen eine zwei- bis dreifach höhere Sterberate auf als Personen ohne eine solche Diagnose. Todesursachen sind häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie in einer Studie im vergangenen Jahr festgestellt wurde. Bei schizophrenen Menschen verändern sich die Wahrnehmung, das Denken und das Fühlen ebenso wie der innere Antrieb und die Art, sich zu bewegen. In vielen Fällen so stark, dass Freunde oder Angehörige meinen, einen anderen Menschen vor sich zu haben.
Tiere können nicht schizophren werden
Wie „Die Welt“ online berichtet, hat Schizophrenie eine Ausnahmestellung: Die schwere Krankheit ist dem Menschen vorbehalten. Andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen können auch Tiere bekommen. So können Hunde überängstlich sein, Affen depressiv, und Tiere, die gefangen gehalten werden, entwickeln nicht selten auch Zwangsstörungen. Schizophrenie hingegen wurde den Angaben zufolge im Tierreich noch nie beobachtet. Warum das so ist, haben nun Forscher um den Genetiker Joel Dudley von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York herausgefunden. Im Fachjournal „Molecular Biology and Evolution“ berichten die Wissenschaftler, dass das hoch spezialisierte komplexe Gehirn dafür verantwortlich ist, dass sich Schizophrenie entwickeln konnte – und zwar ausschließlich beim Menschen.
Schattenseite des komplexen Gehirns
Den Angaben zufolge untersuchte Dudleys Labor dazu die sogenannten Human Accelerated Regions (HARs). Dabei handelt es sich um kurze Abschnitte der DNA, die sich äußerst schnell und massiv veränderten, als der menschliche Vorfahre sich genetisch vom Schimpansen abzuspalten begann. Wahrscheinlich weil dies dem Menschen evolutionäre Vorteile bescherte. Wie „Die Welt“ schreibt, saßen die HARs überzufällig oft in direkter Nähe zu Genen, die Schizophrenie mitverursachen. Außerdem waren die Gene mitverantwortlich für die Weiterleitung des Botenstoffes GABA von einer Nervenzelle zur nächsten. Diese Weiterleitung ist bei der Schizophrenie gestört. Die Folge davon können unter anderem Halluzinationen, Wahnvorstellungen und bizarre Gedanken sein. Wie es abschließend heißt, ist ein schizophrenes Gehirn also sozusagen die Schattenseite des hochkomplexen Gehirns des Menschen. Zwar helfen die HARs dabei – wenn alles funktioniert -, es allen anderen Tierarten überlegen zu machen, doch wenn etwas in der Steuerung durch die HARs verkehrt gerät, dann läuft in dem Gebiet des Gehirns, das Menschen eigentlich so intelligent macht, alles komplett durcheinander. (ad)
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