Jeder zweite Rentner beklagt laut einer wissenschaftlichen AOK-Umfrage die steigenden Kosten der Privaten Krankenversicherung.
22.10.2012
Jedem zweiten Rentner ist die Private Krankenversicherung (PKV) zu teuer. Das ergab eine Umfragestudie des Wissenschaftlichen Instituts (WIdO) der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Weil die Kosten nicht mehr tragbar sind, wechselte jeder zweite Senior im laufenden und im letzten Jahr den PKV-Tarif oder akzeptierte weniger Gesundheitsleistungen.
Auch Beamte im Ruhestand seien laut der Studienergebnisse immer öfter in finanzieller Bedrängnis. Jeder dritte befragte Ruheständler habe einen Tarifwechsel oder eine Erhöhung des Selbstkostenanteils vorgenommen, um die Prämienzahlungen zu reduzieren. Laut der AOK-Umfrage versuchten insgesamt „29,2 Prozent der Privatversicherten auf unterschiedlicher Weise die Kosten für die Krankenversicherung zu mindern“. Für die repräsentative Studie wurden 1000 nach dem Zufallsprinzip gesetzlich und privat Versicherte befragt. Im Ursprung sollten die beiden unterschiedlichen Systeme in Kosten und Leistungen verglichen werden. Laut der Datenerhebung forderten über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) „die Abschaffung der privaten Krankenversicherung“.
PKV zweifelt an der Aussagekraft der Daten
Die Bundesvereinigung der Privaten Krankenversicherung (PKV) zweifelt nach eigenen Angaben an der Aussagekraft der Studie. Die veröffentlichten Daten zum „angeblichen Tarifwechsel sowie den veränderten Selbstbeteiligungen passen bei weitem nicht zur Realität in der konkreten Kundenbetreuung der privaten Versicherungsunternehmen", erklärte der Sprecher des Bundesverbandes der Versicherer, Stefan Reker. Die Umfrage deute eher daraufhin, dass die meisten Befragten „hoch zufrieden mit dem dualen System der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen“ seien.
Linke fordert Abschaffung der PKV
Die Partei „Die Linke“ sieht sich indes in ihrer Forderung nach der Abschaffung des dualen Gesundheitssystem bestätigt und erneute ihre Forderung nach einer Abschaffung der privaten Krankenversicherung. Stattdessen solle eine „Bürgerversicherung für Alle“ installiert werden. „Gerade für Ältere wird die PKV zu einem Armutsrisiko“, betonte Harald Weinberg, Gesundheitsexperte der Linken im Deutschen Bundestag. „Der Fehler liegt im System: Im Alter steigen die Beiträge zur privaten Krankenversicherung, während die meisten im Ruhestand weniger Einkommen beziehen. Ich bekomme dutzende E-Mails und Briefe von Menschen, die irgendwann einmal den Fehler gemacht haben, in die private Krankenversicherung zu wechseln und nun einen Großteil ihrer kargen Altersbezüge für Beiträge aufwenden müssen.“
In den letzten Jahren seien die Tarifbeiträge kräftig gestiegen und auch in diesem Jahr haben zahlreiche Anbieter bereits angekündigt, einzelne Tarife erneut um bis zu 30 Prozent anzupassen. (sb)
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