Probiotikum ist hochwirksam gegen Staphylokokken
Antibiotika werden oftmals bei bakteriellen Infektionen verabreicht. Die Mittel töten jedoch sowohl pathogene als auch nützliche Bakterien. Vor allem die Darmflora leidet unter einer Einnahme. Ein amerikanisches Forschungsteam zeigte nun, dass Probiotika, also Mittel mit lebenden Mikroorganismen, ebenso stark gegen bestimmte Keime wirken können, ohne dabei zu schädigen.
Forschende des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) haben belegt, dass Probiotika mit Bacillus subtilis-Kulturen sicher und effektiv gegen eine Darm-Besiedlung mit dem Krankheitserreger Staphylococcus aureus wirken, ohne die Darmflora der Betroffenen zu schädigen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „The Lancet Microbe“ präsentiert.
Hochwirksam zur Verringerung von Staphylokokken
Die Verwendung eines Probiotikums mit dem Bakterium Bacillus subtilis ist laut der Studie sicher und hochwirksam zur Verringerung einer Staphylococcus aureus-Besiedlung. Im Gegensatz zu einer Antibiotika-Behandlung wurde das Darmmikrobiom der Teilnehmenden durch die Behandlung nicht geschädigt.
Das Forschungsteam um Dr. Michael Otto legt mit den Studienergebnissen nahe, dass Probiotika eine Möglichkeit sein könnten, Antibiotika zur Behandlung und Vorbeugung von Staphylokokken-Infektionen zu ergänzen oder sogar komplett zu ersetzen. Dies würde auch die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen eindämmen.
Wie äußert sich eine Staphylokokken-Erkrankung?
Staphylococcus aureus (S. aureus) ist eine Bakterienart, mit der sich Menschen häufig infizieren. Eine Infektion mit S. aureus kann sich beispielsweise als leichte Hautinfektion wie Furunkel oder Borkenflechte (Impetigo) äußern. Bei schweren Verläufen drohen Komplikationen wie Blutvergiftung (Sepsis) und Lungenentzündung.
Staphylokokken häufig gegen Antibiotika resistent
Bei Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) handelt es sich um einen Stamm, der gegen viele Antibiotika resistent ist. Vor allem in Krankenhäusern sorgt dieser Keim für schwere Komplikationen, die nicht selten tödlich enden.
Probiotika als möglicher Ersatz für Antibiotika
Angesichts der zunehmenden Resistenzen wächst das Interesse an Methoden zur Antibiotika-freien Behandlung bei S. aureus-Infektionen. Probiotika sind Nahrungsergänzungsmittel, die lebende Mikroorganismen enthalten. Im Rahmen der aktuellen Studie wurde nun überprüft, ob ein Probiotikum als wirksame Ergänzung oder sogar Ersatz für Antibiotika verwendet werden kann.
Bacillus-Bakterien verhindern Staphylokokken-Ausbreitung
Vor allem Mittel mit Bakterien vom Typ Bacillus sind in diesem Zusammenhang besonders vielversprechend. Sie können nasal eingenommen werden, überleben die Reise durch den Magen und siedeln sich anschließend im Darm an.
Bacillus-Bakterien produzieren bestimmte Lipopeptide, die als Fengycine bezeichnet werden. Sie stören die Besiedlung des Darmes durch S. aureus massiv und begrenzen so die Ausbreitung des Krankheitserregers.
Staphylokokken-Population sank um über 95 Prozent
Die Forschenden testeten die Effektivität des Probiotikums bei 115 Teilnehmenden. 55 Probandinnen und Probanden erhielten über vier Wochen hinweg ein Probiotikum mit B. subtilis, während 60 Teilnehmende ein Placebo erhielten.
In der Probiotika-Gruppe kam es gegenüber der Placebo-Gruppe zu einer signifikanten Verringerung von S. aureus-Bakterien. Durch die Einnahme sank die Population der pathogenen Keime um 96,8 Prozent im Darm und um 65,4 Prozent in der Nase.
„Das Probiotikum, das wir verwenden, tötet S. aureus nicht ab, aber es vermindert spezifisch und stark seine Fähigkeit, sich anzusiedeln“, verdeutlicht Dr. Otto. Er ist überzeugt davon, dass sich die pathogenen Staphylokokken durch Probiotika bekämpfen lassen, ohne dass die Darmflora dabei in Mitleidenschaft gezogen wird.
Probiotika wirken langsamer als Antibiotika
Die Forschenden räumen ein, dass Probiotika nicht so schnell wirken wie Antibiotika, dafür aber über einen längeren Zeitraum eingenommen werden können, ohne dass sie Patientinnen und Patenten schaden. Dies könnte beispielsweise bei bevorstehenden Krankenhausaufenthalten besonders sinnvoll sein.
Außerdem geben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu bedenken, dass die Anzahl der Teilnehmenden der klinischen Studie relativ gering war. Die Ergebnisse müssten zur Sicherheit noch an einer größeren Anzahl von Menschen überprüft werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Pipat Piewngam, Sunisa Khongthong, Natthrit Roekngam, et al.: Probiotic for pathogen-specific Staphylococcus aureus decolonisation in Thailand: a phase 2, double-blind, randomised, placebo-controlled trial; in: The Lancet Microbe (2023), thelancet.com
- NIAID: Probiotic Markedly Reduces S. aureus Colonization in Phase 2 Trial, niaid.nih.go
- RKI-Ratgeber: Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA (Stand: 19.05.2016), rki.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.