Leberzirrhose: Verbesserung der Leberfunktion durch Probiotika
Eine Leberzirrhose (Schrumpfleber) ist im Endstadium vieler chronischer Lebererkrankungen feststellbar. Durch die Vernarbung des Gewebes wird die Funktion des Organs massiv beeinträchtigt und der Körper ist nicht mehr in der Lage, sich angemessen zu entgiften. Es drohen eine Hepatische Enzephalopathie (Beeinträchtigung des Gehirns durch die Anreicherung von Giftstoffen) oder gar ein sogenanntes Leberkoma. Eine Heilung ist bei einer Leberzirrhose bislang nicht möglich. Doch haben Forscher der Medizinischen Universität Graz nun erfolgreich den Einsatz eines Probiotikums zur Behandlung der Leberzirrhose getestet.
„An der Med Uni Graz wurde ein Probiotikum als neue Therapiemöglichkeit der Leberzirrhose identifiziert“, so die Mitteilung der Universität. Das untersuchte Probiotikum verbessere die Leberfunktion und bilde einen Hoffnungsträger für die Behandlung der Leberzirrhose. Erstmals konnten die Wissenschaftler „zeigen, dass die Gabe eines Probiotikums die Leberfunktion von Leberzirrhose-PatientInnen entscheidend verbessern kann“, berichtet die Medizinische Universität Graz. Die aktuellen Forschungsergebnisse sorgen für internationale Aufmerksamkeit, da bei der Behandlung der Leberzirrhose bislang lediglich eine Linderung der Symptome, jedoch keine Verbesserung der Leberfunktion, möglich war.
Alkoholmissbrauch häufigste Ursache der Leberzirrhosen
„Die gefürchtete Leberzirrhose bildet oftmals das Endstadium chronischer Lebererkrankungen, wobei in den Industriestaaten die alkoholische Leberzirrhose die häufigste Form darstellt“, so die Mitteilung der Med Uni Graz. Meist entwickelt sich die Leberzirrhose über einen Zeitraum von mehreren Jahren bis Jahrzehnten, allerdings können auch schnellere Verläufe von wenigen Monaten auftreten. Neben dem Alkoholmissbrauch sind Virusinfektionen in Europa die häufigsten Krankheitsursachen. Die Entzündung der Leberzellen bedinge einen narbigen Umbau der Leber mit anschließender Funktionseinschränkung, erläutert die Studienleiterin Prof. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Med Uni Graz. Als zentrale Symptomen der Leberzirrhose nennt die Expertin Leistungsminderung, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche, wobei diese Beschwerden meist erst in einem späten Stadium bewusst wahrgenommen würden.
Verbesserung der Leberfunktion
Die Beeinträchtigungen der Leberfunktion bei einer Leberzirrhose galten bislang als irreversibel, doch konnten die Wissenschaftler der Med Uni Graz in ihren aktuellen Versuchen mit der Gabe eines Probiotikums durchaus beachtliche Erfolge erzielen. Die Leberfunktion der Leberzirrhose-Patientinnen und -Patienten habe sich entscheidend verbessert, wenn sie bestimmte Probiotika zu sich nahmen, schreiben Vanessa Stadlbauer-Köllner und Kollegen. „In einer placebokontrollierten Studie verbesserte sich die Leberfunktion derjenigen, die das Multispezies-Probiotikum einnahmen, wesentlich“, berichtet die Studienleiterin. Probiotika enthalten lebensfähige Mikroorganismen und werden den sogenannten „Functional Food Produkten“ zugeordnet.
Leberfunktion, Darmbarriere, Immunabwehr und Darmflora untersucht
Die Wissenschaftler untersuchten die Wirkung der Probiotika an 101 Patientinnen und Patienten mit Leberzirrhose, welche in der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Med Uni Graz behandelt wurden. Über einem Zeitraum von sechs Monaten erhielten die Probanden entweder zwei Mal täglich das Probiotikum oder ein Placebo. Anschließend wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für weitere sechs Monate beobachtet. „Neben der Leberfunktion wurden in der Studie auch die Immunabwehr, die Darmbarriere und die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms untersucht“, berichtet Vanessa Stadlbauer-Köllner. Insgesamt sei eine ausgezeichnete Verträglichkeit des Probiotikums festgestellt worden.
Suche nach den Ursachen für die verbesserte Leberfunktion
Neben den beobachteten Verbesserungen der Leberfunktion, machten die Wissenschaftler eine weitere interessante Entdeckung. Während in der Placebogruppe elf Patienten die Studie nicht bis zum Ende durchführten, haben in der Probiotikagruppe alle bis auf einen Patienten die Studie beendet. „Dieser Umstand könnte ebenfalls auf eine Besserung des subjektiven Befindens durch das Probiotikum hinweisen“, betont die Studienleiterin. Basierend auf den jüngsten Ergebnisse suchen die Grazer Forscher nun nach dem Mechanismus, der die erfreuliche Besserung der Leberfunktion bewirkt. „Möglicherweise beeinflusst das Probiotikum die Zusammensetzung der Darmbakterien positiv oder verbessert die zu hohe Durchlässigkeit des Darms“, so die Vermutung von Stadlbauer-Köllner. Dies könnte in weiterer Folge auch positive Auswirkungen auf das gesamte Immunsystem haben, erläutert die Forscherin. (fp)
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