Modellprojekt soll Wechselwirkungen von Pillen-Cocktails verringern
28.03.2014
In Sachsen und Thüringen startet am 1. Juli das Modellprojekt „ARMIN“. Ärzte sollen Versicherten der Krankenkasse AOK Plus, die neben Ärzte- und Apothekerorganisationen an dem Vorhaben beteiligt ist, Wirkstoffe statt Fertigarzneimitteln verschreiben. Auf diese Weise sollen unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden, die häufig entstehen, wenn Patienten mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen müssen. Der Apotheker soll anhand der verschriebenen Wirkstoffe über die Arzneimittel entscheiden. Die beiden ausgewählten Bundesländer eignen sich besonders für das Modellprojekt, da diese Länder bundesweit den höchsten Anteil von Patienten aufweisen, die dauerhaft mehr als fünf Arzneimittel parallel einnehmen müssen.
Ärzte sollen Wirkstoffe statt Fertigarzneimittel verschreiben
„Ziel ist es, den Fokus des Patienten primär auf den Wirkstoff statt auf das Fertigarzneimittel zu legen“, teilt die Krankenkasse. „Dazu wurden knapp 200 Arzneistoffe nach fachlicher Bewertung ausgewählt, die eine wesentliche Relevanz in der hausärztlichen Versorgung haben und hinsichtlich der Substitution als unkritisch eingeschätzt wurden.“ So könnten Patienten, die an mehreren Krankheiten litten, besser beraten und unerwünschte Wechselwirkungen bei gleichzeitig eingenommenen Präparaten vermieden werden.
Für Menschen mit mehr als fünf verschieden Arzneimitteln sollen zudem sogenannte Medikationspläne erstellt werden. Diese können dann bei Arzt und Apotheker für eine bessere Betreuung vorgezeigt werden. Die Ärzte erhalten darüber hinaus einen Katalog, in dem eine Auswahl optimaler Wirkstoffe aufgeführt ist. „Er listet evidenzbasiert Standard- und Reservewirkstoffe für wichtige Indikationen der Grundversorgung auf“, informiert die Krankenkasse. Darüber hinaus sollen sich die teilnehmenden Patienten exakt an die Anweisung von Arzt und Apotheker bei der Einnahme der Medikamente halten.
Verringerung von Wechselwirkungen von Medikamenten-Cocktails soll Gesundheitszustand der Patienten verbessern
Der AOK-Plus-Vorsitzende Rainer Striebel wies bei der Vorstellung des Modellprojekts in Berlin auf den Fall eines 83-jährigen Mannes hin, der täglich 32 verschiedene Medikamente einnehmen muss. Die gesamte Medikation des Patienten müsse Striebel zufolge gründlich überprüft werden und Apotheker und Arzt in einem ausführliche Gespräch darüber beraten.
„Unsere Hoffnung ist, dass wir bei den teilnehmenden AOK-Plus-Versicherten eine bessere Compliance, also Regeltreue bei der mit dem Arzt und Apotheker besprochenen und vereinbarten Einnahme von Medikamenten erreichen. Davon sollte jeder teilnehmende Versicherte profitieren durch einen verbesserten Gesundheitszustand“, wird Kassen-Vorsitzende in einer Stellungnahme zitiert. „Um Ärzte und Apotheker bei der Betreuung der Patienten und der Zusammenarbeit untereinander zu unterstützen, haben die Vertragsteilnehmer auch eine IT-Unterstützung vereinbart. Teilnehmende Ärzte und Apotheker werden mit einem einheitlichen Schnittstellenstandard arbeiten, der in das Praxisverwaltungssystem beziehungsweise das Apothekensystem integriert wird.“ (ag)
Bildnachweis: Andrea Damm / pixelio.de
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