Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Fettleibigkeit untersucht
Dass starkes Übergewicht ein Gesundheitsrisiko darstellt, ist hinreichend bekannt. So haben verschiedene Studien Fettleibigkeit auch als möglichen Risikofaktor für Prostatakrebs identifiziert. Eine aktuelle Untersuchung zeigt jedoch, dass es offenbar vor allem auf die Verteilung des Körperfetts ankommt.
Die Zusammenhänge zwischen dem Body-Mass-Indey (BMI), der Verteilung des Körperfetts und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, hat ein kanadisches Forschungsteam untersucht. Den Ergebnissen zufolge, scheint abdominale Adipositas mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von aggressivem Prostatakrebs verbunden, für Fettleibigkeit allgemein gilt dies jedoch nicht. Veröffentlicht wurde die Studie in dem Fachmagazin „Cancer Causes & Control“.
Fettleibigkeit als Risikofaktor
Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Männern und verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass Fettleibigkeit dabei einen wichtigen Risikofaktor bildet. Das Team um Professorin Marie-Élise Parent vom Institut national de la recherche scientifique (INRS) an der Universität von Montreal hat nun versucht, den Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Krankheit und der Körpermasse genauer zu beleuchten.
Anhand der Daten von fast 2.000 Personen im Alter bis 75 Jahre mit diagnostiziertem Prostatakrebs und einer genauso großen Kontrollgruppe suchten die Forschenden nach Zusammenhängen zwischen dem BMI, dem Taillenumfang, dem Hüftumfang und dem Prostatakrebsrisiko. Dabei zeigte sich zunächst ein durchaus überraschendes Ergebnis, da fettleibige Teilnehmende (mit einem aktuellen BMI ≥ 30 kg/m2 ) insgesamt ein geringeres Risiko für Prostatakrebs aufwiesen, verglichen mit der Kontrollgruppe.
Taillenumfang entscheidend
„Im Gegensatz dazu war der Taillenumfang von über 102 cm mit einem erhöhten Risiko für schweren Prostatakrebs assoziiert“, berichten die Forschenden weiter. Die tatsächliche Verteilung des Körperfetts scheine demnach ein bedeutender Faktor bei der Entstehung der Krankheit. „Die Auswirkungen auf die Gesundheit einer Person können variieren, je nachdem, ob das Fett um den Bauch herum konzentriert oder über den ganzen Körper verteilt ist“, so das Team.
„Abdominales Übergewicht verursacht hormonelle und metabolische Veränderungen, die das Wachstum von hormonabhängigen Krebszellen fördern können. Es wird angenommen, dass abdominale Adipositas mit einer Abnahme des Testosterons sowie einem Zustand chronischer Entzündung verbunden ist, womit die Entwicklung aggressiver Tumore einhergeht“, ergänzt Éric Vallières von der Universität Montreal.
Allgemeine Fettleibigkeit kein Risikofaktor?
Dass allgemeine Fettleibigkeit nicht die gleiche Korrelation mit Prostatakrebs gezeigt hat wie das Bauchfett, könnte nach Einschätzung der Forschenden auch auf einen Erfassungsfehler infolge möglicher biologischer Effekte zurückzuführen sein. Denn bei fettleibigen Menschen sei das Protein, das zur Erkennung von Prostatakrebs im Frühstadium verwendet wird (prostataspezifisches Antigen; PSA), im Blut verdünnt und diese Blutverdünnung mache es schwieriger, Krebs zu erkennen, so Vallières
Mögliche Ansätze zur Prävention
„Die Bestimmung der Risikofaktoren für aggressiven Krebs ist ein großer Schritt nach vorne in der Gesundheitsforschung, weil dieser Krebs am schwierigsten zu behandeln ist“, betont Prof. Parent. Mit den neu gewonnen Daten werde auch eine Möglichkeit geschaffen, „präventiv zu arbeiten“ und gefährdete Männer genauer zu überwachen. Dies gilt insbesondere für Männer mit vielen überschüssigen Fettpolstern im Bauchbereich. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Eric Vallières, Miceline Mésidor, Marie-Hélène Roy-Gagnon, Hugues Richard, Marie-Élise Parent: General and abdominal obesity trajectories across adulthood, and risk of prostate cancer: results from the PROtEuS study, Montreal, Canada; in: Cancer Causes & Control (veröffentlicht 05.04.2021), springer.com
- Institut national de la recherche scientifique (INRS): Prostate cancer linked to obesity (veröffentlicht 10.06.2021), inrs.ca
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.