Weiterer Durchbruch bei der Prostatakrebs-Therapie
In einer aktuellen Forschungsarbeit wurden zwei Subtypen von metastasierendem Prostatakrebs identifiziert, welche jeweils unterschiedlich auf eine mögliche Behandlung ansprechen. Diese Erkenntnis könnte in Zukunft die Behandlung von Prostatakrebs erheblich verbessern, indem erkrankten Personen die am besten geeignete Therapie zur Verfügung gestellt wird.
Aufbauend auf früheren Studien, in denen klinisch relevante Subtypen von Brustkrebs und nicht-metastasierendem Prostatakrebs entdeckt wurden, konnten in einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung der University of Wisconsin-Madison genetische Signaturen identifiziert werden, mit deren Hilfe sich metastasierende Prostatatumore in zwei Typen unterteilen lassen, die als luminal und basal bezeichnet werden. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „JAMA Oncology“ publiziert.
Was für Unterschiede gab es zwischen den Subtypen?
Luminale Tumore sprachen besser auf testosteronblockierende Behandlungen an, während Erkrankte mit basalen Tumoren weniger von dieser Hormonbehandlung profitierten. Zu den basalen Tumoren gehört auch die besonders aggressive Form der metastasierenden Erkrankung, die als kleinzelliger neuroendokriner Prostatakrebs bekannt ist, so das Team.
Subtypen sprechen unterschiedlich auf Hormontherapie an
„Der Grund, warum diese Subtypen so wichtig sind, liegt darin, dass sie sehr unterschiedlich auf die Hormontherapie ansprechen. Bei lokalisiertem Prostatakrebs haben wir gezeigt, dass luminale Tumore stärker von einer Anti-Testosteron-Therapie profitieren. Wir wollten wissen, ob sich dieses Muster auch auf die metastasierende Erkrankung erstreckt“, erläutert Studienautor Professor Shuang Zhao von University of Wisconsin School of Medicine and Public Health in einer Pressemitteilung.
Gemeinsamkeiten von Prostata- und Brustkrebs
Vor etwa 20 Jahren wurden bereits die luminalen und basalen Subtypen von Brustkrebs identifiziert. Damals wurde festgestellt, dass beide auf unterschiedliche Therapien besser ansprechen. Dies ermöglichte damals eine präzisere Behandlung von Brustkrebs, so die Forschenden.
Da Brust- und Prostatakrebs viele Gemeinsamkeiten aufweisen, einschließlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber Hormonbehandlungen, untersuchte das Team um Professor Zhao bereits im Jahr 2016, ob diese Gemeinsamkeiten auch für verschiedene Prostatakrebs-Subtypen gelten könnten. Die Forschenden veröffentlichten damals einen ersten Bericht, indem die luminalen und basalen Subtypen bei lokalisiertem Prostatakrebs (Krebs bleibt auf die Prostata beschränkt) identifiziert wurden.
Analyse auf metastasierenden Krebs ausgeweitet
In der aktuellen Studie wurde die Analyse dann auf metastasierenden Krebs ausgeweitet, der sich von der Prostata ausbreitet. Metastasierender Prostatakrebs ist viel tödlicher als seine lokale Variante. Diese Form von Krebs ist auch schwieriger zu untersuchen, da sich kleine Tumore an vielen verschiedenen Stellen des Körpers befinden können und schwieriger zu biopsieren sind, berichten die Fachleute.
Um genügend Proben für seine Analyse zu finden, wandte sich das Team an mehrere große, nationale Studien über Personen mit metastasierendem Prostatakrebs, wodurch insgesamt 634 Proben zur Verfügung standen. „Wir haben alle Daten zusammengeführt und die bisher größte Kohorte von Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs zusammengestellt”, erläutert Professor Zhao.
Die Fachleute verglichen die Muster der Genexpression in den Tumorbiopsien. Eine Gruppe von 50 Genen bestimmt den basalen oder luminalen Charakter von Brust- und Prostatakrebs, und je nachdem, wie aktiv jedes dieser Gene ist, können Fachleute die beiden Subtypen voneinander unterscheiden.
Metastasierter Krebs luminal oder basal
Wie schon beim lokalisierten Prostatakrebs identifizierte das Team auch beim metastasierten Krebs luminale und basale Typen. Anschließend stellte sich die Frage, wie sich die Subtypen auf das Überleben der Personen und ihr Ansprechen auf die Behandlung auswirken, berichten die Fachleute.
Ärzte und Ärztinnen, welche die Personen in der Studie behandelten, wussten zu diesem Zeitpunkt nichts über die Subtypen. Trotzdem mussten sie entscheiden, welche Behandlung sie ohne diese Informationen für am besten geeignet hielten. Die Variation der Behandlung stellte ein natürliches Experiment dar, welches die Forschenden analysieren konnten.
Hormontherapien wirksamer bei luminalen Tumoren
Die Fachleute fanden heraus, dass die Hormontherapien, genau wie bei lokalisiertem Prostatakrebs, bei den luminalen Tumoren besser zu wirken schienen als bei den basalen Tumoren, erläutert Professor Zhao.
Obwohl es zwei eindeutige Subtypen gab, stellten die Forschenden fest, dass die Tumore in ein Spektrum fielen, welches davon abhing, wie luminal und basal sie waren. Das eine Extrem waren die hormonbehandlungsresistenten kleinzelligen neuroendokrinen Prostatakarzinome, welche am basalsten erschienen. Am anderen Ende standen die weniger aggressiven luminalen Subtypen, die viel empfindlicher auf eine Hormontherapie reagieren. Zusätzlich gab es auch Tumore, die zwischen diesen beiden Extremen lagen. Es sei noch nicht klar, wie diese Krebsarten in der Mitte der Skala von den verschiedenen Behandlungen profitieren können, so die Fachleute.
Entwicklung neuer Bluttests in Aussicht
Weil metastatische Tumore so schwierig zu biopsieren sind, hofft Professor Zhao, Bluttests zu entwickeln, mit denen sich leichter feststellen lässt, ob ein metastatischer Prostatakrebs luminal oder basal ist. Ein solcher Biomarker-Test würde klinische Studien, in denen der Nutzen einer Subtypisierung metastasierender Tumoren getestet wird, wesentlich einfacher machen. Ähnliche klinische Studien für lokalen Prostatakrebs sind derzeit bereits im Gange, berichtet das Team.
„Jetzt, da wir dieses Muster entdeckt haben, fragen wir uns, wie wir es in einen Test verwandeln können, von dem metastatische Patienten profitieren können. Der einzige Weg, wie er weit verbreitet werden kann, ist, wenn wir ihn einfacher machen“, fügt Professor Zhao hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rahul Aggarwal, Nicholas R. Rydzewski, Li Zhang, Adam Foye, Won Kim, et al.: Prognosis Associated With Luminal and Basal Subtypes of Metastatic Prostate Cancer; in: JAMA Oncology (veröffentlicht 23.09.2021), JAMA Oncology
- University of Wisconsin-Madison: Metastatic prostate cancer comes in two forms, which could guide treatment (veröffentlicht 23.09.2021), University of Wisconsin-Madison
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.