Lebensmittel mit Proteinzusatz: überflüssig oder sinnvoll?
Müsli mit Proteinzusatz, Eiweißbrot und Joghurt mit einer Extraportion Protein – mit Eiweiß angereicherte Lebensmittel liegen im Trend. Laut Hersteller unterstützen solche Produkte den Erhalt und den Aufbau von Muskelmasse und sollen quasi die Muskeln „aufpumpen“. Doch sind solche Nahrungsmittel wirklich sinnvoll?
Proteine (Eiweiß) gehören zu den energieliefernden Makronährstoffen. Findet über einen längeren Zeitraum keine ausreichende Proteinversorgung statt, gerät der Stoffwechsel aus dem physiologischen Gleichgewicht und ein Abbau von Muskelmasse beginnt. Daher greifen manche Menschen auf Lebensmittel mit Proteinzusatz zurück. Sind solche Produkte aber tatsächlich empfehlenswert?
Von Natur aus eiweißreiche Lebensmittel
Protein-Pulver, -Drinks und -Riegel oder Eiweiß-Brot gibt es bereits länger auf dem Markt. Neuerdings kommen auch von Natur aus eiweißreiche Lebensmittel wie Fisch-, Fleisch- und Milchprodukte und sogar Bier, Wasser, Pizza und Süßigkeiten als „High-Protein“-Produkte daher, schreibt die Verbraucherzentrale Hessen.
„Was soll das?“, fragte sich auch ein Verbraucher, der neben Skyr, Quark und Joghurt ein Produkt mit der Aufschrift „High Protein Natur“ im Kühlregal fand. „Das ist eine reine Verkaufsmasche“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. „Natürliche Eiweißlieferanten sind in Deutschland keine Mangelware.“
„Protein*“-Käse und „Protein*“-Fisch legen die Erwartung nahe, dass in diesen Produkten mehr Eiweiß steckt als in herkömmlichem Käse und Fisch. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Lebensmittelhersteller nutzen laut der Verbraucherzentrale ein rechtliches Schlupfloch. Hinter das Wort „Protein“ kommt einfach ein Sternchen.
Die Auflösung „*von Natur aus“ steht aber erst im Kleingedruckten auf der Rückseite. „Sternchenhinweise sind eine beliebte Masche, um dem Vorwurf der verbotenen Werbung mit Selbstverständlichkeiten zu entgehen“, so Franz.
Zudem sind High-Protein-Varianten von Käse und Wurst nicht immer neue Produktkreationen. Bei einigen ist lediglich der Name neu. Sie waren bereits zuvor identisch zusammengesetzt als Light-Versionen in den Regalen. „Der Hersteller ist also nicht innovativ, sondern nur daran interessiert, seinen Umsatz zu steigern“, sagt Franz.
Süßstoffe und Bindemittel
Bei Eiscreme, Pudding, Keksen und Bonbons setzen Hersteller inzwischen ebenfalls auf eine Extraportion Protein, um die Nährstoffzusammensetzung ihrer Produkte zu verbessern.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollten aber genau hinschauen: Meist enthalten die Lebensmittel tatsächlich weniger Zucker, Fett und Energie. Dafür sorgen jedoch oft Süßstoffe und Bindemittel für süßen Geschmack und die gewohnte Konsistenz.
Muskelwachstum ohne angereicherte Produkte
„Zweifelsohne benötigen Muskeln neben Training Eiweiß, um zu wachsen, aber viel weniger als oft vermutet“, erläutert Franz. Sportlich aktive Menschen essen mehr. Mit der zusätzlichen Nahrung steigt automatisch auch die Proteinzufuhr.
Daher reicht es selbst für Kraft- und Ausdauersportlerinnen und -sportler im Leistungssport aus, eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse zu essen.
Proteinreiche Nahrung sättigt besser als eiweißarme. Daher werden Low-Carb-Diäten & Co. mit einer stärkeren Gewichtsreduktion in Verbindung gebracht. Wer mit einer eiweißreichen Diät abnehmen möchte, benötigt ebenfalls keine Produkte, die mit zusätzlichen Proteinen angereichert sind. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Hessen: Lebensmittel mit einer Extraportion Protein: überflüssig und teuer, (Abruf: 02.05.2021)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.