Prozess gegen Ärztin: Cortison statt Naturmittel?
24.01.2015
In Paderborn steht eine Ärztin vor Gericht weil sie Hunderten von Patienten ohne deren Wissen Cortison verabreicht haben soll. Auch Kinder und Jugendliche sollen unter den Betroffenen sein. Viele erlitten körperliche Beeinträchtigungen. Die Angeklagte bestreitet die Vorwürfe.
Mittel aus der Schulmedizin statt Naturheilkunde
Die Patienten wollten Mittel aus der Naturheilkunde, bekamen jedoch ein Medikament aus der Schulmedizin. Seit Freitag wird am Landgericht Paderborn gegen eine Ärztin verhandelt, die über 500 Patienten – auch Kinder und Jugendliche – in fast 1.800 Fällen ohne deren Wissen mit Cortison behandelt haben soll. Wie es in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa heißt, wirft die Staatsanwaltschaft der 45-Jährigen aus Paderborn bei dem Prozess gefährliche Körperverletzung vor. Aufgrund der Nebenwirkungen von Cortison ist die Arznei unter Experten seit langem umstritten.
Rund 200 Patienten erlitten körperliche Beeinträchtigungen
Wie es heißt, sollen fast 200 Patienten wegen der Cortison-Gaben körperliche Beeinträchtigungen erlitten haben, beispielsweise Wachstumsstörungen und Osteoporose. Bereits 2012 hatte die Staatsanwaltschaft berichtet, dass es bei mindestens 190 Patienten zu Nebenwirkungen wie Knochenschwund und Haarausfall gekommen sei. Den Angaben von damals zufolge hätten die Patienten in der Hochkonjunktur von Pollenallergie und Heuschnupfen im Hausflur der Ärztin, die sich mit ihrer vorgeblichen homöopathischen Behandlung von Allergien einen Namen gemacht hatte, sogar Schlange gestanden, um eine lindernde Spritze zu erhalten.
Behandlung von Allergien und Neurodermitis
Da die Ärztin die cortisonhaltigen Spritzen als homöopathische Substanzen abgerechnet haben soll, listet die Anklage auch 830 Fälle von gewerbsmäßigem Betrug auf. Die Angeklagte räumte die Behandlungen am ersten Verhandlungstag ein, gab aber an, nicht gewusst zu haben, dass das verwendete Präparat Cortison enthielt. Insgesamt soll die Medizinerin, deren Approbation seit mehreren Jahren ruht, 34.000 Euro mit den Spritzen verdient haben. Die Staatsanwaltschaft kam im Zuge ihrer mehrere Jahre andauernden Ermittlungen auf die Zahl von 522 Patienten, die ihre Allergien oder Neurodermitis-Erkrankungen von der Ärztin mit Hilfe einer vermeintlichen Eigenbluttherapie hatten therapieren lassen wollen. (ad)
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