500 Tote durch Diabetes-Mittel – Prozess hat begonnen
14.05.2012
Gerichtsprozess zu den tödlichen Folgen des Diabetes-Mittels Mediator hat begonnen. Im Jahr 2010 war bekannt geworden, dass das Diabetes-Medikament für den Tod von mindestens 500 Menschen in Frage kommt. 18 Monate nach dem Bekanntwerden des Skandals wurden nun der Strafprozess gegen den 90-jährigen Chef des Pharmaunternehmens, Jacques Servier, eröffnet.
Rund 350 Betroffene fordern von dem Pharmahersteller Schadensersatz, da die Gefahren des Diabetes-Mittels seit langem bekannt gewesen seien und die Patienten hier aus reinen Profitgründen einem potenziell tödlichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt wurden. Am Montag wurde in Nanterre bei Paris der Strafprozess eröffnet. Laut Anklage soll das Medikament Mediator (Wirkstoff: Benfluorex) für den Tod von 500 bis 2.000 Patienten verantwortlich sein.
3.500 Krankenhauseinlieferungen aufgrund der Verwendung des Diabetes-Mittels Mediator
Von 1976 bis zum Jahr 2009 wurde das Diabetes-Medikament des Pharmaherstellers Servier vor allem in Frankreich verordnet, wohingegen das Präparat zum Beispiel in Deutschland und Österreich keine Zulassung erhielt – möglicherweise aus gutem Grund. Laut Angaben der französischen Gesundheitsbehörden mussten während der letzten dreißig Jahre in Frankreich rund 3.500 Personen aufgrund der Einnahme des Arzneimittels Mediator ins Krankenhaus eingeliefert werden und mindestens 500 Patienten seien aufgrund der Verwendung gestorben. Ende 2009 hatten sich die Hinweise soweit verdichtet, dass die französische Arzneimittelaufsicht sich dazu gezwungen sah, Mediator wegen der massiven Nebenwirkungen auch in Frankreich zu verbieten.
Aus Profitgier den Tod hunderter Patienten in Kauf genommen?
Dem Angeklagten Chef des Pharmaherstellers Servier wird im Rahmen des Prozesses nun vorgeworfen, in betrügerischer Absicht das Diabetes-Medikament weiter angeboten zu haben, obwohl ihm die Gesundheitsrisiken lange bekannt waren. Mediator wurde nicht nur zu unmittelbaren Behandlung von Diabetes, sonder auch als Appetitzügler verordnet. Dabei habe das Unternehmen fahrlässig die Tötung oder zumindest die schwerwiegende gesundheitliche Schädigung der Kunden in Kauf genommen, so der Vorwurf der Anklage. Bis zuletzt hatte das Pharmaunternehmen jegliche Verantwortung von sich gewiesen und einen Zusammenhang mit den Todesfällen ausgeschlossen. Allerdings kam Anfang letzten Jahres plötzlich Bewegung ins Spiel nachdem absehbar war, dass die Anklage gegen den Konzern zugelassen wird und eine Verurteilung durchaus wahrscheinlich ist. Der zweitgrößte französische Pharmahersteller bot daraufhin die Einrichtung einer Entschädigungsfonds in Höhe von 20 Millionen Euro an. Doch auch hiermit löste das Unternehmen bei den Betroffenen mehr Verärgerung als Zustimmung aus, da bei erfolgreicher Klage ein Schadensersatz von insgesamt 200 Millionen Euro – also der zehnfachen Summe des Angebots – im Raum steht. (fp)
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Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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