PSA-Screening zur Prostatakrebs-Vorsorge verringert Sterberisiko um 20 Prozent
08.08.2014
Kann durch die Prostatakrebs-Vorsorge mithilfe des sogenannten „PSA-Tests“ tatsächlich Leben gerettet werden? Schon seit langem wird das PSA-Screening international kontrovers diskutiert, denn bislang galt es als ungeklärt, ob die Vorteile dieser Methode die Nachteile überwiegen. Nun hat eine europäische Langzeitstudie gezeigt, dass das Sterberisiko durch den Test offenbar um mehr als ein Fünftel gesenkt werden kann – allerdings auf Kosten vieler unnötiger Diagnosen und Therapien.
Reihenuntersuchung sorgt seit Jahren international für kontroverse Diskussionen
Bereits seit Jahren wird die Reihenuntersuchung beschwerdefreier Männer auf Prostatakrebs per „PSA-Test“ kontrovers diskutiert. Mithilfe dieses Testes kann die Menge des im Blut vorhandenen PSA (Prostata-spezifisches Antigen) gemessen werden, ein Eiweißstoff, der in der Prostata gebildet und bei der Ejakulation dem Sperma beigemischt wird. Während im Normalfall nur ganz geringe Mengen PSA aus den Prostatadrüsen ins Blut gelangen, kann es durch verschiedene Umstände und Erkrankungen auch zu einem Anstieg des PSA-Spiegels kommen. Hierzu zählt neben Harnwegsinfektionen und Entzündungen der Prostata auch Prostatakrebs – weshalb ein PSA-Test durchgeführt werden kann, um bei einem Verdacht Hinweise auf eine mögliche Krebserkrankung zu erhalten.
Früherkennung und geringere Sterblichkeit vs. Überdiagnosen und Überbehandlungen
Doch bislang galt es als unbewiesen, ob die Vorteile des Tests mögliche Nachteile überwiegen. Denn auf der einen Seite steht die frühzeitige Erkennung eines Prostatakarzinoms und damit eine geringere Sterblichkeit der Männer an Prostatakrebs, was natürlich einen großen Vorteil bedeutet. Auf der anderen Seite weisen Kritiker aber auch immer wieder auf den Nachteil durch Überdiagnosen und Überbehandlungen ungefährlicher Krebsgeschwulste hin, die für die betroffenen Männer auch ohne Entdeckung und Behandlung niemals problematisch geworden wären. Doch nun haben Wissenschaftler von der Universitätsklinik Rotterdam durch eine europäische Langzeitstudie offenbar neue Erkenntnisse gewonnen. Demnach könne mithilfe des PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs durchaus Leben gerettet werden – wobei Überdiagnosen und Überbehandlungen allerdings nicht ausgeschlossen werden könnten.
Durch regelmäßige PSA-Tests mehr als 20% geringeres Sterberisiko
Für die „European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer“ (ERSPC), die 1993 in acht europäischen Ländern gestartet war, hatten Forscher insgesamt mehr als 162.000 Männer im Alter von 50 bis 74 Jahren zunächst per Los auf zwei Gruppen verteilt. Bei der einen Gruppe wurde anschließend alle vier Jahre das PSA-Screening als diagnostischer Test zur Krebsvorsorge durchgeführt, bei der anderen Gruppe nicht. Das Ergebnis: Nach neun Jahren wies die erste Gruppe ein um 15 Prozent niedrigeres Sterberisiko auf als die Gruppe, bei der keine Tests durchgeführt worden waren. Nach elf Jahren lag der Unterschied sogar bei mehr als 20 Prozent. „Die PSA-Untersuchung verringert die Todesfälle durch Prostatakrebs substanziell, in ähnlichem Maße oder stärker als die Brustkrebsvorsorge“, so Fritz Schröder von der Universitätsklinik Rotterdam im Fachmagazin „The Lancet“.
Warnung: Anzahl der „Fehlalarme“ jedoch weiterhin zu groß
Doch auch wenn ein PSA-Screening das Sterberisiko um mehr als ein Fünftel senken könne, sei dies den Wissenschaftlern nach kein hinreichender Grund, den Test flächendeckend als Vorsorgemaßnahme einzuführen. Hierfür sei die Anzahl der „Fehlalarme“ zu groß, denn in rund 40 Prozent der diagnostizierten Fälle habe es sich um Überdiagnosen gehandelt, die wiederum zu unnötigen Behandlungen mit möglichen Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Impotenz geführt hätten. Wie die Forscher weiter schreiben, wurden demnach für die Rettung eines Lebens innerhalb von 13 Jahren 27 Männer behandelt – daher seien dringend weitere Studien nötig, „um die sehr große Zahl jener Männer zu verringern, die Vorsorge, Biopsien und Therapien unterzogen werden, um nur einigen wenigen Patienten zu helfen“, erklärt Fritz Schröder weiter. „In diesem Update bestätigt die ERSPC eine deutliche Reduzierung der Prostata-Krebssterblichkeit durch die Prüfung von PSA, mit einem wesentlich erhöhten absoluten Effekt nach 13 Jahren im Vergleich mit den Ergebnissen nach 9 und 11 Jahren. Trotz unserer Erkenntnisse werden weiterführende Quantifizierungen der Nachteile und deren Reduzierung dennoch als die Voraussetzung für die Einführung eines flächendeckenden Screenings betrachtet“, so das Fazit der Forscher. Dementsprechend sei das Screening zwar „kein perfekter Test“ – dennoch könne dieser helfen, Risiken abzuschätzen, so Prof. Peter Hammerer von der Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie gegenüber der „dpa“. Wichtig sei vor allem, dass die Männer über die Vor- und Nachteile aufgeklärt würden, um die Aussagekraft des Tests einschätzen zu können. (nr)
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