Psoriasis: Unheilbare Schuppenflechte in den Griff bekommen
29.10.2014
In Deutschland leiden rund zwei Millionen Menschen an Schuppenflechte. Die nicht-ansteckende Krankheit ist unheilbar und betrifft nicht nur die Haut. Oft können Betroffene die Symptome mit der richtigen Therapie in den Griff bekommen. Am 29. Oktober, dem Welt-Psoriasis-Tag, soll auf die Krankheit aufmerksam gemacht werden.
Rund zwei Millionen Deutsche leiden an Schuppenflechte
Oft sind es anfangs nur trockene Hautstellen auf denen sich später rote Flecken bilden. Diese werden mit der Zeit immer dicker und heben sich von der Hautoberfläche ab. Schließlich fangen sie an, sich silbrig-weiß zu schuppen. Betroffen sind zuerst oft Hautstellen an Ellenbogen, Knien, hinter den Ohren oder am Bauchnabel. Häufig auch Stellen in der Gesäßspalte, was zu unangenehmen Afterjucken führt. Im schlimmsten Fall ist am ganzen Körper ein Juckender Hautausschlag zu spüren. Weltweit sollen etwa 125 Millionen Menschen diese Krankheit haben, in Deutschland rund zwei Millionen. Die Rede ist von Schuppenflechte, medizinisch Psoriasis genannt. Der Welt-Psoriasis-Tag am 29. Oktober soll auf die Krankheit aufmerksam machen. Das Motto des diesjährigen bundesdeutschen Aktionstages lautet: „Schuppenflechte? Trau dich“.
Rote Flecken mit silbrigen Schuppen
Die roten Flecken mit silbrigen Schuppen entstehen, da bestimmte Immunzellen im Blut aktiviert werden und in die Haut einwandern. „Sie schütten besondere Botenstoffe aus, die zu Entzündungen führen und die Zellen in der Oberhaut dazu anregen, sich schneller als normal zu teilen“, erklärte Professor Ulrich Mrowietz, Leiter des Psoriasis-Zentrums am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge. Eine Hautzelle braucht in der Regel rund 28 Tage, um von der untersten Schicht der Oberhaut zur äußeren Hornschicht zu gelangen. „Bei Betroffenen mit Schuppenflechte dauert dieser Prozess jedoch weniger als eine Woche.“ Die zahlreichen unausgereiften Zellen werden schließlich an der Hautoberfläche als festhaftende, trockene Schuppen abgestoßen.
Mehr als nur eine Hautkrankheit
Doch Schuppenflechte ist mehr als eine Hautkrankheit. „Heute geht man davon aus, dass sich die Entzündung im gesamten Körper abspielt, weil sie sich über die Blutbahnen auch in andere Organe ausbreiten kann“, erklärte Ralph von Kiedrowski vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Wie es heißt, leidet rund jeder fünfte Patient auch an Gelenkbeschwerden wie etwa Schwellungen an Zehen, Fingern, Knien oder der Wirbelsäule. Zudem haben insbesondere Patienten mit schwerer Schuppenflechte ein höheres Risiko, an Bluthochdruck oder Diabetes zu erkranken beziehungsweise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Zahlreiche Ursachen für Psoriasis
Auch wenn zahlreiche Auslöser für die Erkrankung bekannt sind, wird weiter an den Ursachen geforscht. So haben etwa Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Universität Heidelberg im vergangenen Jahr herausgefunden, dass ein fehlendes Molekül bei Mäusen Psoriasis-ähnliche Symptome verursacht. Prof. Stefan Beissert vom Uniklinikum Dresden äußerte gegenüber der dpa: „Einerseits gibt es eine genetische Veranlagung, die vererbt werden kann“ und „Andererseits bricht eine Schuppenflechte erst im Zusammenspiel mit Risikofaktoren aus.“ Die Lister möglicher Auslöser reicht von Infektionen wie einer Mandelentzündung über hormonelle Umstellungen in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren sowie Stress und Alkoholkonsum (Studien zufolge vor allem Bier) bis hin zu bestimmten Medikamenten wie Betablockern. „Auch anhaltende mechanische Hautreizungen, etwa die Reibungen durch eng anliegende Kleidung, können eine Schuppenflechte begünstigen“, so Beissert. „Was aber letztlich zum Ausbruch der Krankheit führt, kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein.“
Unheilbare chronische Krankheit
Und auch der Verlauf der Krankheit kann nicht vorhergesagt werden. Von Kiedrowski erklärte dazu: „Bei vielen Patienten verläuft die Schuppenflechte schubförmig.“ So kommt es bei einigen vor allem beim Übergang vom Sommer zum Herbst und vom Winter zum Frühling zu Schüben. „In Erkältungszeiten ist das Immunsystem durch die Bekämpfung von Viren und Bakterien besonders angeregt, was die Überaktivität des Immunsystems bei einer Schuppenflechte noch verstärkt.“ Manche Betroffene haben die Hauptsymptome jedoch ohne Unterbrechung. „Eine Heilung ist bei dieser chronischen Krankheit leider nicht möglich, aber durch Therapien können wir Symptomfreiheit erreichen.“
Behandlung von Schuppenflechte
Zur Behandlung einer leichten Schuppenflechte werden häufig Cremes und Salben eingesetzt. „In der Regel wird eine Mischung aus einem antientzündlichen Kortisonbestandteil und einem Vitamin-D3-Präparat verschrieben, das die Neubildung der Haut reguliert“, so von Kiedrowski. Zu beachten ist dabei, dass sich Betroffene über den eigentlichen Entzündungsschub hinaus eincremen müssen. Mittlere bis schwere Psoriasis wird hingegen meist medikamentös behandelt. Zum Einsatz kommen dabei Arzneien, die weiße Blutzellen hemmen und das gesamte Immunsystem drosseln. Oder gentechnologisch hergestellte Wirkstoffe, sogenannte Biologika. Mrowietz erläuterte dazu: „Die Biologika wiederum richten sich gezielt gegen einzelne Botenstoffe, die bei der Entzündung eine Schlüsselrolle spielen.“ Die Kosten für Biologika sind allerdings sehr hoch. „Sie dürfen deshalb erst dann eingesetzt werden, wenn die konventionellen Präparate nicht gewirkt haben, nicht vertragen worden sind oder wegen anderer Gründe nicht angewendet werden durften.“
Natürliche Therapieansätze
Die Lichttherapie ist eine weitere Behandlungsmöglichkeit. Dabei wird der Patient mit kurzwelligem UV-B-Licht bestrahlt. „Die UV-B-Therapie eignet sich aber nur für eine zeitlich begrenzte Behandlung der Schuppenflechte, etwa bei kurzen Krankheitsschüben“, so Mrowietz. „Zudem muss der Patient zu jeder Behandlung zum Arzt kommen.“ In der Naturheilkunde stehen zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten von Schuppenflechte zur Verfügung, die keine oder wenig Nebenwirkungen verursachen. Neben Badetherapien mit schwefelhaltigem Natur-Fango und Vulkanwasser oder Salz aus dem Toten Meer, ist hier vor allem auch die Eigenurintherapie zu nennen. Zudem können Verfahren der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), der Homöopathie, Ernährungstherapien sowie Akupunktur vielen Betroffenen helfen. (ad)
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