Die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt von Marokko bis Pakistan sprunghaft an. Das zeigt eine Vergleichsstudie der letzten 25 Jahre der University of Washington.
Explodierende Selbstmordrate
Während global die Selbstmordrate in dieser Zeit um 19 % stieg, erhöhte sie sich in islamischen Ländern Nordafrikas, Arabiens und Südasiens um 100-152%.
Psychische Störungen
Die 15 Berichte im International Journal of Public Health zeigen auch eine deutliche Steigerung bei psychischen Erkrankungen. Die häufigsten sind dabei Depression und Angststörungen, aber auch bipolare Störung und Schizophrenie grassieren.
Unlösbare Gewalt
Der Leiter der Studie, Dr. Ali Mokdad erklärt: “Tief verankerte unlösbare Gewaltverhältnisse schaffen eine verlorene Generation von Kindern und jungen Erwachsenen. Die Zukunft des Nahen Ostens sieht finster aus, wenn es uns nicht gelingt, in der Region für Stabilität zu sorgen.”
Zu wenig Psychiater
Die Anzahl qualifizierter Fachkräfte, um diese Krankheiten therapieren zu können, steigt zwar, es sind aber nach wie vor viel zu wenige Psychiater vor Ort.
80mal weniger Psychiater in Europa
In den betroffenen Ländern kommt im Schnitt ein Psychiater auf 200.000 Menschen, in Europa sind es 80.
Auf wen bezieht sich die Studie?
Die Studie bezieht sich auf 600 Millionen Menschen in den 22 Ländern des Maghrebs, dem Horn von Afrika und dem Nahen Osten, außerdem Afghanistan und Pakistan.
Kriege und Krisen
Die Menschen in dieser Region sind seit Jahrzehnten Kriegen, Krisen und Hunger ausgesetzt. Allein 2015 starben hier circa 208.000 Menschen durch Krieg, Mord und Selbstmord, 144.000 davon direkt im Krieg.
Psychische Störungen von Flüchtlingen
Aus besagten Ländern, zum Beispiel aus Syrien und Afghanistan, kommt ein Großteil der Flüchtlinge, die Zuflucht in Europa suchen. Sie leiden sehr häufig unter Traumatisierung.
Therapie für Traumatisierte?
Im Asylverfahren spielt das jedoch kaum eine Rolle. Nur bei akuten Erkrankungen haben Asylsuchende Recht auf medizinische Betreuung.
Verständnisprobleme
Ärzte und Ärztinnen, die die Betroffenen behandeln, diagnostizieren oft falsch, weil kein Dolmetscher dabei ist. So lassen sich psychiatrische Erkrankungen meist nur bei genauer Kenntnis der Lebensumstände klären. Folgen eines Traumas lassen sich leicht mit Psychoseschüben einer Schizophrenie verwechseln.
Borderline und PostTraumatischesBelastungsSyndrom
Die Erfahrungen von Flüchtlinge sind geradezu ein Rezept dafür, am Borderline-Syndrom zu erkranken oder ein PostTraumatischesBelastungsSyndrom zu entwickeln. Gerade Borderline geht aber einher mit Symptomen, die auch bei anderen affektiven Störungen auftreten: Angststörungen, Dissoziationen oder zwanghaftes Lügen.
Studien stehen aus
Studien zum Borderline-Syndrom in den Ländern des östlichen Mittelmeers und unter Flüchtlingen, die aus diesen Ländern kommen, stehen aus. Dem stehen unzählige Menschen gegenüber, die unter schwersten psychischen Störungen leiden und keine qualifizierte Therapie bekommen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.