Ungewöhnliche Studie untersucht den CSI-Effekt
Crime-Serien, wie CSI, sind in den letzten zwei Jahrzehnten sehr populär geworden. Sie haben der Bevölkerung einen Einblick in die forensische Beweisführung verschafft. Bisher wurde allerdings noch nie untersucht, welchen Nutzen potentielle Kriminelle aus dem Wissen ziehen können, das die Shows über Polizeiarbeit preisgeben. Im schlimmsten Fall wird befürchtet, dass Kriminelle aus den Shows lernen, ein Verbrechen besser zu verbergen. Forscher der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz haben in einer aktuellen Studie diese Thematik genauer untersucht.
Das Team von Psychologen an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz unter der Leitung von Professor Heiko Hecht gibt jetzt Entwarnung: In einer experimentellen Studie konnten die deutschen Forscher keine Verbindung zwischen dem Wissen, das Zuschauer aus populären Forensik-Serien ziehen können, und der Fähigkeit, eine Straftat zu verbergen, herstellen. Die Studie, die im „International Journal of Law, Crime and Justice“ veröffentlicht wurde,. ist die erste, die sich mit dieser Frage beschäftigt hat.
Der CSI-Effekt
Anlass für diese Studie war der sogenannte „CSI-Effekt“. Vom dem Effekt wird in der Rechtswissenschaft der USA gesprochen, wenn die Auswirkungen kriminologischer Fernsehserien auf das Verhalten sowohl von Geschworenen als auch von Verbrechern gemeint sind. In der Tat gab es Geschworene in den USA, die von Staatsanwälten abgelehnt wurden, da sie sich als Fans bekannter Krimi-Serien bekannten. Den Geschworenen wurde unterstellt, ihr Verhalten aus der Serie nachzuahmen. Viele Leute vermuteten ebenfalls, dass die Serien Einfluss auf das Verhalten von Polizisten, Richtern und Kriminellen haben.
„Über viele Jahre wurde vermutet, dass diesbezüglich gewisse Verbindungen bestehen, auch wenn es hierfür keine geeigneten Studien gab”, sagte Dr. Andreas Baranowski in einer Pressemitteilung. Er und seine Kollegen haben nun vier separate Untersuchungen durchgeführt, um diesem Mythos auf den Grund zu gehen.
Die vier Schritte der Studie
In einem ersten Schritt untersuchten die Psychologen Statistiken aus den Datenbanken des Bundeskriminalamts (BKA). Sie verglichen die Kriminalitätsraten in den Jahren vor dem Start der CSI-Serie mit denen der nachfolgenden Jahre. Dann fragten sie 24 verurteilte Kriminelle in Gefängnissen, ob ihrer Meinung nach Serien wie CSI helfen können, der Strafverfolgung zu entkommen. Anschließend untersuchten die Forscher in einem komplexen experimentellen Szenario, ob Zuschauer von Krimi-Serien tatsächlich besser gerüstet wären, die Spuren eines nachgestellten Verbrechens zu verbergen. In einem vierten Test wurden Verbrechen mit Hilfe eines Puppenhauses nachgestellt.
Kein CSI-Effekt für Kriminelle
Insgesamt fanden die Forscher keine Verbindung zwischen dem Anschauen von forensischen Serien und der Fähigkeit, nach einer Straftat die Entdeckung erfolgreich zu verhindern. Die männlichen Probanden im vierten Teil des Experiments schnitten jedoch besser ab, als die weiblichen. Auch die jüngeren Teilnehmer waren bessere Versuchskriminelle als die älteren Probanden. Zusätzlich schnitten höher qualifizierte Studienteilnehmer besser ab als weniger gut ausgebildete Probanden. Außerdem schienen männliche Probanden in technischen Berufen bestimmte Vorteile zu haben, Verbrechen zu verheimlichen.
Das legt die Vermutung nahe, dass der perfekte Kriminelle ein junger Mann mit guter Bildung und einem technischen Beruf wäre.
Der CSI-Effekt ist ein alter Schuh
Baranowski wies darauf hin, dass bereits in der Vergangenheit kritische Stimmen gegen Krimiserien, wie Sherlock Holmes, Quincy und Law & Order aufkamen. „Wir können jetzt einige der Mythen zerstreuen, die in den Medien und anderen Publikationen seit 20 Jahren verbreitet werden, weil wir mit relativer Sicherheit feststellen können, dass Menschen, die CSI sehen, ihre Spuren nicht besser verbergen können als andere“, erläutert Baranowski. (fp)
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