Neue Studie: Was lässt Menschen auf andere unheimlich wirken?
Der verurteilte Mörder, der im gestrigen Tatort wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, wirkte wahrhaft unheimlich. Seine Art, wie er mit anderen Menschen, insbesondere der Hauptkommissarin, umging, sorgte für Gänsehaut. Doch warum wirken manche Personen „creepy“? Darauf haben Forscher in einer neuen Studie nun Antworten gefunden.
Wenn Menschen auf andere „creepy“ wirken
Im Frankfurter „Tatort“ der am Sonntag ausgestrahlt wurde, war Mord Nebensache. Viel unheimlicher war der verurteilte Mörder, der – wieder auf freiem Fuß – auf verschiedenste Weise Kontakt zur Hauptkommissarin suchte. In „Die Geschichte vom bösen Friederich“ gerät die Polizistin wegen dem gruseligen und unberechenbaren Ex-Häftling an ihre Grenzen. Alexander Nolte (so der Filmname des Mörders) hat einiges gemeinsam mit US-amerikanischen Präsidentschaftsbewerbern, Bestattern, Sex-Shop-Besitzern und Clowns: Sie alle wirken auf ihre Mitmenschen „creepy“, irgendwie unheimlich. Die „Welt“ berichtet online über eine Studie, die untersucht hat, was dieses unangenehme Gefühl auslöst.
Beunruhigendes Gefühl durch Mitmenschen
Auch wenn es oft nicht begründbar ist, reicht bereits die bloße Anwesenheit mancher Mitmenschen, um sich schlagartig unwohl zu fühlen. Der Tonfall kann eine Rolle spielen, das eigenartige Grinsen oder die Augen. Die US-amerikanischen Wissenschaftler Francis T. McAndrew und Sara S. Koehnke haben sich in einer Studie damit beschäftigt, woher das beunruhigende Gefühl eigentlich kommt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit mit dem Titel „On the nature of creepiness” (zu Deutsch „Die Ursache von Gruseligkeit“) werden im Fachmagazin „New Ideas in Psychology“ veröffentlicht. Die am Knox College in Illinois arbeitenden Forscher gewannen teilweise verblüffende Erkenntnisse darüber, weshalb manche Menschen – grundlos – auf andere eigenartig, regelrecht verstörend oder unheimlich wirken.
Unheimlich erscheinende Berufe
Im Rahmen der Studie wurden 1.341 Personen im Durchschnittsalter von 29 Jahren beobachtet. Laut „Welt“ waren es insgesamt 44 Merkmale, die von den Studienteilnehmern bewertet werden mussten. Es ging dabei um das Verhalten, alltägliche Angewohnheiten, Marotten, Hobby, Berufe, Gestik oder ganz oberflächlich das Aussehen. Den Angaben zufolge kristallisierte sich heraus, dass es manche Berufe gibt, die auf Anhieb unheimlich erscheinen. Dazu zählen unter anderem Bestatter, Sex-Shop-Besitzer, Tierpräparatoren oder Clowns. Es existiert sogar eine krankhafte Angst vor Clowns, die sogenannte „Coulrophobie“. Die Universität Sheffield in Großbritannien hat in einer älteren Studie nachgewiesen, dass heutzutage immer mehr Menschen unter Coulrophobie leiden. Trotzdem helfen Klinik-Clowns dabei, Patienten wieder gesund zu machen und auch in Altenheimen sind sie oft der Doktor fürs Gemüt. Und im Zirkus bringen sie viele zum Lachen.
Eigenartige Charaktere unter den US-Präsidentschaftskandidaten
In der aktuellen Studie fanden sich der „Welt“ zufolge auch unter den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten einige eigenartige Charaktere. So war manchen Probanden Marco Rubio unheimlich, da er ständig einen trockenen Mund zu haben scheine und über eine komische Mimik verfüge. Bei Donald Trump zeigte sich, dass seine fortwährend sexuellen Anspielungen bezüglich seiner großen Hände und langen Finger als nicht ganz geheuer wahrgenommen werden. Laut den Wissenschaftlern wirkt gerade sein wiederholtes Thematisieren bestimmter Sachverhalte mit sexuellem Kontext auf andere zunehmend irritierend.
Abweichungen von der Norm
Ted Cruz wurde sein ständiges Lippenlecken als „creepy“ Eigenschaft attestiert. Im Fachjournal „Psychology Today“ fragte sich Richard E. Cytowic, Professor für Neurologie an der George Washington University vor kurzem, weshalb ihn der Gesichtsausdruck von Cruz permanent irritieren würde. Der Präsidentschaftsbewerber weiche demnach von der Norm ab, weil seine Mundwinkel beim Lächeln nicht nach oben, sondern nach unten gingen. Er und auch andere als „unheimliche Artgenossen“ wahrgenommene Personen können aber meist nichts dafür, dass sie auf andere verstörend wirken.
Vor allem Männer werden als unheimlich empfunden
In einem Beitrag auf dem Portal „Slate“ werden Studienteilnehmer zitiert, die über die häufigsten optischen Merkmale sprachen, die ein unwohles Gefühl beim Gegenüber auslösen. Diese sind fettiges Haar, schmutzige Kleidung, seltsames Lächeln, Ringe unter den Augen, fahle Haut oder Glubschaugen. Es war jedoch auffällig, dass es überwiegend Männer waren, die als unheimlich und beunruhigend empfunden wurden. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass 75 Prozent der Studienteilnehmer Frauen waren und das Ergebnis dadurch verfälscht sein könnte. Laut „Welt“ ist die größte Erkenntnis der Studie, dass wir andere Menschen vor allem dann als unheimlich empfinden, wenn wir ihr Verhalten nicht vorhersagen oder ihre Mimik und Gesten nicht richtig deuten können. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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