Placeboeffekte treten nicht nur bei medizinischen Behandlungen auf
Obwohl Placebos keinen Arzneistoff enthalten, können sie dennoch zu positiven Veränderungen im Körper beitragen. Forscher haben nun herausgefunden, dass Placebos aber nicht nur bei medizinischen Behandlungen, sondern auch dann wirken, wenn ihnen psychologische Effekte zugeschrieben werden.
Wirkung ohne Arzneistoff
Placebos enthalten zwar keinen Arzneistoff, dennoch können sie zur medizinischen Behandlung beitragen. Der sogenannte Placeboeffekt war auch schon Bestandteil diverser wissenschaftlicher Untersuchungen. So berichteten Wissenschaftler aus Portugal in der Fachzeitschrift „Pain“, dass sich chronische Rückenschmerzen mit Placebos reduzieren lassen. Auch andere Forscher beschäftigen sich immer wieder mit der Frage, warum und wie die Scheinmedizin wirkt. Schweizer Experten haben nun festgestellt, dass auch psychologische Placebos eine Wirkung haben.
Psychotherapie und Placebo beruhen auf sehr ähnlichen Mechanismen
Wie es in einer Mitteilung der Universität Basel heißt, sind Psychotherapie und Placebo psychologische Interventionen, die nicht nur vergleichbare Wirkungen haben, sondern auch auf sehr ähnlichen Mechanismen beruhen:
Beide Behandlungsformen werden stark von der Beziehung zwischen Behandelnden und Patienten sowie der Besserungserwartung beeinflusst.
Den Angaben zufolge geht die bisherige Placeboforschung von einem biomedizinischen Modell aus: Einer an sich inhaltsleeren Pille wird eine medizinische Bedeutung zugeschrieben, was einen entsprechenden Effekt hervorruft.
Doch über die Wirkung von psychologischen Placebos war bislang nur wenig bekannt.
Grün beruhigt
Forscher der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Basel fanden nun in drei unabhängigen Experimenten mit 421 gesunden Teilnehmenden heraus, dass Placebos auch dann eine Wirkung haben können, wenn man ihnen bestimmte psychologische Effekte zuschreibt.
Eine wichtige Rolle spielte bei der Abgabe der Placebos die begleitende Erklärung – das Narrativ –, aber auch die Art der Beziehung zwischen den Forschenden und den Probanden.
Als Placebo wurden in den Experimenten kurze Filme verwendet, die vorwiegend grünfarbig gestaltet wurden.
Den Angaben zufolge wurden diese Filme mit oder ohne einem psychologischen Narrativ („Grün beruhigt, weil es früh geprägte emotionale Schemata aktiviert“) sowie im Kontext einer neutralen oder aber einer freundlichen Beziehung präsentiert.
Positive Wirkung auf die Befindlichkeit
Nach der Betrachtung des Placebos bewerteten die Teilnehmenden bis zu mehreren Tagen ihre persönliche Befindlichkeit.
Laut der Mitteilung zeigte sich dabei, dass das Placebo dann eine positive Wirkung auf die Befindlichkeit hatte, wenn es zusammen mit einem psychologischen Narrativ sowie im Kontext einer freundlichen Beziehung verabreicht wurde.
Den Wissenschaftlern zufolge war die beobachtete Wirkung nach der Verabreichung des Placebos am stärksten, aber auch noch eine Woche später nachweisbar.
Nicht nur für das Verständnis psychologischer Interventionen wichtig
„Die beobachteten Effekte waren dabei vergleichbar mit jenen von psychotherapeutischen Interventionen bei gleichen Populationen“, erklärte Studienleiter Prof. Dr. Jens Gaab.
Dass auch psychologische Placebos bedeutsame Effekte haben, sei nicht nur für das Verständnis psychologischer Interventionen wichtig:
„Es fordert die Forschung und auch die klinische Praxis heraus, sich mit diesen Mechanismen und Effekten sowie deren ethischen Implikationen auseinanderzusetzen.“
Die Ergebnisse der Studie, an der auch das Psychologische Institut der Universität Zürich beteiligt war, wurde im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlicht. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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