Während der Pubertät sterben Milliarden von Gehirnzellen ab, um die kognitive Leistungsfähigkeit zu stärken
25.03.2012
Die Pubertät, also genaugenommen der entwicklungsphysiologische Verlauf der Geschlechtsreifung, ist bei Jungen und Mädchen von einer hormonellen Umstellung mit dem Ziel der Fortpflanzungsfähigkeit geprägt. Während dieser Adoleszenz-Phase sterben Milliarden von Zellen im Gehirn ab, wie eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt am Main ergab. Nur das was gebraucht wird, „verfestigt sich“, erläutert der Forscher für Neurowissenschaften und Studienleiter, Prof. Peter Uhlhaas, gegenüber dem Nachrichtenjournal „Focus“. Die höchste Anzahl von Synapsen besitzen Menschen während der Spätphase der Kindheit, erklärte der Neurowissenschaftler weiter. Das Absterben der Gehirnzellen erzeugt keine Negativeffekte, sondern begünstigt geradezu den weiteren kognitiven Entwicklungsstand. Die Zellen arbeiten im Anschluss strukturierter.
Zahl der Gehirnzellen reduiziert sich deutlich
Wenn die Kindheit vorüber ist, gehört auch eine außerordentlich hohe Anzahl von Nerven- und Gehirnzellen der Vergangenheit an. Während äußerliche Merkmale wie Pickel oder Stimmungsschwankungen im Verlauf der Pubertät den jungen Menschen zu schaffen machen, finden im Hirn weitreichende Umbauten statt. Während der pubertären Hochphase im Alter zwischen 15 und 17 Lebensjahren ist die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Gehirnarealen noch sehr chaotisch strukturiert. Gegen Ende des Reifungsprozesses hat sich zwar die Zahl der Hirnzellen deutlich minimiert, aber den jungen Erwachsenen gelingt es im Ergebnis nunmehr viel besser, das eigene Handeln und Planen zielführender abzustimmen. Die Konsequenzen des eigenen Tuns können von den jungen Menschen in Folge besser im Vorfeld abgeschätzt werden.
Die „intensiv genutzten neuronalen Netze werden stärker“ und die weniger in Anspruch genommen schalten sich ab, erklärte auch Prof. Franz Resch von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Heidelberg. Dieser Vorgang ist Vergleichbar mit dem Pikieren von Pflanzen im Garten, so der Psychiater.
Das Gehirn wird effektiver
Die vorliegenden Studienergebnisse haben gezeigt, dass sich die kognitive Leistungsfähigkeit erhöht, erklärt Uhlhaas. Die Axone, also die Kabel zwischen den Nervenzellen, sind jetzt dicker mit einer isolierenden Fettschicht umgeben. Ähnlich wie bei einer Umstellung von Kupfer- auf Glasfaserkabel wird die Verarbeitung der Daten schneller. Bis allerdings das menschliche Gehirn von einem Jugendlichen so effektiv funktioniert, bedarf es einer Entwicklungsphase von mehreren Jahren.
Unter der Leitung des Wissenschaftlers Uhlhaas haben Jugendliche in der Altersgruppe im Studienverlauf unterschiedliche Aufgabenstellungen gelöst. Dabei wurden sie an Elektronen angeschlossen und mit einem Magnetenzephalografen (MEG) untersucht. Eine Aufgabe war zum Beispiel, unterschiedliche Gesichter zu erkennen. Im Anschluss wurden die Ergebnisse ausgewertet. (sb)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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