Pubertät ist für Jugendliche und Eltern eine schwierige Lebensphase
03.01.2014
Wenn Jugendliche in die Pubertät kommen, bedeutet dies in den meisten Fällen eine sehr ungestüme Phase mit vielen neuen Gefühlen, Sorgen und Konflikten. Auch für die Eltern ist die Phase der „Abnabelung“ ihrer Kinder oft nicht leicht und fordert viel Anstrengung und Konfliktmanagement. Die Probleme unterscheiden sich dabei nicht wesentlich von denen anderer Generationen – verändert hat sich allerdings das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.
Abnabelung bedeutet Welt voller neuer Emotionen und Konflikte
Die Pubertät – häufig eine schwierige Lebensphase, beginnend bei Mädchen etwa mit dem 8. und bei Jungen etwa mit dem 10. Lebensjahr, in der sich Jugendliche von ihren Eltern abgrenzen, um ihren eigenen Weg zu finden. In den meisten Fällen bedeutet die Abnabelung für Jugendliche und Eltern eine ungestüme und anstrengende Zeit mit bisher unbekannten Emotionen, neuen Konflikten und Sorgen. Gerade bei der ersten Verliebtheit werden Jugendliche von völlig neuen, verwirrenden Gefühlen „überrannt“ und beschäftigen sich zum ersten Mal intensiv mit der Frage „Ist alles in Ordnung mit mir?“
Sorge, nicht „normal“ zu sein
Dabei ist die Furcht davor „nicht normal zu sein“, beispielsweise einen zu kleinen Penis oder einen zu großen Busen zu haben, seit Generationen unverändert: „Die Fragen sind im Grunde die gleichen wie früher", so die Leiterin des Dr.-Sommer-Teams der Zeitschrift "Bravo", Jutta Stiehler, gegenüber der „dpa“. Doch im Vergleich zu früheren Zeiten könnten Jugendliche heute in vielen Fällen offen mit ihren Eltern über Sorgen und Probleme sprechen – eine laut der Expertin neue Errungenschaft, die sie den Heranwachsenden oft empfehlen würde. Dabei gäbe es nach Ansicht von Jutta Stiehler immer weniger Tabus, „verklemmte“ Eltern seien eher selten: „Die meisten Eltern von Jugendlichen in dem Alter haben selbst die "Bravo" gelesen", so Stiehler weiter.
Internet: Unterstützung und Verwirrung zugleich
Ausgenommen von dem heute vorherrschenden eher lockeren Verhältnis zwischen Jugendlichen und ihren Eltern sei jedoch das Thema „Sexualität“ – denn bei diesem würden nach wie vor Freunde oder Geschwister als Gesprächspartner vorgezogen werden. Wichtig sei daher, die Intimsphäre der Kinder zu respektieren und sie nicht mit unangenehmen Fragen zu löchern, so „Dr. Sommer“ Jutta Stiehler weiter gegenüber der Agentur. Neben der Möglichkeit, mit den Eltern zu sprechen, helfe auch das Internet heute, an Informationen zu kommen, die anderen Generationen so nicht einfach zugänglich waren. Doch der technische Fortschritt habe auch eine Kehrseite, denn die Flut an Informationen könne laut Jutta Stiehler auch schnell verunsichern – und in der Folge zu noch mehr Fragen führen.
Das eigene „Aussehen“ als zentrales Thema
Besonders das Thema „Aussehen“ hat in der Pubertät einen sehr hohen Stellenwert, denn auf der Suche nach der eigenen Identität spielen Fragen wie „Ist mein Körper normal?“ oder „Welcher Stil passt zu mir?“ eine zentrale Rolle. Das Problem dabei: Das medial vermittelte „Idealbild“ von Schönheit und Attraktivität entspricht nur selten der Realität und sorgt daher oft für Sorge und Unsicherheiten unter den Heranwachsenden. Gerade Mädchen würden laut Stiehler daher oft bei der „Dr. Sommer“-Redaktion Rat in Hinblick aufs Abnehmen suchen – Jungen hingegen „sind meistens selbstbewusster, sie identifizieren sich mehr darüber, was sie können.“
Auch Jungen leiden unter dem Druck der medial vermittelten Schönheitsideale
Doch die medial vermittelten „Idealbilder“ würden auch an den Jungs nicht spurlos vorbei ziehen, so die Ergänzung des Diplom-Psychologen Stefan Drewes vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BdP) gegenüber der dpa. „Auch bei Jungs ist der Druck nicht zu unterschätzen“, denn muskelgestählte Traumkörper würden bei vielen jungen Männern den Eindruck entstehen lassen, unbedingt so aussehen zu müssen.
Hier seien demnach die Eltern gefordert, ihren Kindern zu erklären, dass die medial vermittelten Bilder nur einen kleinen Teil der Realität darstellen – und stattdessen jeder Mensch einzigartig und vor allem nicht perfekt ist. Auch in Hinblick auf den ersten Freund bzw. die erste Freundin gelte es, den Jugendlichen Mut zu machen, denn die neuen Gefühle stiften Verwirrung und bereiten zugleich Sorgen und Druck, wenn eine Beziehung noch auf sich warten lässt: „Es gibt keine Richtlinie, ab wann man einen Freund oder eine Freundin haben darf oder soll", so der Psychologe Drewes weiter.
Stattdessen würde es gerade bei den Jungen häufig etwas länger dauern als bei den Mädchen, bis das Interesse für das andere Geschlecht offen ausgelebt werde – denn hier gelte es laut Drewes verstärkt, vor den Freunden „cool“ sein zu wollen.
Jugendliche müssen eigene Sexualität kennenlernen und ausleben können
Gerade bei Thema „Sexualität“ sei zu berücksichtigen, dass nicht nur heterosexuelle Anziehung eine Rolle spiele – sondern natürlich auch Beziehungen zum eigenen Geschlecht eingegangen werden, unabhängig davon, ob rein platonisch oder auch auf der körperlichen Ebene. Daher sei es laut Drewes wichtig, dass Jugendliche auf der Suche nach ihrer (Geschlechts-)Identität ihre eigene Sexualität kennenlernen und ausleben können, in dem Wissen, dass jede sexuelle Orientierung „okay“ ist. (nr)
Bild: adel / pixelio.de
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