Qi soll in Fluss kommen
Viele kennen das Entspannungsverfahren der Chinesischen Medizin, Qigong. Mit langsamen, fließenden Bewegungen wird durch die Übungen das Qi, also die „Energie des Körpers” ins Fließen gebracht. Durch gezielte Übungen lassen sich auch Blockaden auflösen. In der Chinesischen Medizin gehört das Qigong neben Akupunktur, chinesischer Arzneitherapie, Körpertherapien sowie Diätik zu den fünf Stützpfeilern der Medizinlehre.
Die einzelnen, kurzen Übungen des Qigong sind eine Mischung aus Gymnastik, Meditation und Pantomime. Die Bewegungen sind so langsam, dass sich die Muskeln lösen und das Qi überall hinkommt. Doch Entspannung alleine genügt nicht, sondern eine moderate Muskelspannung ist ebenso wichtig. „Die größte Schwierigkeit haben europäische Patienten damit, die willentliche Kontrolle über die Bewegungen auszuschalten, sie soll eigentlich von selbst ablaufen”, erklärt Dr. Christian Schmincke, Experte für Chinesische Medizin und Leiter der Klinik am Steigerwald.
Bildliche Namen für die Übungen wie „Der Kranich, der die Flügel ausbreitet” oder „Bogenschießen” sollen dabei helfen. Wer sich in die Bilder hineinversetzt, lenkt seine Aufmerksamkeit nach außen, weg von sich selbst. Dann erzielt das Qigong auch eine gute Wirkung: „Unser Organismus wird von zwei Systemen gesteuert: dem animalischen System, das Muskulatur und Sinnesorgane umfasst, sowie dem vegetativen, den unbewusst ablaufenden Körperprozessen. Richtig ausgeübtes Qigong harmonisiert beide.” Patienten merken den Erfolg, wenn der Speichelfluss angeregt wird und der Magen anfängt zu arbeiten. Zudem wird der Mensch durch Qigong gelassener, wehrhafter und kann besser mit Stress umgehen.
Auch bei akuten Schmerzen, bei Migräne oder Krämpfen helfen die meditativen Übungen. Wenn das Fließen des Qi stockt und Patienten eingeübte Qigong-Übungen machen, beginnt es wieder zu fließen. „Die Atmung vertieft sich, die Motorik von Magen und Darm reguliert sich und das Kreislaufsystem kommt wieder ins Lot”, verdeutlich Dr. Schmincke. „Auch der Blutdruck normalisiert sich, die Wärme verteilt sich besser im Körper und Kältegefühle lassen nach.” Idealerweise machen Patienten Qigong jeden Morgen. Wer die Übungen unter Anleitung gelernt hat, kann sie eigenständig zu Hause üben. Chronisch Kranke profitieren am meisten von Qigong, wenn es in ein Gesamtkonzept mit chinesischen Arzneien, Akupunktur, Körpertherapien und Ernährungslehre eingebettet sind.
Qigong-Kugeln beruhigen und beleben
Fast jeder hat sie schon einmal in den Händen gehalten, die Qigong-Kugeln. Die Übungen mit den Kugeln haben den gleichen Zweck, wie die ganzkörperlichen Qigong-Übungen: Beruhigen, Zentrieren und Neubeleben. Bei der Übung „Kreisen lassen im Kontakt” kreisen die Kugeln in der Hand umeinander. Das Kreisen sollte im und gegen den Uhrzeigersinn mit beiden Händen erfolgen. Achtung: es geht nicht um Fingerfertigkeit, sondern um Auswirkungen auf den ganzen Körper. Wer mit zuviel falschem Ehrgeiz übt, überfordert die Muskeln der Hand und des Unterarms und erschöpft sich schnell. Die Geschicklichkeit im Kreisen der Kugeln stellt sich von alleine ein, wenn die Bewegungen sich nach und nach automatisieren und gewissermaßen aus dem Körper in den Arm zur Hand fließen. Fortgeschrittene lassen die Kugeln in der Hand kreisen, ohne dass sie sich berühren. (sb, pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.