Schlimme Schnittwunden, Stürze und Co: Wie Heimwerker bei Verletzungen vorgehen
Viele Deutsche sind begeisterte Heimwerker. Bei den heimischen Tätigkeiten kann schon mal was schief laufen: Der Hammer landet auf dem Daumen oder der Finger in der Säge. Doch wie behandelt man solche Verletzungen? Experten haben darauf informative Antworten.
Lieber selber machen
Selber machen statt machen lassen: Millionen Bundesbürger betätigen sich als Heimwerker. Vielen geht es dabei gar nicht darum, die Kosten niedrig zu halten, sondern, sondern darum, selbst etwas geschaffen zu haben. Das zeigt sich auch in der Baumarkt-Werbung, die mit Sprüchen wie „Respekt, wer’s selber macht“ oder „Es gibt immer was zu tun“ an den Stolz der Käufer appelliert. Allerdings gibt es nicht wenige Heimwerker, die ihr Können überschätzen. Die Folge sind Unfälle und Verletzungen. Experten wissen, was dann zu tun ist.
Rund 300.000 Heimwerker-Unfälle pro Jahr
Ein Besuch im Baumarkt offenbart: Viele Deutsche sind offenbar Do-it-yourself-Anhänger. Egal ob tapezieren, das Bad neu fließen oder die Wände streichen: Vor allem Männer sind leidenschaftliche Heimwerker. Leider passieren dabei häufig Unfälle, Experten zufolge rund 300.000 pro Jahr. Durch den richtigen Schutz können Verletzungen zwar oft vermieden, aber nicht komplett ausgeschlossen werden.
Viele überschätzen ihr Können
So manche Heimwerker überschätzen leider ihr Können. Die Folgen sind Unfälle und Verletzungen. Risikofaktoren seien aber auch eine schlechte Zeitplanung, die zu Hektik führt sowie falsches Werkzeug, erläuterte Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus in Hamburg in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa. „An der Spitze stehen Verletzungen mit scharfen und spitzen Gegenständen, etwa mit Messern und Schraubendrehern, die unsachgemäß eingesetzt werden“, schreiben die Experten der Aktion in einer Broschüre.
Unfälle durch Stürze
„Ihnen folgen Stürze, zum Beispiel von der Leiter oder von Haushaltsgegenständen wie Stühlen oder Kisten, die missbräuchlich verwendet werden. Auf dem Boden stehende Eimer oder quer über die Arbeitsfläche verlegte Kabel führen immer wieder zu Unfällen durch Stolpern, Ausrutschen und Umknicken“, heißt es dort weiter. Auch Bedienungsfehler, Zweckentfremdung von Geräten und mangelnde Konzentration sind nicht zu unterschätzende Unfallursachen. In der Agenturmeldung geben Experten Auskunft darüber, was Heimwerker machen sollten, wenn etwas schiefgeht.
Ein abgerutschter Hammer verursacht höllische Schmerzen
Wenn der Hammer abrutscht und statt des Nagelkopfs ein Finger getroffen wird, sollte der lädierte Finger zunächst gekühlt werden. Ist er nicht sichtbar gebrochen, sollte man laut Florian Gebhard, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in Berlin, ein bis zwei Stunden warten. Lässt der Schmerz in der Zeit nicht nach oder nimmt sogar zu, wendet man sich am besten an einen Arzt. „Das kann auf ein gebrochenes Fingerglied hindeuten“, so der Experte. Blutergüsse unter dem Nagel können ebenfalls äußerst schmerzhaft sein. Sie müssen häufig per Nadel abgelassen werden.
Beim Anbringen der Lampe die Sicherung vergessen
Wird beispielsweise beim Anbringen der Deckenlampe die Sicherung vergessen, ist es schnell passiert, dass man einen Stromschlag abbekommt. Laut Heribert Brück, Sprecher des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen, sei der Schmerz vergleichbar mit dem, der nach einem Schlag auf den Musikantenknochen im Ellenbogen ausstrahlt. Tritt der Strom an der Hand ein, fließt er meist über den Körper bis zum Fuß und dort hinaus – dabei wird auch das Herz durchströmt.
„Das kann zu gefährlichen Rhythmusstörungen führen“, so Brück, „muss es aber nicht“. Das hängt davon ab, in welcher Phase des Herzschlags der Strom fließt. Bei Schwindel, einem flauen Gefühl oder wenn einem schwarz vor Augen wird, sollte man sich vom Arzt untersuchen lassen.
Bei Stromschlag muss manchmal der Notarzt gerufen werden
Lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen können aber auch verspätet auftreten. Wenn man jedoch direkt nach einem Stromschlag Beschwerden wie Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot oder Krämpfe in der Brust verspürt, muss laut Fachleuten sofort der Rettungsdienst gerufen werden. Gleiches gilt auch bei anderen extremen Beschwerden oder Ohnmacht.
Hinweise auf einen verletzten Nerv
Wenn man beim Zerschneiden von Karton mit dem Cuttermesser abrutscht, sickert schnell Blut aus einem tiefen Schnitt. Laut dem Unfallchirurgen Gebhard kann so ein Einschnitt gerade an den Händen und Füßen kritisch sein, weil es in diesen Körperregionen auf engem Raum viele Nerven und Sehnen gibt, die Schaden nehmen können. Daher sollte man die Bereiche rund um die Wunde nach dem Stoppen der Blutung beobachten.
Wenn der Finger kribbelt oder es sich so anfühlt, als sei er eingeschlafen, ist das ein Warnzeichen. „Dann könnte ein Nerv verletzt sein.“ Der Mediziner hob hervor, dass Betroffene speziell bei Schnitten an den Extremitäten lieber einmal zu oft ins Krankenhaus fahren sollten. Oberflächliche Wunden in Bereichen mit mehr Fettgewebe sowie weniger Nerven und Sehnen wie am Oberschenkel sind hingegen weniger kritisch.
Abgetrenntes Fingerglied darf nicht direkt mit Eis in Kontakt kommen
Im Extremfall kann es auch passieren, das beim Hantieren an der Kreissäge plötzlich ein Teil des Fingers fehlt. Dann gilt es, schnell zu handeln, die Blutung am Stumpf mit einem Druckverband zu stoppen und das Fingerglied trocken in eine Plastiktüte zu packen. Diese Tüte kommt laut Gebhard in eine weitere Plastiktüte, die mit kaltem Wasser und ein wenig Eis gefüllt ist. Das Fingerglied dürfe keinesfalls direkt mit Eis in Kontakt kommen. „Die Zellen können einfrieren. Der Finger ist dann tot“, erklärte der Experte.
Schmerzhafte Quetschungen
Wenn einem beim Heimwerken schwere Gegenstände auf Körperteile fallen, und die Stelle anschwillt, gelte wie bei Verletzungen im Sport die sogenannte PECH-Regel, sagte Brück. Die Abkürzung steht für Pause, Eis, Kompression (C für das englische Wort compression) und gegebenenfalls Hochlegen.
Wenn die Schwellung oberflächlich und gut sichtbar ist, sei sie in der Regel harmlos. Bei tieferliegenden Schwellungen, die in den Muskel gehen, könnten Blutergüsse allerdings zu einem Kompartmentsyndrom führen, erklärte Brück. Dann wird der Muskel weniger durchblutet, im schlimmsten Fall drohen sogar Lähmungen.
Im Brust- und Bauchbereich können Schwellungen wegen der umliegenden Organe ebenfalls mehr Schaden anrichten. Laut dem Kardiologen sollten Patienten, die nach zwei Tagen immer noch Schmerzen haben, einen Arzt aufsuchen.
Wirbelsäulenverletzung nach Sturz
Stürze stehen ebenfalls ganz weit oben bei den Verletzungen im Haushalt. Wie Gebhard erläuterte, sind die Verletzungsmuster bei einem Leitersturz unterschiedlich. Manche holen sich eine Platzwunde am Kopf, andere brechen sich das Handgelenk. Mit am Schlimmsten kann es sein, wenn man ungebremst auf dem Rücken aufschlägt. Treten dann starke Schmerzen auf, sollte laut Gebhard sofort der Rettungswagen gerufen werden. „Wirbelsäulenverletzungen sind nicht zu erfühlen.“
Betroffene sollten nach dem Fall nicht gleich hektisch aufstehen, sondern sich kurz sammeln und in ihren Körper lauschen. Der Mediziner riet dazu, jemanden zu sich zu rufen, der einen gewissenhaft von außen anschaut. Gegebenenfalls kann er auch gleich Erste Hilfe leisten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.