Radioaktive Strahlungen verursachen massive Folgen für die Gesundheit
13.03.2011
Der Mensch herrscht nicht über die Natur, sondern die Natur über den Menschen. Die schrecklichen Ereignisse in Japan machen vor allem eines deutlich: Es gibt keine einhundert prozentige Sicherheit bei der Atomenergie. Japan verfügt über ähnlich hohe Sicherheitsstandards, wie die Bundesrepublik Deutschland. Und dennoch konnten nicht alle Risikofaktoren im Vorfeld bedacht werden. Viele fragen sich nun, welche gesundheitlichen Folgen für den menschlichen Organismus nach einem Reaktorunglück entstehen können. Wir versuchen einige Antworten zu geben.
Dosis und Zeitspanne von großer Bedeutung
Werden Menschen mit hohen Dosen radioaktiver Strahlungen belastet, können zahlreiche und zum Teil schwerwiegende gesundheitliche Schädigungen auftreten. Nach Auskunft des Bundesamtes für Strahlenschutz ist dabei von hoher Bedeutung, wie lange und in welchem Zeitraum der menschliche Körper einer radioaktiver Strahlung ausgesetzt war. Werden Menschen zum Beispiel innerhalb einer kurzen Zeitspanne einer hohen Strahlendosis ausgesetzt, kann dies der Körper sehr viel schlechter kompensiert werden, als wenn die gleiche Dosis über eine längere Zeitspanne einiger Jahre geschieht.
Strahlenkrankheit führt zum schnellen Tod
Ist der Körper einer massiven Strahlendosis von über 500 Millisievert innerhalb kürzester Zeit ausgesetzt, so führt die Krankheit in aller Regel bereits wenige Stunden oder Tage nach der Strahlenverseuchung zum Tod des Patienten. Die Betroffenen leiden unter schwerwiegenden Symptomen: Die Haut weist starke Rötungen auf , die Hautzellen lösen sich nach und nach auf. Hinzu kommen Haarausfall und eine akute Blutarmut. Generell gilt, je höher die Dosis, desto schwerwiegender sind die Auswirkungen, umso schneller treten Symptome auf und um so länger dauert auch die Erholungsphase. Mit steigender Strahlenbelastung sinken rasant die Überlebenschancen der Patienten. Ist die Dosis etwas geringer, so kann noch versucht werden, durch Bluttransfusionen geschädigte Blutzellen aus dem Körper zu schwemmen.
Folgeerkrankungen bei hohen Strahlenbelastungen
Auch wenn die ionisierende Strahlenbelastung niedriger ist, als der voran gestellte Wert, so können sich Langzeitfolgen mit ebenso drastischen Auswirkungen entwickeln. Da Folgeerkrankungen von Strahlenbelastungen weniger erforscht und strittig sind, ist es mitunter recht schwierig einen direkten Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Erkrankung und der voran gegangenen Bestrahlung herzustellen.
Eine sehr häufig festgestellte Folgeerkrankung ist Schilddrüsenkrebs. Nach dem Atombombenabwurf auf die japanischen Städte Nagasaki und Hiroshima im Jahre 1945 und nach dem Supergau des Atomkraftwerks in Tschernobyl im Jahre 1986 konnten Wissenschaftler und Mediziner feststellen, dass Schilddrüsenkrebs vor allem bei Kinder, Jugendlichen und älteren Menschen eine sehr häufige Folgeerkrankung ist. Aus diesem Grund versucht die japanische Regierung im näheren Umfeld der AKWs in Fukushima zur Prävention Jod-Arzneimittel an die Bevölkerung zu verteilen. Diese Tabletten wirken allerdings nur, wenn zuvor noch keine Kontaminierung stattgefunden hat. Die Schilddrüse ist das Organ, das hauptsächlich Jod benötigt. Da der Körper Jod nicht selbst produzieren kann, muss Jod über die Nahrung aufgenommen werden. Ist nun die Luft mit radioaktiven Jod verseucht, versucht man zur Vorbeugung Jod in Tablettenform und in hoher Dosis zu verabreichen. Damit soll verhindert werden, dass sich das kontaminierte Jod in den körpereigenen Zellen festsetzt. Der Körper wird quasi mit Jod überschwemmt, damit das überschüssige und verseuchte Job wieder ausgeschieden wird. Allerdings hält die schützende Wirkung nur einige Tage nach der Einnahme an. Jod kann zudem nur das Schilddrüsenkrebsrisiko einigermaßen mindern. Vor einem Ausbruch anderer Krankheiten kann mittels Jod nicht geschützt werden. Ein gehäuftes Auftreten von Schilddrüsenkrebs wurde zum Beispiel auch im Umfeld des maroden Atommülllagers Asse in Niedersachsen festgestellt.
Eine ebenfalls häufig auftretende Folgekrankheit ist die Akute Leukämie. Auch hier konnte wissenschaftlich bestätigt ein Kontext zwischen nachhaltiger Strahlenbelastung und vermehrten Auftreten von Blutkrebs beobachtet werden. Neben weiteren bösartigen Krebserkrankungen und Tumoren wird möglicherweise auch das Herz-Kreislauf-System geschädigt und schwere Augenentzündungen provoziert.
Schädigungen des Erbguts
Radioaktive Strahlungen können auch das menschliche Erbgut schädigen und als Folge zu schweren Missbildungen bei Kindern führen („Strahlungsinduzierte Mutationen“). Dies konnte beispielsweise nach den Atombombenabwürfen während des zweiten Weltkriegs beobachtet werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte in einem im Jahre 2006 erstellten Bericht darauf hingewiesen, dass neben den physischen Folgen auch psychische Störungen eine mögliche Folgeerkrankung darstellen. Die Untersuchungen basierten auf Studien, die im Umfeld des Reaktors von Tschernobyl unternommen wurden. (sb)
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