Grüner Lebensraum und Rauchverhalten
Rauchen ist ein bedeutendes Gesundheitsrisiko und begünstigt laut Fachleuten unter anderem allein zwölf Arten von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose (Arterienverkalkung), chronische Bronchitis oder die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD (Raucherlunge). Für das Rauchen aufgeben gibt es also viele gute Gründe. Forschende berichten nun, dass es Menschen, die im Grünen leben, leichter fällt, die Finger von Zigaretten zu lassen.
Eine neue Studie mit Beteiligung von Forschenden der Universität Wien sowie von den britischen Universitäten Plymouth und Exeter, die den Zusammenhang zwischen grünem Lebensraum und dem Rauchverhalten in England untersuchte, kommt zu dem Schluss, dass Menschen mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit rauchen und erfolgreicher aufhören, wenn sie in grünen Gegenden leben. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Social Science & Medicine“ veröffentlicht.
Im Grünen gelingt der Rauchstopp besser
Wer in unmittelbarer Nachbarschaft Zugang zu Grünflächen hat, hat eine höhere Chance Nichtraucherin beziehungsweise Nichtraucher zu werden und zu bleiben. Dazu kommt eine aktuelle Studie, bei der die Psychologin Sabine Pahl und der Psychologe Mathew White von der Universität Wien beteiligt waren.
Laut einer Mitteilung der Uni beruhen die Daten zur Forschung auf Antworten von mehr als 8.000 Erwachsenen auf Fragen zu ihrer Gesundheit, ihrem Wohnort und verschiedenen anderen Lebensstilfaktoren, die im Rahmen des Health Survey for England (HSE) gesammelt wurden.
Dabei konnte auch festgestellt werden, dass selbst nach Berücksichtigung anderer Faktoren, wie beispielsweise dem sozioökonomischen Status der befragten Personen, die Wahrscheinlichkeit zu rauchen für Menschen in Gegenden mit einem hohen Grünflächenanteil immer noch um 20 Prozent geringer ist, als in Gebieten mit weniger Grünflächen. Bei Menschen, die irgendwann in ihrem Leben geraucht haben, erhöht sich demnach auch die Wahrscheinlichkeit erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören um zwölf Prozent, wenn sie in grünen Gegenden leben.
Weitreichende Vorteile natürlicher Grünräume
Frühere Studien desselben Forschungsteams haben gezeigt, dass die Möglichkeit, Grünflächen von zu Hause aus zu sehen, mit einem geringeren Verlangen nach Alkohol, Zigaretten sowie ungesunden Lebensmitteln verbunden ist. Außerdem berichteten Personen, die wöchentlich Naturräume besuchen und sich psychisch mit ihnen verbunden fühlen, über ein besseres körperliches und geistiges Wohlbefinden.
„Zwar gibt es inzwischen erhebliche Hinweise darauf, dass Naturräume mit Stressabbau und besserem Wohlbefinden verbunden sind, doch ist dies die erste Studie, die zeigt, dass ein höherer Grünflächenanteil auch mit einer Verringerung ungesunder Verhaltensweisen verbunden ist. Das legt nahe, dass die Vorteile natürlicher Grünräume möglicherweise noch weiter reichen, als ursprünglich angenommen“, erläutert Co-Autorin Sabine Pahl, Professorin für Stadt- und Umweltpsychologie an der Universität Wien.
Die Forschenden betonen, dass eine Verbesserung des Zugangs zu Grünflächen eine wichtige Strategie für die öffentliche Gesundheit und insbesondere zur Verringerung der Rauchendenquote darstellen kann.
Co-Autor Mathew White fügt hinzu: „Trotz eines Rückgangs im letzten Jahrzehnt bleibt das Rauchen ein verheerendes und globales Problem der öffentlichen Gesundheit. Regierungen geben jedes Jahr hohe Summen aus, um das Rauchen zu bekämpfen. Diese Studie betont die Notwendigkeit, dafür auch bestehende Grünflächen zu erhalten und die Entwicklung neuer zu erweitern.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Wien: Menschen rauchen weniger, wenn sie im Grünen leben, (Abruf: 02.11.2020), Universität Wien
- Martin et al: Neighbourhood greenspace and smoking prevalence: Results from a nationally representative survey in England; in: Social Science & Medicine, (veröffentlicht: 21.10.2020) , Social Science & Medicine
Wichtiger Hinweis:
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