Rauchen hat weitreichende negative Auswirkungen auf die Gesundheit und ist offenbar auch einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen verstärkten Rückgang der kognitiven Fähigkeiten im Alter.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten des University College London (UCL) wurde untersucht, wie sich verschiedene Lebensstilfaktoren auf den Abbau der kognitiven Fähigkeiten im Alter auswirken. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Welchen Einfluss hat der Lebensstil?
Die Forschenden analysierten die Daten von insgesamt 32.033 Teilnehmenden aus 14 europäischen Ländern, die zwischen 50 und 104 Jahre alt und kognitiv völlig gesund waren. In einen Zeitraum von zehn Jahren erfolgten mehrere Umfragen unter den Teilnehmenden.
Dabei konzentrierte sich das Team auf die Frage, wie sich der Lebensstil, der beispielsweise Rauchen, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum und soziale Kontakte der Teilnehmenden umfasste, auf die Abnahme des Gedächtnisses und der Sprachgewandtheit auswirkt.
Gedächtnis und Sprachgewandtheit untersucht
Um die kognitiven Funktionen der Teilnehmenden zu bewerten, verwendeten die Fachleute verschiedene Gedächtnistests und Aufgaben zur Sprachgewandtheit. Dabei teilten die Forschenden die Teilnehmenden in verschiedene Gruppen ein, unter anderem abhängig davon, ob sie rauchten und ob sie mindestens einmal pro Woche mäßig oder stark körperlich aktiv waren.
Auch die sozialen Kontakte der Teilnehmenden spielten bei der Gruppeneinteilung eine Rolle, gemessen daran, ob sie sich mindestens einmal in der Woche mit Freunden und Verwandten trafen. Ebenso wurde der Alkoholkonsum der Teilnehmenden bewertet.
Rauchen beschleunigt kognitiven Abbau
Es zeigte sich, dass in allen untersuchten Lebensstilgruppen, in denen die Teilnehmenden rauchten, die kognitiven Fähigkeiten deutlich schneller abnahmen, während alle Teilnehmenden mit einem Lebensstil, in dem nicht geraucht wurde, insgesamt ähnliche kognitive Fähigkeiten aufwiesen, berichtet das Team.
Zusammenfassend stellten die Forschenden fest, dass ein Lebensstil, bei dem geraucht wurde, mit einem verstärkten Rückgang der kognitiven Fähigkeiten um bis zu 85 Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren verbunden war, verglichen mit Teilnehmenden, die nicht geraucht hatten.
Gesunde Lebensstilfaktoren schützen
Die Ausnahme bildeten Rauchende, die in allen anderen Bereichen einen gesunden Lebensstil pflegten, also regelmäßig Sport trieben, nur geringe Mengen Alkohol tranken und regelmäßig an sozialen Aktivitäten teilnahmen, berichtet das Team. Bei ihnen sei der kognitive Abbau ähnlich ausgefallen, wie bei den nicht-rauchenden Teilnehmenden.
Laut Studienautorin Dr. Mikaela Bloomberg deuten die Ergebnisse darauf hin, dass von den untersuchten gesunden Verhaltensweisen der Verzicht auf das Rauchen allerdings einer der wichtigsten Faktoren für die Erhaltung der kognitiven Funktionen sein könnte.
„Für Menschen, die nicht in der Lage sind, mit dem Rauchen aufzuhören, legen unsere Ergebnisse nahe, dass andere gesunde Verhaltensweisen wie regelmäßiger Sport, mäßiger Alkoholkonsum und soziales Engagement dazu beitragen können, die mit dem Rauchen verbundenen negativen kognitiven Auswirkungen auszugleichen“, fügt die Medizinerin in einer aktuellen Pressemitteilung hinzu.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Rauchen ein besonders wichtiger Faktor für den kognitiven Abbau im Alter ist. Jedoch scheint es möglich, diesem durch eine allgemein gesunde Lebensweise und insbesondere durch ausreichende körperliche Aktivität zumindest teilweise entgegenzuwirken. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Graciela Muniz-Terrera, Laura Brocklebank, Andrew Steptoe, Mikaela Bloomberg: Healthy lifestyle and cognitive decline in middle-aged and older adults residing in 14 European countries; in: Nature Communications (veröffentlicht 27.06.2024), Nature Communications
- University College London: Smoking a key lifestyle factor linked to cognitive decline among older adults (veröffentlicht 05.07.2024), UCL
Wichtiger Hinweis:
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