Studie: Deutliche Minderung der Lebenserwartung durch Tabakkonsum
Wissenschaftlern zufolge hat Rauchen einen signifikanten Einfluss auf die durchschnittliche Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung. Vor allem die veränderte Lebensführung von Frauen wird für die Reduzierung beziehungsweise Stagnation der Lebenserwartung verantwortlich gemacht.
Zahlreiche Krankheiten durch Tabakkonsum
Im vergangenen Jahr wurde berichtet, dass die Lebenserwartung der Deutschen auf Rekordniveau gestiegen ist. Gleichzeitig haben Gesundheitsexperten darauf hingewiesen, dass die häufigsten Todesursachen hierzulande immer noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Lungenkrebs, Schlaganfall, Alzheimer, Darmkrebs und COPD (Raucherlunge) seien. Also fast alles Krankheiten, die durch Tabakkonsum ausgelöst oder begünstigt werden. Dass das Raucherverhalten einen Einfluss auf die durchschnittliche Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung hat, konnte jetzt erstmals wissenschaftlich nachgewiesen werden. Die Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von der „Negativseite der Emanzipation“.
Rauchen hat einen deutlichen Einfluss auf die Lebenserwartung
Nach Ansicht von deutschen Wissenschaftlern hat Tabakkonsum einen signifikanten Einfluss auf die durchschnittliche Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der die dänische Bevölkerung mit der von Schweden und Norwegen verglichen wurde. Laut Roland Rau von der Universität Rostock zeigte sich, dass die Lebenserwartung in den 1980er Jahren in Schweden und Norwegen wie in den meisten Industrieländern kontinuierlich angestiegen ist. In Dänemark hingegen stagnierte sie. „Wir konnten feststellen, dass dafür die Lebensführung der dänischen Frauen, die zwischen 1915 und 1945 geboren wurden, verantwortlich war“, so Rau gegenüber der Agentur.
„Negativseite der Emanzipation“
Wie es heißt, seien auch in den USA ähnliche Effekte festgestellt worden. Für Deutschland gebe es demnach keine vergleichbare Studie. Rau, der die Studie zusammen mit dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock erstellt hat, erklärte, dass schon frühere Untersuchungen gezeigt hätten, dass vor allem dänische Frauen dieser „Zwischen-Kriegs-Generation“ deutlich mehr geraucht hätten als die Frauen in den beiden anderen skandinavischen Ländern. Insbesondere bei den zwischen 1925 und 1934 geborenen Frauen sei diese Tendenz auffällig. Den Angaben zufolge betrug die durchschnittliche Differenz der Lebenserwartung 1995 rund 3,5 Jahre zuungunsten der dänischen Frauen. „Das ist die fatale Negativseite der Emanzipation, dass mit Beginn der 1960er Jahre das Rauchen bei den Frauen massiv zugenommen hat“, meinte der Rostocker Mediziner Johann Christian Virchow, Chef der Abteilung Pneumologie an der Universitätsklinik.
Spätfolgen des Rauchens
Auch Wissenschaftler aus der Schweiz und Italien hatten im vergangenen Jahr eine Untersuchung vorgestellt, in der sich die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung durch die Zunahme von rauchenden Frauen zeigte. Wie die Forscher um Carlo La Vecchia von der medizinischen Fakultät der Universität Mailand im Fachmagazin „Annals of Oncology“ berichteten, sinke die Krebssterblichkeit zwar, doch aufgrund er Spätfolgen des Rauchens werde es mehr Lungenkrebs-Fälle bei Frauen in Europa geben. In Großbritannien wurde jedoch nicht mit einem entsprechenden Anstieg gerechnet. Begründet wurde dies damit, dass Frauen im Vereinigten Königreich schon während des 2. Weltkriegs vermehrt angefangen haben zu rauchen, während dies in den meisten anderen europäischen Ländern erst im Zuge der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in den 1960er Jahren der Fall war.
Rauch-Stopp verlängert das Leben
Experten gehen davon aus, dass die Lebenserwartung von aktiven Rauchern, die etwa eine Schachtel am Tag konsumiert hätten, bei Männern um zehn und bei Frauen um zwölf Jahre niedriger sei. Allerdings steige die Lebenserwartung in Dänemark seit Beginn der 2000er Jahre wieder relativ stark an. Dies sei den Wissenschaftlern zufolge mit einem veränderten Gesundheitsbewusstsein der Nachkriegsgenerationen in Verbindung zu bringen. Wie Rau gegenüber der dpa sagte, sei die Demografie-Studie eine der ersten, die die Bedeutung des Verhaltens bestimmter Bevölkerungsgruppen verdeutlicht. Auch der Lebenswandel weniger Geburtsjahrgänge habe großen Einfluss auf die Entwicklung der Lebenserwartung. Rau schlussfolgerte: „Mit Rauchen kann man seine eigene Lebenserwartung deutlich herunterdrücken.“ Das Rauchen-Aufgeben ist nie verkehrt. Tabakkonsum sei einer der entscheidendsten Lifestyle-Faktoren für die Lebenserwartung. (ad)
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