Zigarettenrauch schädigt das menschliche Erbgut innerhalb von wenigen Minuten und lässt Kreberregende Stoffe somit schneller entstehen.
16.01.2011
Das Einatmen von Zigarettenrauch schädigt das Erbgut bereits wenige Minuten nach dem Inhalieren. Bislang waren Forscher immer davon ausgegangen, dass dieser schädigende Prozess erst nach einigen Jahren greift. Anscheinend reichen aber schon einige wenige Minuten aus.
Wissenschaftler der „University of Minnesota“ in Minneapolis haben anhand einer Studie heraus gefunden, dass Zigarettenrauch die DNA Struktur bereits innerhalb einiger Minuten nach dem Zigarettenkonsum nachhaltig schädigt. Forscher waren bislang davon ausgegangen, dass der Prozess der Erbgut-Schädigung erst nach einigen Jahren forciert wird. Doch es dauert anscheinend nur rund 15 Minuten, bis differenzierte Kohlenwasserstoffverbindungen den Rauch im Körper in giftige Stoffe umwandelt. Diese giftigen Substanzen schädigen im Anschluss das in der DNA gespeicherte Erbgut und bewirken somit Gewebemutationen. Diese Mutationen können wiederum die Entstehung von bösartige Zellen fördern und zu Krebserkrankungen wie Lungenkrebs oder Speiseröhrenkrebs führen. Wie das Team um Stephen Hecht von Universität Minnesota bestätigte, sind von den Schädigungen des Erbgutes nicht nur regelmäßige Raucher betroffen, sondern auch die, die nur ab und an zu einer Zigarette greifen. Das liege daran, dass die Krebsstoffe sofort gebildet werden.
Häufige Diagnose: Lungenkrebs
Rund 46.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland neu an Lungenkrebs. In etwa 90 Prozent der Krebsfälle haben die Menschen zuvor geraucht. Selbst diejenigen, die bereits einen Rauchstopp eingelegt haben, können an der Krebsart erkranken. Bei Männern gilt Lungenkrebs als die am Häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung. In nur fünf Prozent aller Fälle besteht eine 5-Jahres-Überlebensprogonose. Nur wenn der Lungenkrebs frühzeitig entdeckt wird, kann ist die Überlebensrate höher. Da Lungenkrebs im Frühstadium keine für den Patienten bemerkbare Beschwerden verursacht, ist die Früherkennungsrate allgemein sehr gering.
Zigarettenrauch löst nicht nur Lungenkrebs aus. Nach derzeitigem Kenntnisstand können mindestens achtzehn weitere Krebserkrankungen durch das Rauchen ausgelöst werden. Denn der Qualm enthält eine Vielzahl sehr giftiger Stoffe, von denen vor allem die toxischen polyzyklischen Kohlenwasserstoffe mit der Entstehung von Bronchialkarzinome wissenschaftlich in einen Zusammenhang gesetzt werden. Damit die toxikologischen Stoffe krebserregend wirken, müssen sie vom Organismus quasi chemisch aktiviert werden. Durch diese Aktivierung entstehen vielfältige Verbindungen, die sich auf das Erbgut negativ auswirken und die Entstehung von Karzinome begünstigen. Bisherige Untersuchungen konnten nicht klären, wie genau durch die Kohlenwasserstoffe schädliche Substanzen entstehen, die die DNA schädigen.
Erbgut wird bereits nach einer Viertelstunde geschädigt
Im Verlauf der Studie haben die Forscher insgesamt zwölf Freiwilligen speziell präparierte Zigaretten ausgehändigt, die die Probanden im Anschluss rauchten. Die Präparate enthielten den polyzyklischen Kohlenwasserstoff „Phenanthren“. Die Wissenschaftler markierten im Vorfeld auf chemischer Weise die Stoffe, damit der Weg durch den Stoffwechsel im Körper nachvollziehbar wird. Jeweils vor und nach dem Konsum wurden die Probanden medizinisch untersucht. In regelmäßigen Abständen wurden den Teilnehmern jeweils zehn Milliliter Blut abgenommen.
Nach Beendigung der Studie fanden die Forscher im Blut der Teilnehmer einen toxischen Stoff, der durch die chemische Umwandlung von Phenanthren entsteht. Diese Substanz gilt als krebserregend und ist maßgeblich an der Entstehung von Gewebemutationen verantwortlich. Neu war allerdings, dass sich diese chemische Verbindung bereits nach rund 15 bis 20 Minuten nach dem Zigarettenkonsum in einer hohen Konzentration im Blut nachweisbar wird. Dieser schädigende Effekt trete sogar so schnell ein, als würde man die tödliche Substanz direkt in die Blutbahn eines Menschen injizieren. Das bedeutet, schon der erste Glimmstängel schädigt die DNA und der Effekt tritt nicht erst nach einem jahrelangen Konsum auf. Die Wissenschaftler resümierten, dass nunmehr nachwiesen ist, dass bereits eine einzige Zigaretten ausreichen könne, um Krebs entstehen zu lassen. Dies sei eine Warnung für alle, überhaupt mit dem Zigarettenkonsum zu beginnen, sagte Studienleiter Hecht. Die Studienergebnisse sind in dem US-Wissenschaftsmagazin „Chemical Research in Toxicology“ erschienen. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
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