Multiple Sklerose wird durch Rauchen beschleunigt und verschlimmert
18.07.2013
Rauchen verschlechtert den Verlauf bei Multiple Sklerose (MS) und führt dazu, dass die Krankheit schneller voranschreitet, so die aktuelle Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) unter Berufung auf eine jetzt im Fachmagazin „Brain“ veröffentlichte britische Studie. Dem Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Professor Ralf Gold, zufolge wird Rauchen in der Bevölkerung bis heute meist mit Gesundheitsrisiken wie Lungenkrebs und Gefäßverschlüssen assoziiert, doch habe das „Rauchen noch eine dritte Dimension.“
Um den Einfluss des Rauchens auf die Multiple Sklerose zu überprüfen, analysierte das britische Forscherteam um Professor Cris S. Constantinescu an der Universität von Nottingham die Daten von 895 MS-Patienten. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 49 Jahren und sie litten durchschnittlich bereits seit 17 Jahren an der Immunerkrankung, berichtet die DGN. Als die Diagnose gestellt wurde, seien fast die Hälfte (49 Prozent) der Studienteilnehmer regelmäßige Raucher gewesen. Beim Vergleich mit der Gruppe der Nichtraucher habe sich gezeigt, „dass die Krankheit bei den Rauchern eindeutig schlimmer war.“ Ihre Werte fielen auf der sechs Punkte umfassenden sogenannten EDSS-Skala um durchschnittlich 0,68 Punkte schlechter aus.
Raucher erleiden häufiger Beeinträchtigungen der Gehfähigkeit bei MS
Als Risikofaktor für die Entstehung einer MS-Erkrankung war Rauchen bereits seit längerem bekannt. Bislang blieb jedoch unklar, „welchen Einfluss die Zigaretten auf den Verlauf der Krankheit haben“, berichtetet DGN. Die britische Studie habe nun gezeigt, dass die Raucher ein um 64 Prozent höheres Risiko hatten, im Zuge der Erkrankung Beeinträchtigungen der Gehfähigkeit zu erleiden, was ab einem Schweregrad von vier auf der EDSS-Skala der Fall ist. „Das Risiko, den Schweregrad 6 zu erreichen, ab dem man ohne Unterstützung nicht weiter als 100 Meter gehen kann, war für Raucher um 49 Prozent erhöht“, so die Mitteilung der DGN.
Heißer Rauch und dessen Inhaltsstoffe verstärken MS
DGN-Vorstandsmitglied Professor Gold erläuterte, dass „der heiße Rauch und die Teerstoffe das Immunsystem der Lunge anregen und auf diese Weise die Autoimmunität der MS verstärken“ können. Dies findet in dem deutlich schwereren Verlauf der Erkrankung und deren schnellerem Voranschreiten Ausdruck. Die aktuelle Studie liefere hier wichtige Hinweise, um das Risiko des Rauchens richtig zu bewerten. „Dies ist eine wichtige Arbeit, die zudem schwedische Studien ergänzt, bei denen Forscher des Karolinska-Instituts bei rauchenden Frauen teilweise eine noch größere Erhöhung des Risikos fanden“, so Professor Gold in der DGN-Pressemitteilung.
Rauchstopp senkt das Risiko besonders schwerer MS-Erkrankungen
Erfreulich war der positive Effekt eines Rauchstopps auf den Krankheitsverlauf bei MS, den die britischen Forscher im Rahmen ihrer Studie festgestellt haben. „Der Verzicht auf Zigaretten nützte sowohl Patienten, die vor dem Ausbruch der MS mit dem Rauchen aufgehört hatten, als auch denjenigen, die erst später auf Zigaretten verzichteten“, berichtet die DGN. Im Vergleich zu Patienten, denen es nicht gelang, mit dem Rauchen aufzuhören, sei für beide Gruppen das Risiko, einen EDSS-Wert von 4 oder 6 zu erreichen, um etwa ein Drittel gesunken. (fp)
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