Rauchende Männer mit verstärkten Beeinträchtigungen der geistigen Fähigkeiten
07.02.2012
Rauchen gilt als Risikofaktor für Demenz, wobei die negativen Auswirkungen des Tabakkonsums auf das Gehirn bei Männern deutlich ausgeprägter sind als bei Frauen, so das Ergebnis einer umfassenden Studie britischer Forscher um Severine Sabia vom University College London (UCL).
Wie die Forscher in dem US-Fachmagazin „Archives of General Psychiatry“ berichten, ist Rauchen bei Männern offenbar besonders „schlecht für das Gehirn“, während die Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit zwischen Raucherinnen und Nichtraucherinnen deutlich geringer ausfallen. Die Wissenschaftler um Severine Sabia vom UCL hatten im Rahmen ihrer nun veröffentlichten Studie über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren die Auswirkungen des Tabakkonsums auf die kognitiven Fähigkeiten untersucht.
Zusammenhang zwischen dem Rauchen und der Entwicklung des Gehirns
Ziel ihrer umfassenden Kohortenstudie war eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Rauchen und der Entwicklung des Gehirns „beim Übergang von der Lebensmitte bis ins hohe Alter“, schreiben die britischen Forscher in ihrer aktuellen Veröffentlichung. Denn Rauchen sei zwar als möglicher Risikofaktor für Demenz bekannt, doch womöglich wurden die Auswirkungen in der älteren Bevölkerung, aufgrund der generell kürzeren Lebenserwartung von Rauchern, bislang unterschätzt. Im Rahmen ihrer Studie hatten Severine Sabia und Kollegen die Daten von 5.099 Männern und 2.137 Frauen ausgewertet, die im Rahmen der sogenannten Whitehall-II-Studie seit 1997 erfasst wurden. Das durchschnittliche Alter der Probanden betrug bei der ersten kognitiven Beurteilung 56 Jahren (Altersbereich der Studienteilnehmer 44 bis 69 Jahre). Neben dem Tabakkonsum wurden anhand einer Reihe von Tests, die geistigen Fähigkeiten der Studienteilnehmer festgehalten. Die Tests umfassten dabei zum Beispiel Untersuchungen des Gedächtnisses und des Wortschatzes.
Kognitiver Verfall bei den rauchenden Männern
Am Ende des Untersuchungszeitraums war „der kognitive Verfall“ bei den rauchenden Männern deutlich ausgeprägter als bei Probanden, die noch nie geraucht haben, berichten Severine Sabia und Kollegen. Die kognitive Leistungsfähigkeit von Raucherinnen blieb indes durch den Tabakkonsum offenbar unbeeinflusst. Die negativen Auswirkungen des Tabaks zeigten sich auch bei Ex-Rauchern, wobei laut Aussage der britischen Forscher allerdings die Dauer der bisherigen Tabak-Abstinenz eine wesentliche Rolle spielte. So seien bei den „langfristigen Ex-Rauchern“ (mindestens 10 Jahre ohne Tabak) die kognitiven Beeinträchtigung vergleichbar gewesen, mit denen von Probanden, die noch nie geraucht hatten. In sämtlichen Tests – außer bei dem Wortschatz – hatten die rauchenden Männer deutlich schlechter abgeschnitten als Nichtraucher, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin „Archives of General Psychiatry“. In einem Kommentar zu dem aktuellen Artikel, erklärt der Neurologe Marc Gordon, dass die Ergebnisse der britischen Forscher ein eindeutiger Beleg für die negativen Auswirkungen des Rauchens auf das Gehirn sein – insbesondere bei Männern.
Raucherinnen ohne Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähigkeit?
Warum die rauchenden Männer deutlich schneller geistig abbauen als Raucherinnen, geht aus der aktuellen Studie zwar nicht hervor, aber sie zeigt eindeutig, dass Frauen durch den Tabakkonsum nicht unter den gleichen kognitiven Beeinträchtigungen leiden, wie Männer. Eine Erklärung hierfür konnten die Forscher allerdings nicht liefern. Möglicherweise sei dies auf die verhältnismäßig höhere Anzahl an Zigaretten pro Tag bei den Männern zurückzuführen, spekulieren Severine Sabia und Kollegen vom UCL. (fp)
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