Beendet ein Enzym die Abhängigkeit von Nikotin?
Die World Heath Organization WHO stuft das Rauchen als eine globale Epidemie ein, welche jährlich etwa fünf bis sechs Millionen Todesfälle verursacht. Forscher haben jetzt ein Enzym entwickelt, welches Nikotin abbauen kann, ohne dabei Entzugserscheinungen auszulösen.
Die Wissenschaftler des Scripps Research Institute haben jetzt einen Wirkstoff entwickelt, welcher Menschen dabei helfen könnte, das Rauchen aufzugeben. Das Enzym baut Nikotin bereits im Blut ab. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science Advances“.
Wie könnte Nikotinsucht überwunden werden?
Viele Forscher weltweit suchen nach neuen Wegen, welche Menschen dabei helfen können, die schädliche Sucht des Rauchens zu überwinden – von einem Impfstoff, der die angenehmen Wirkungen von Nikotin verhindert, bis hin zu magnetischen Impulsen, die an das Gehirn abgegeben werden und die Substanzabhängigkeit dämpfen.
Enzym NicA2-J1 arbeitet äußerst effektiv
Den Wissenschaftlern des Scripps Research Institute gelang bereits im Jahr 2015 ein großer Durchbruch auf diesem Gebiet: Sie entdeckten zunächst ein natürliches Enzym namens NicA2 im Boden eines Tabakfeldes, das von einer Bakterie namens Pseudomonas putida produziert wird. Seitdem hat das Team daran gearbeitet dieses Enzym zu optimieren, wodurch es wirksamer bei der Jagd und Vernichtung von Nikotin in der Blutbahn eines Tieres ist und dort länger im Blutkreislauf bleibt. Das neu entwickelte Enzym hat die Bezeichnung NicA2-J1. In Tierversuchen erweist sich das Enzym als äußerst effektiv bei der Senkung der Nikotinblutspiegel bei Ratten, sagen die Forscher in einer Pressemitteilung. In Rattenmodellen, die entwickelt wurden, um eine menschliche Abhängigkeit von Nikotin nachzuahmen, zeigten die Tiere nach der Behandlung mit dem neuen Enzym einen unglaublich niedrigen Nikotinspiegel in ihrem Blutstrom, fügen die Autoren der Studie hinzu. Noch wichtiger ist, dass die Tiere nach der Aufnahme des Enzyms keine signifikanten Entzugserscheinungen zeigten.
NicA2-J1 verringert die Abhängigkeit ohne Entzugserscheinungen
Das Besondere an diesem Enzym ist, dass es genug Nikotin entfernt, um die Abhängigkeit zu verringern, aber genug lässt, um die Tiere davon abzuhalten, schwere Entzugserscheinungen zu bekommen, erklären die Wissenschaftler. Die Studie untersuchte auch die längerfristigen Auswirkungen des Enzyms, insbesondere im Hinblick auf den Rückfall in die Abhängigkeit. Nikotin wurde den Tieren zehn Tage lang vorenthalten, wonach eine Injektion von Nikotin verabreicht wurde. Die Tiere, die ursprünglich mit NicA2-J1 behandelt wurden, zeigten im Vergleich zu den unbehandelten Ratten ein signifikant reduziertes Suchtverhalten, was darauf hindeutet, dass das Enzym langfristig vorteilhafte Auswirkungen hat.
Nebenwirkungen sind minimal
Einer der faszinierenden Aspekte dieser Forschung ist, dass die Wissenschaftler daran arbeiten, Nikotin im Blutkreislauf zu eliminieren, bevor das Nikotin das Gehirn erreicht. Im Gegensatz zu anderen neuen Techniken, verhindert diese Methode, dass die Droge überhaupt zum Gehirn gelangt. Dies ist ein sehr aufregender Ansatz, weil die Nikotinabhängigkeit reduziert werden kann, ohne Heißhunger und andere schwere Entzugssymptome zu verursachen, und der Vorgang funktioniert im Blutkreislauf, nicht im Gehirn, weshalb die Nebenwirkungen minimal sein sollten, sagen die Autoren der Studie.
Forschung an Menschen ist nötig
Natürlich wurden die Ergebnisse noch nicht bei Menschen reproduziert, aber die Forscher sind zuversichtlich, dass sie nach jahrelanger Arbeit jetzt bereit sind, menschliche Studien mit dem ersten Enzym durchzuführen, welches Nikotin im Blutkreislauf zerstört. Sicherheit und Wirksamkeit bei Menschen sind immer noch große Hürden, die es zu überwinden gilt, aber wenn die Forschung weiter voranschreitet, könnte diese Behandlung eine unglaublich nützliche neue Hilfe sein, um das Rauchen aufzugeben. Dies könnte Millionen von Menschen auf der ganzen Welt das Leben retten, resümieren die Studienautoren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.