Raucher-Studie: Lungenkrebs durch Screening früher entdecken
15.09.2014
Lungenkrebs ist die häufigste Krebs-Todesursache in Europa. Etwa alle zwei Minuten starb im vorvergangenen Jahr ein Bürger der EU an den Folgen eines Lungenkarzinoms. Einer US-Studie mit 53.000 Rauchern zufolge könnten durch Screenings viele Menschenleben gerettet werden.
30 Jahre lang eine Zigarettenpackung pro Tag
Durch Screenings könnte einer US-amerikanischen Studie mit 53.000 Rauchern zufolge Lungenkrebs früher entdeckt und somit viele Menschenleben gerettet werden. Wie die „Welt“ berichtet, waren für die Studie Leute gesucht worden, die mindestens „30 Pack-Years“, also dreißig Päckchen-Jahre geschafft hatten. Dies bedeute, dass die Betroffenen 30 Jahre lang eine Zigarettenpackung pro Tag oder zehn Jahre lang drei Päckchen am Tag geraucht haben. Diese Menschen haben durch ihren Tabakkonsum das Lungenkrebsrisiko deutlich erhöht.
Studie mit 53.000 Rauchern
Die Studie habe nun Belege dafür erbracht, dass es hilfreich sei, Menschen mit hohem Lungenkrebsrisiko regelmäßig auf erste Zeichen der Krankheit zu untersuchen. Bronchialkarzinome enden unter anderem auch deswegen so oft tödlich, da sei nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt werden. John K. Field vom „University of Liverpool Cancer Research Center“ berichtete nun im Fachmagazin „Nature“, dass die Sterberate von starken Rauchern um 20 Prozent sinke, wenn sie sich einem regelmäßigen Screening im CT unterziehen würden. Der Wissenschaftler hat die Studie in den USA geleitet, für die die Teilnehmer 30 sogenannte Päckchen-Jahre vorweisen mussten. Die teilnehmenden 53.000 Raucher und ehemalige Raucher waren 55 bis 74 Jahre alt.
Verbesserte Diagnoserate durch Lungenkrebs-Screening
Die Hälfte der Probanden wurde demnach einmal im Jahr in einem Spiral-Computertomografen mit niedrig dosierter Strahlung auf Veränderungen in der Lunge untersucht. Bei der anderen Hälfte der Teilnehmenden wurde der Brustkorb einmal im Jahr geröntgt, die übliche Methode, um Lungen auf Veränderungen zu untersuchen. Die Probanden wurden nach drei dieser Screening-Runden zwei bis fünf Jahre lang beobachtet. Dabei zeigte sich, dass in der CT-Gruppe in dieser Zeit 20 Prozent weniger Menschen als in der Röntgen-Gruppe starben. Die Bilder aus dem CT seien genauer gewesen und die Diagnoserate somit höher. Studienleiter Field schreibt dazu im Fachmagazin: „Jedes Jahr, das wir zögern, ein Lungenkrebs-Screening bei Hochrisiko-Patienten einzusetzen, könnte Zehntausende das Leben kosten.“
In der EU stirbt alle zwei Minuten jemand an Lungenkrebs
„Etwa alle zwei Minuten starb im Jahr 2012 jemand in der Europäischen Union (EU) an Lungenkrebs“, berichtet Professor Field in „Nature“. Diese 268.000 Lungenkrebstoten machten über ein Fünftel aller Krebstodesfälle in der EU aus. Derzeit lasse man auch in Europa untersuchen, ob Screenings helfen könnten, die Zahl der Todesfälle zu senken. So läuft etwa am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg eine Untersuchung, bei der 4.000 Hochrisikopatienten, Raucher und ehemalige Raucher jährlich im niedrig dosierten CT untersucht werden und dies fünf Jahre lang. Wie der Leiter der Forschungsgruppe, Nikolaus Becker, erklärte, sollen die Ergebnisse aus den europäischen Ländern gemeinsam ausgewertet werden. Bisher ist er von den Screenings nicht überzeugt.
Realistischere Einschätzung von Fehldiagnosen
So sei die Studie aus den USA nicht aussagekräftig genug, weil die Probanden nicht lange genug beobachtet worden seien. „Um eindeutigere Ergebnisse zu erhalten, untersuchen wir die Vergleichsgruppe gar nicht, statt sie zu röntgen“, erklärte Becker der „Welt“ zufolge, „zudem untersuchen wir unsere Probanden fünf Jahre lang und beobachten sie weitere fünf.“ Die Zahl der Überdiagnosen könne so realistischer eingeschätzt werden. Aus den USA wurde in der Vergangenheit berichtet, dass sich Auffälligkeiten in der Lunge, die bei CT-Untersuchungen gefunden wurden, in den Folgejahren in fast einem Viertel der Fälle nicht als Vorstufe von Krebs herausstellten.
Screening verursacht hohe Kosten
Professor Field wehrt sich jedoch gegen Kritik. Zwar sei die Zahl der falsch-positiven Befunde tatsächlich hoch und es gebe oft falschen Alarm, wenn nur Menschen mit einem sehr hohen Lungenkrebsrisiko getestet würden. Doch weil man in dieser Gruppe durch das Screening besonders viele Tumore rechtzeitig entdecken und somit Todesfälle verhindern könne, falle der durch die Überdiagnosen ausgelöste Schaden weniger ins Gewicht. Wegen den hohen Kosten der Untersuchung könne man Menschen auch nur alle zwei Jahre im CT screenen, doch das sei immer noch aussagekräftig. Unbeantwortete Fragen, die es zum Screening gebe, würden keine Tatenlosigkeit entschuldigen.
Schärfere Anti-Raucher-Gesetze gefordert
Wenn man bedenkt, dass Rauchen einer der Hautrisikofaktoren für Lungenkrebs ist und etwa 85 Prozent der Erkrankungen im Zusammenhang mit Tabakkonsum stehen sollen, ist es auch in diesem Bereich nicht zu entschuldigen, tatenlos zu bleiben. Trotzdem sich in den letzten Jahren einiges getan hat, fordern Experten sowohl in Deutschland als auch weltweit weiter schärfere Anti-Raucher-Gesetze. Dies nicht nur wegen dem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten, sondern auch weil Rauchen als maßgeblicher Risikofaktor für zahlreiche weitere Erkrankungen gilt, wie Raucherlunge beziehungsweise Raucherhusten, Asthma, chronische Bronchitis sowie Herzinfarkt und Schlaganfall. (ad)
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