Raucherhusten wird allzu oft verharmlost
Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Zu diesem Anlass warnt eine österreichische Universität vor der tödlichen Krankheit COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Eine Untersuchung ergab, dass die schwere Lungenkrankheit in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle spielt, obwohl COPD mittlerweile weltweit die dritthäufigste Todesursache ist. Das mangelnde Bewusstsein hat fatale Folgen, warnen die Experten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Universität Innsbruck haben analysiert, welches Interesse in der Öffentlichkeit an der schweren Lungenerkrankung COPD herrscht. Dabei stellten die Forschenden fest, dass das allgemeine Bewusstsein über die Gefährlichkeit der Erkrankung sehr gering ist, obwohl die Erkrankungsraten und die damit verbundenen Todesfälle seit Jahren in die Höhe schnellen. Raucherhusten wird viel zu häufig bagatellisiert, warnen die Medizinerinnen und Mediziner. Sie präsentierten ihre Ergebnisse kürzlich im „European Respiratory Journal“.
COPD: Das Phantom unter den häufigsten Todesfällen
Die Top Ten der weltweit häufigsten Todesursachen werden von der Weltgesundheitsorganisation WHO in regelmäßigen Abständen untersucht. Demzufolge liegen koronare Herzkrankheiten auf dem ersten Platz, Schlaganfälle auf dem zweiten und COPD bereits auf dem dritten Platz. Trotz der massiven Verbreitung und dem damit verbundenen Sterberisiko bleibt die Krankheit viel zu oft unbekannt und unerkannt.
Platz drei als Todesursache – Platz acht im öffentlichen Interesse
Das Team der Uni Innsbruck wollte herausfinden, wie es um das öffentliche Interesse zur dritthäufigsten Todesursache steht. Hierzu untersuchten die Forschenden die Frequenz von Google-Abfragen zu den zehn häufigsten Todesursachen, die innerhalb der Jahre 2004 bis 2018 getätigt wurden. Das Ergebnis spiegelt das fehlende Allgemeininteresse wider: Der Analyse zur Folge wurde am häufigsten nach Diabetes, Schlaganfall und Brustkrebs gesucht. COPD belegte nur einen mageren achten Platz in der Suchanfragen-Priorität. Hinzu kommt, dass die Menge der Suchanfragen sich zwischen den Jahren 2004 bis 2018 in Bezug auf COPD kaum verändert haben. Die Menge der Todesfälle sei in dem gleichen Zeitraum aber um 60 Prozent angestiegen.
Jeder Zehnte ist betroffen – Interesse trotzdem gering
„COPD ist in den Köpfen der Menschen viel zu wenig verankert“, betont Facharzt Alex Pizzini aus der Forschungsgruppe in einer Pressemitteilung. COPD werde viel seltener gesucht, als Menschen daran erkranken. Dies laufe den aktuellen Anzahlen der Neuerkrankungen zuwider. In Österreich leide mittlerweile jede/r Zehnte an der schweren Lungenerkrankung. Bei den Personen über 70 Jahren sei schon jede/r Vierte betroffen, warnt der Lungenexperte.
Tödliches Desinteresse
Die Ärztinnen und Ärzte betonen, dass genau dieses Desinteresse die Krankheit so gefährlich macht. Denn COPD ist eine systemische Entzündung mit zahlreichen Begleiterkrankungen. Die Krankheit ist mit einem massiv erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Schlaganfall verbunden. Außerdem kann es bei COPD zu plötzlichen Verschlimmerungen (Exazerbationen) kommen, bei denen sich die Leitsymptome Auswurf, Husten und Atemnot schlagartig verschlechtern und eine sofortige Aufnahme in der Intensivstation notwendig machen. Rund zehn Prozent der Betroffenen, bei denen solche Exazerbationen auftreten, sterben daran, betonen die Fachärzte.
COPD Symptome werden zu oft heruntergespielt
„Mit einem höheren Bewusstsein und einer rechtzeitigen Diagnose könnten jedoch Risikofaktoren wie etwa das Rauchen eliminiert, Exazerbationen verhindert und Begleit- bzw. Folgeerkrankungen entsprechend behandelt werden“, erklärt das Team der Uni Innsbruck. Über 90 Prozent aller Betroffenen mit COPD hätten über lange Zeit geraucht oder seien aktuell noch Raucher. Gerade unter den Raucherinnen und Rauchern herrsche ein Mangel an Bewusstsein. Deutliche Symptome wie erhöhte Schleimbildung und chronischer Husten werden zu häufig ignoriert und heruntergespielt.
COPD kann behandelt werden – am besten frühzeitig
„Vor dem Hintergrund des fehlenden Krankheitsbewusstseins wird der Raucherhusten allzu oft bagatellisiert“, unterstreicht Studienleiter Ivan Tancevski. Das Rauchen sowie das Passiv-Rauchen stehe an erster Stelle der Risikofaktoren für COPD. Erhöhte Schleimbildung und chronischer Husten sollten vor allem für Raucherinnen und Raucher Grund genug sein, ihre Atemwege und Lunge untersuchen zu lassen. Für weitere Informationen lesen Sie: Raucherlunge (COPD) – Symptome, Ursachen, Therapie. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.