Jugendschützer warnen: Gefährliche Legal Highs sind für Jugendliche frei erhältlich
Im Internet werden sogenannte Legal Highs als Alternativen zu verbotenen Substanzen wie etwa Ecstasy verkauft. Gesundheitsexperten und Jugendschützer weisen immer wieder auf die gefährlichen Nebenwirkungen von Kräutermischungen und Badezusätzen hin: Der Konsum kann tödlich enden.
Legal Highs können lebensgefährlich sein
Schon seit Jahren warnen Experten vor sogenannten Legal Highs, die als vermeintlich harmlose Kräutermischungen oder Badesalz online unters Volk gebracht werden. Die Rauschmittel können zu Vergiftungen führen und je nach Zusammensetzung Panikattacken und Halluzinationen auslösen. Darüber hinaus können körperliche Beeinträchtigungen wie Blutdruckschwankungen, Übelkeit und Erbrechen, Atemnot, schwerwiegende Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzrasen oder Herzstillstand, Krämpfe oder komatöse Zustände auftreten. Mitunter können sie sogar zum Tod führen.
20-jährige Frau nach Konsum von Kräutermischung gestorben
„Beach Party“, „Crazy Monkey“ oder „Unicorn Magic Dust“ – mit coolen Namen und jugendaffiner Aufmachung werden psychoaktive Substanzen im Internet verherrlicht, heißt es auf der Webseite der Landesregierung von Rheinland-Pfalz. In dem Bundesland war im Mai eine 20-Jährige nach dem Konsum von Kräutermischungen verstorben. Die gefährlichen Stoffe sind auch für Minderjährige frei erhältlich. Im Internet werden Legal Highs als Alternativen zu verbotenen Substanzen wie Ecstasy verkauft. Über Suchmaschinen sind die Online-Shops leicht zu finden. Den Angaben zufolge bewerben sie ihre Produkte oft über soziale Netzwerke oder bieten dort kostenlose Proben an. „Der Konsum der Stoffe birgt hohe Gesundheitsrisiken und kann sogar zum Tod führen“, sagte die rheinland-pfälzische Jugendstaatssekretärin Dr. Christiane Rohleder. „Es ist unverantwortlich, wenn Jugendliche gezielt mit gefährlichen Substanzen geködert werden.“
Für Jugendliche einfach zu kaufen
Legal Highs sind laut dem Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz bei jungen Menschen beliebt. Das Phänomen gebe es nach Schätzungen einer LKA-Sprecherin aber noch nicht länger als drei oder vier Jahre. Auch das rheinland-pfälzische Jugendministerium und die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) weisen anlässlich der Vorstellung des aktuellen Berichts von „jugendschutz.net“ auf die Gefährlichkeit der sogenannten Legal Highs und deren große Relevanz für den Jugendschutz hin. Demnach stellten Händler Legal Highs als Lebensbereicherung und Stressbewältigung dar. Außerdem machten sie es ihrer jungen Zielgruppe sehr einfach, von den Produkten zu erfahren – etwa über Facebook – und diese auch zu erwerben.
Die Hälfte der Produkte fällt unter das Betäubungsmittelgesetz
Dem Bericht zufolge könnten die Kräutermischungen bei 62 von 62 überprüften Internetshops, also in 100 Prozent dieser Fälle, ohne Alterskontrolle bestellt werden. Die Händler schreiben im Netz zwar oft, dass die Mischungen nur Raumdüfte und nicht zum Essen oder zum Rauchen seien, doch dieses Vorgehen wird von „jugendschutz.net“ als reine Verschleierungstaktik eingestuft. Die Kräutermischungen werden zwar von den Anbietern oft ausdrücklich als legal beworben, doch eine Untersuchung des Universitätsklinikums Freiburg zwischen April 2015 und März 2016 kam zu anderen Ergebnissen. Die Forscher stellten fest, dass 55 Prozent von 471 Stichproben unter das Betäubungsmittelgesetz fielen. 73 Prozent der Mischungen hätten demnach starke psychoaktive Substanzen enthalten, von denen bekannt sei, dass sie zu gefährlichen Vergiftungen führten könnten.
Fast 40 Tote im vergangenen Jahr
Allerdings ist bei Legal Highs in den meisten Fällen unklar, welche Stoffe genau in ihnen stecken. Aus dem Büro der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) hieß es: „Fast jede Woche kommt eine neue Substanz mit leichten molekularen Änderungen auf den Markt.“ Außerdem werden die vielfältigen Wirkstoffvarianten auch als gesetzliches Schlupfloch genutzt. Eine Sprecherin des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden erklärte, Legal Highs würden „so designt, dass sich ihre konkrete Zusammensetzung immer gerade so“ dem Gesetz entziehe. Ein Gesetz soll künftig dafür sorgen, dass nicht mehr einzelne Stoffe, sondern chemische Stoffgruppen verboten werden. Den Angaben zufolge gehören Legal Highs zu den sogenannten neuen psychoaktiven Stoffen (NPS). Laut der BKA-Sprecherin seien damit Substanzen gemeint, die chemisch so verändert seien, dass sie nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz fielen. Die Wirkung auf die Psyche bleibe jedoch bestehen und werde durch die Veränderung teils sogar verstärkt. Nach BKA-Angaben starben im vergangenen Jahr bundesweit 39 Menschen wegen des Konsums von NPS. Im Vergleich zu 2014 war dies ein Anstieg von 56 Prozent. Damals hatte es in ganz Deutschland 25 Todesfälle gegeben. Darüber hinaus geht die Polizei von einer hohen Dunkelziffer aus. (ad)
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