Beeinträchtigt Übergewicht in der Schwangerschaft die Lebenserwartung der Kinder
Welche Auswirkungen hat bestehendes Übergewicht der Mütter auf die Lebenserwartung von Kindern? Dieser Frage sind belgische Wissenschaftler der Hasselt University in einer aktuellen Untersuchung nachgegangen. Das Ergebnis ist besorgniserregend: Sind Frauen vor der Schwangerschaft übergewichtig, hat dies eine drastische Verkürzung der sogenannten Telomere zur Folge. Kürzere Telomere werden mit einer verringerten Lebenserwartung assoziiert.
Das Verhalten und die Konstitution der Mutter hat vielschichtige Auswirkungen auf die Entwicklung des Nachwuchses.Insbesondere während der Schwangerschaft können hier leicht massive Beeinträchtigungen entstehen, wenn Mütter beispielsweise Alkohol konsumieren, Rauchen oder bestimmte Medikamente einnehmen. Auch bestehendes Übergewicht in der Schwangerschaft kann dem Kind nachhaltig schaden. In der aktuellen Studie wurde nun deutlich, dass Übergewicht der Mütter die Lebenserwartung des Nachwuchses insgesamt relativ stark beeinträchtigen könnte.
Zusammenhang des mütterlichen Gewichts mit der Telomerlänge
Im Rahmen der Studie untersuchte das Forscherteam um Tim Nawrot von der belgischen Hasselt University mögliche Zusammenhänge zwischen dem Body Mass Index (BMI) der Mütter und der Telomerlänge beim Nachwuchs. „Bei der Geburt ist die Telomerlänge der Neugeborenen sehr variabel“ und die ursächlichen Umweltfaktoren hierfür bleiben bislang „weitgehend unbekannt“, berichten die Wissenschaftler in dem Fachmagazin „BMC Medicine“. Sie gingen daher der Frage Nach, ob Übergewicht während der Schwangerschaft hier einen Einfluss hat. Bei 743 Schwangeren wurde die mittlere relative Telomerlängen im Nabelschnurblut gemessen und zusätzlich bei 702 Probandinnen eine Probe aus dem Plazentagewebe untersucht.
Neugeborenen-Telomerlänge sinkt bei steigendem mütterlichen BMI
Das Alter der Mütter lag bei durchschnittlich 29,1 Jahren (mit Reichweite von 17 bis 44 Jahre) und der mittlere BMI vor der Schwangerschaft betrug 24,1, schreiben die Wissenschaftler. Bei der Auswertung sei eine deutliche Abnahme der Neugeborenen-Telomerlänge mit steigendem mütterlichen BMI vor der Schwangerschaft festzustellen gewesen. Dieser Effet war laut Angaben der Forscher unabhängig von anderen Faktoren wie beispielsweise dem mütterlichen und väterlichen Alter, der elterlichen Bildung, dem Geburtsgewicht oder dem Tabakkonsum der Mütter nachweisbar.
Kinder von fettleibigen Müttern biologisch bis zu 17 Jahre älter
Mit jeder Erhöhung des BMI oberhalb des Normalgewichts um eine volle Stelle war den Ergebnissen der belgischen Forscher zufolge eine Verkürzung der Telomerlänge um 0,5 Prozent im Nabelschnurblut und um 0,66 Prozent im Plazentagewebe verbunden. Dies sei gleichzusetzen mit einer Alterung der Telomere um 1,1 bis 1,6 Jahre. Basierend auf der Telomerlänge waren „Neugeborene von fettleibigen Müttern im Vergleich zu Neugeborenen von normalgewichtigen Müttern biologisch etwa 12 bis 17 Jahre älter“, berichten die Wissenschaftler. Im Umkehrschluss könnte die Lebenserwartung der Kinder entsprechend verkürzt ausfallen.
Hoher BMI der Mütter birgt zahlreiche Risiken für die Kinder
Die Forscher bestätigten in ihrer Untersuchung zudem, dass ein erhöhter BMI vor der Schwangerschaft auch mit mehr Kaiserschnitten, Schwangerschaftskomplikationen und einem höheren Geburtsgewicht verbunden war. Insgesamt seien die Auswirkungen des mütterlichen Körpergewichts auf die Gesundheit der Kinder nicht zu unterschätzen und die Studie liefere einen weiteren Beleg für die Bedeutung der Gewichtsreduktion bei vorliegendem Übergewicht. Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter sollten nach Ansicht der Forscher auch im Sinne der molekularen Langlebigkeit ihrer Kinder verstärkt auf ihr Gewicht achten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.