Sport bei Krebs: Wichtig wie Medikamente
Es ist schon länger bekannt, dass man durch ein sportlich aktives Leben Krebserkrankungen vorbeugen kann. Und bei Krebspatienten kann körperliche Aktivität die Heilung unterstützen. Experten erklären, warum das so ist.
Viele Krebserkrankungen sind vermeidbar
Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. Allein in Deutschland werden jährlich rund eine halbe Million Neuerkrankungen registriert. Fachleuten zufolge gilt ein großer Teil aller Krebserkrankungen als vermeidbar. Durch einen gesunden Lebensstil kann das Krebsrisiko deutlich reduziert werden. Eine Möglichkeit zur Reduzierung des persönlichen Krebsrisikos ist ein sportlich aktives Leben zu führen. Zudem ist regelmäßige Bewegung auch für Krebspatienten angeraten. Denn dadurch kann die Genesung unterstützt werden. In einem Artikel auf dem „ONKO Internetportal“ der Deutschen Krebsgesellschaft wird erklärt, warum das so ist.
Nebenwirkungen der Krebstherapie werden reduziert
Die Wirkungen von Sport bei Krebspatienten wurden in jüngerer Vergangenheit vermehrt in klinischen Studien untersucht.
Dabei hat sich unter anderem gezeigt, dass körperliche Aktivität messbar die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren kann.
Zudem steigert sich dadurch die Leistungsfähigkeit. Auch das Selbstbewusstsein wird gestärkt, dies kann zu einer enormen Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
Doch dem nicht genug: Körperliche Aktivität hat auch direkte Einflüsse auf die Entstehung von Krebs, den Verlauf einer Krebserkrankung und das Rückfallrisiko. Des Weiteren kann Sport die Lebensqualität während der Erkrankung verbessern.
Krebserkrankungen vorbeugen
Wer regelmäßig Sport treibt, beugt demnach einer Krebserkrankung vor. Wie es auf dem „ONKO Internetportal“ heißt, geht man heute davon aus, dass sportlich aktive Menschen ihr Risiko, an Krebs zu erkranken, durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent reduzieren können.
Tritt dennoch Krebs auf, haben Patienten, die vor ihrer Erkrankung regelmäßig Sport getrieben haben, nachweislich ein geringeres Rückfallrisiko.
Den Angaben zufolge können auch bislang eher inaktive Patienten von einer Änderung ihres Lebensstils profitieren: Körperliche Aktivität nach einer Tumorerkrankung reduziert nachweislich die Gefahr eines Rückfalls und erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine dauerhafte Heilung.
Dieser Effekt kann sich je nach Tumorart im gleichen Maße vorteilhaft auswirken wie eine Chemo- oder Antihormontherapie. Besonders gut erforscht ist dies bisher für Brust-, Darm- und Prostatakrebs.
Sport für Brustkrebspatientinnen
So konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt werden, dass körperliche Aktivität gegen die Nebenwirkungen einer Therapie bei Brustkrebs hilft und die Behandlung unterstützt.
Auch eine aktuelle Studie aus den USA zeigt die Notwendigkeit von Sport bei Brustkrebspatientinnen.
Laut der Deutschen Krebsgesellschaft wurde darin untersucht, inwieweit Walking oder Jogging die Überlebensrate von Frauen mit Brustkrebs beeinflusst.
Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Intensität der sportlichen Aktivität in Zusammenhang mit der Überlebensrate steht.
Es wird besonders deutlich, dass insbesondere Jogging die Brustkrebsmortalität verringert. Doch auch für Leukämie- und andere Krebspatienten haben sich in Studien schon positive Effekte gezeigt.
Eine kanadische Studie aus dem Jahr 2017 hat den Effekt von körperlichem Training auf die Nebenwirkungen der Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen untersucht.
Dafür mussten Brustkrebspatientinnen mit dem Stadium I-III 24 Stunden vor der Chemotherapie eine halbstündige Bewegungseinheit absolvieren.
Das Ergebnis: Deutlich verbesserte Ruhepuls- und Blutdruckwerte. Außerdem konnten weitere positive Effekte wie weniger depressive Verstimmungen und der Rückgang von Rückenschmerzen verzeichnet werden.
Dennoch sollte ein solches Training zunächst mit dem Arzt abgeklärt werden, denn nicht jeder Patient ist in der entsprechenden körperlichen Verfassung.
Warum Sport gegen Krebs wirkt
Laut der Deutschen Krebsgesellschaft sind die biologischen Mechanismen, die erklären, warum Sport einen direkten Einfluss auf Krebs hat, noch weitestgehend unbekannt. Das habe auch damit zu tun, dass das Wachstum von Tumoren von sehr komplexen Vorgängen abhängig ist.
Weil körperliche Aktivität allerdings fast alle Organsysteme anregt und auch das Gehirn beeinflusst, wirkt sich dies auch auf die der Krebsentstehung zugrunde liegenden Faktoren aus.
So wird die Durchblutung des gesamten Körpers gefördert, was wiederum den Krebszellen das Überleben erschwert. Außerdem sind die Krebszellen in ihrem Wachstum auf die Abbauprodukte von Glukose angewiesen, welche bei sportlicher Betätigung vermehrt verbraucht werden.
Sport bringt den Energiehaushalt auf Touren und hilft, ein gesundes Körpergewicht zu halten. Er hat zudem positive Effekte auf die Psyche, was sich ebenfalls auf die allgemeine Befindlichkeit und auf das Immunsystem auswirkt.
Als tumorspezifische Effekte kommen ferner der Einfluss auf Sexualhormone, antioxidative Wirkungen oder eine Verbesserung von DNA-Reparaturmechanismen infrage, ebenso die Verringerung von Insulin und körpereigenen Botenstoffen.
Hinzu kommen weitere Mechanismen, die für bestimmte Krebsarten entscheidend sind: Durch das Anregen des Stoffwechsels wird beispielsweise die Kontaktzeit möglicher krebserregender Stoffe in Magen und Darm verkürzt.
Bei Frauen mit hormonabhängig wachsendem Brustkrebs senkt Sport den Östrogenspiegel in Blut und Gewebe – ebenso wie eine medikamentöse antihormonelle Therapie.
Gesündere Lebensweise
Nicht zu unterschätzen ist auch die mit Sport einhergehende gesündere Lebensweise: Wer Sport treibt, verzichtet oft automatisch auf den übermäßigen Konsum von Alkohol oder Nikotin.
Auch die eigene Körperwahrnehmung verändert sich und wird bewusster, sodass Veränderungen des Befindens häufiger bereits in einem früheren Stadium der Krebserkrankung wahrgenommen werden und somit einen früheren Therapiestart ermöglichen.
Ein Beispiel ist die Kachexie, der Gewichtsverlust in den ersten sechs Monaten der Krebserkrankung. Ist man sich über den Stand der eigenen Ausdauerleistungsfähigkeit im Klaren, können die Symptome frühzeitig erkannt werden.
Zwischen der Menge an Sport und der Anti-Krebs-Wirkung gibt es einen direkten Zusammenhang: Je mehr Bewegung, desto größer der Effekt.
Dennoch ist auch Vorsicht vor Überlastung geboten, es gilt ein moderates, an die individuellen Möglichkeiten des Patienten angepasstes Trainingsprogramm zu entwerfen.
Als besonders vorteilhaft hat sich bisher ein kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining erwiesen, mit zusätzlichen Elementen zur Schulung von Flexibilität und Koordination.
An das Krafttraining muss sich unbedingt eine Phase der Regeneration und Erholung anschließen. Auch ist eine auf das Sportprogramm abgestimmte Ernährung vonnöten um den Körper nicht zu überfordern.
Wie es auf dem „ONKO Internetportal“ heißt, sollte man sich idealerweise 18-25 MET pro Woche sportlich betätigen. MET (metabolic equivalent task) ist die Einheit für den Stoffwechsel bei körperlicher Aktivität; 1 MET entspricht dem Energieverbrauch von 1kcal pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde.
Besonders viele MET pro Stunde verbraucht man beim Schwimmen (8), Fußballspielen, Skifahren oder Joggen (je 7). Aber auch häusliche Tätigkeiten wie Staubsaugen (6), Gartenarbeit (5) und Rasenmähen (5,5) füllen schnell ihr MET-Konto.
Wenn man es lieber etwas ruhiger angehen lassen will, kann man auch mit mehreren Stunden Walken (4), Spazierengehen (3) oder Radfahren (4) auf das wöchentliche MET-Soll kommen.
Empfehlenswert ist es, sich bei der Erstellung und Ausübung des Sportprogramms fachlich beraten zu lassen.
Wofür man sich auch entscheidet, wichtig ist: Es muss Spaß machen! Sport und Bewegung holen Krebspatienten aus dem Teufelskreis von Krankheit, Depression und Vereinsamung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.