Regelmäßiges Fasten ist mit einer längeren Lebensdauer verbunden
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass sich Fasten positiv auf die Gesundheit auswirkt. Laut zwei neuen Studien ist regelmäßiges Fasten mit einer geringeren Rate an Herzinsuffizienz und einer längeren Lebensdauer verbunden.
Wie die American Heart Association in einer Mitteilung berichtet, wollen die Forschenden neues Licht auf die jahrhundertealte Debatte werfen, wie sich Fasten auf die Gesundheit auswirkt. Jüngste Studien haben gezeigt, dass es zu einer Senkung des Blutdrucks, des „schlechten“ LDL-Cholesterins und der Insulinresistenz beiträgt.
Eine um 45 Prozent niedrigere Sterblichkeitsrate
Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass Intervallfasten (intermittierendes Fasten) genauso effektiv war, um abzunehmen und nicht wieder zuzunehmen, wie die tägliche Kalorienreduktion.
Die neuen Studien konzentrierten sich auf Daten von Patienten, die in Utah und weiteren US-Bundesstaaten auf Herzerkrankungen untersucht wurden. Die Untersuchung umfasste Hunderte von Mitgliedern der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, die auch als Mormonen bekannt sind und in der Regel an einem Sonntag im Monat bis zu 24 Stunden fasten.
In der ersten Studie, die im Fachmagazin „Circulation“ veröffentlicht wurde, untersuchten die Forschenden, wie sich das Fasten auf die Lebensdauer auswirkt. Etwa 2.000 Menschen, die sich einer Herzkatheteruntersuchung unterzogen hatten, wurden im Durchschnitt 4,4 Jahre lang beobachtet, darunter 389 „Routine-Fastende“, die seit mindestens fünf Jahren regelmäßig fasten.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, „Routine-Fastende“ während der Nachbeobachtungszeit eine um 45 Prozent niedrigere Sterblichkeitsrate aufwiesen als diejenigen, die nicht gefastet haben.
„Es ist sehr interessant … es ist eine tiefgreifendere Wirkung, als wir erwartet hatten“, sagte der Studienautor Dr. Benjamin Horne, der die vorläufigen Ergebnisse vor kurzem bei den Scientific Sessions der American Heart Association präsentierte.
Unerwartete Ergebnisse
Horne war auch an der zweiten Fastenstudie beteiligt, die ebenfalls in der Fachzeitschrift „Circulation“ publiziert wurde. In dieser wurde anhand der gleichen Patientendaten untersucht, wie sich Routine-Fasten auf Herzinsuffizienz und Herzinfarkt auswirkt.
Es wurde festgestellt, dass es keinen signifikanten Unterschied bei Herzinfarkten gab, aber Routine-Fastende hatten eine um 71 Prozent geringere Rate an Herzinsuffizienz als Personen, die nicht fasteten.
„Das ist ein großer Unterschied, und ehrlich gesagt war es ein wenig unerwartet“, sagte Horne, Direktor für kardiovaskuläre und genetische Epidemiologie am Intermountain Medical Center in Salt Lake City, Utah.
Schwäche der Studie
Krista Varady, außerordentliche Professorin für Ernährung an der Universität von Illinois in Chicago, sprach von „einer wichtigen Studie, die noch nie durchgeführt wurde. Es gibt viele klinische Studien mit kurzen Laufzeiten für intermittierendes Fasten, aber wir haben definitiv keine Langzeitdaten beim Menschen, die untersuchen, ob es beispielsweise Herzversagen vorbeugen kann.“
Varady, die nicht an der Forschung beteiligt war, sagte, dass die Studie durch die Tatsache limitiert wurde, dass die meisten Fastenden Mormonen waren. „Sie führen einen ganz anderen Lebensstil als der Durchschnittsamerikaner“, erklärte sie. „Zum Beispiel rauchen sie nicht, trinken keinen Alkohol und sind körperlich etwas aktiver. Es ergibt Sinn, dass sie länger leben und ein geringeres Risiko für Herzerkrankungen haben.“
Gesundheitliche Vorteile durch langfristiges Fasten
Obwohl die Forschenden einige dieser Faktoren bereinigten, sagte sie: „Es ist sehr schwierig, die Auswirkungen des Fastens gegenüber einem ansonsten gesunden Lebensstil in dieser Population auseinanderzuhalten, obwohl statistische Korrekturen vorgenommen wurden.“
Eine Reihe angesagter Ernährungstrends ermutigen die Menschen, ihr Essen auf ein Zeitfenster von acht bis zwölf Stunden zu beschränken und die verbleibenden zwölf bis 16 Stunden zu fasten. Die Teilnehmenden der beiden neuen Studien fasteten jedoch jeden Tag noch mehr Stunden, über einen Zeitraum von durchschnittlich 42,2 Jahren, sagte Horne.
„Wir glauben, dass das langfristige Fasten an einem Tag, einmal im Monat, über einen Zeitraum von Jahrzehnten den Körper veranlasst, diese vorteilhaften Mechanismen zu aktivieren“, so der Forscher. Und über eine so lange Zeit hinweg erhöhen sich dadurch die gesundheitlichen Vorteile.
Weitere Untersuchungen gefordert
Horne wies darauf hin, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, die nicht die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung untersuchte. Er würde gerne zukünftige Studien sehen, in denen untersucht wird, warum das Fasten vor Herzinsuffizienz zu schützen scheint, und er forderte auch eine umfassende Studie über die psychologischen Vorteile des Fastens.
„Einige Menschen, die mit dem Fasten begonnen haben, geben an, dass sie unerwarteterweise das Gefühl haben, mehr Selbstbeherrschung über ihren Appetit zu haben“, sagte er. „Möglicherweise gibt es eine direkte Folge zwischen dem Fasten und der Stärkung des Geistes, wodurch die Menschen in der Lage sind, sich besser zu ernähren.“
Varady forderte zukünftige Studien, die auf Menschen abzielen, die das Essen auf verschiedene Weise einschränken – wie durch zeitlich begrenztes Fasten oder Intervallfasten. „Dies ist ein guter erster Schritt, aber wir müssen langfristig über verschiedene Menschen forschen, die unterschiedliche Arten des Fastens praktizieren.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Heart Association: Regular fasting could lead to longer, healthier life, (Abruf: 27.11.2019), American Heart Association
- JAMA Internal Medicine: Effect of Alternate-Day Fasting on Weight Loss, Weight Maintenance, and Cardioprotection Among Metabolically Healthy Obese Adults, (Abruf: 27.11.2019), JAMA Internal Medicine
- Circulation: Abstract 11123: Intermittent Fasting Lifestyle and Human Longevity in Cardiac Catheterization Populations, (Abruf: 27.11.2019), Circulation
- Circulation: Abstract 10043: Intermittent Fasting Lifestyle and Incidence of Heart Failure and Myocardial Infarction in Cardiac Catheterization Patients, (Abruf: 27.11.2019), Circulation
Wichtiger Hinweis:
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