Wenn es um die erfolgreiche Behandlung des Reizdarmsyndroms geht, ist es wirksamer, auf Umstellungen der Ernährung zu setzen, als auf eine medikamentöse Behandlung.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Gothenburg wurden die Auswirkungen von zwei restriktiven diätetischen Behandlungsoptionen gegen das Reizdarmsyndrom mit denen einer optimierten medikamentösen Behandlung verglichen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Lancet Gastroenterology & Hepatology“ nachzulesen.
Typische Beschwerden des Reizdarmsyndroms
Beim Reizdarmsyndrom leiden die Betroffenen häufig unter Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall und Verstopfung, die in unterschiedlichen Kombinationen und Schweregraden auftreten, erläutern die Forschenden.
Welche Rolle spielt die Ernährung?
Bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms werden den Betroffenen häufig Ernährungsempfehlungen gegeben, wie zum Beispiel der Verzicht auf den übermäßigen Konsum von auslösenden Nahrungsmitteln (zum Beispiel Kaffee, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke) oder der Rat, häufiger und dafür kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen, so die Fachleute weiter.
Das Reizdarmsyndrom könne allerdings auch medikamentös behandelt werden, um Symptome wie Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Völlegefühl oder Bauchschmerzen zu lindern. Manchmal werden laut den Forschenden sogar Antidepressiva eingesetzt.
Um herauszufinden, welche Art der vierwöchigen Behandlung beim Reizdarmsyndrom wirksamer ist, untersuchte das Team jetzt Personen mit Reizdarmsyndrom, die einer von drei Gruppen mit jeweils knapp 100 Teilnehmenden zugeordnet wurden.
Welche Ernährungsempfehlungen wurden gegeben?
Die Teilnehmenden der ersten Gruppe erhielten lediglich herkömmliche Ernährungsempfehlungen, die sich vor allem auf eine geringe Aufnahme fermentierbarer Kohlenhydrate konzentrierten, die in Lebensmitteln wie beispielsweise laktosehaltige Produkten, Hülsenfrüchten, Zwiebeln und Getreide vorhanden sind und im Dickdarm fermentieren, was beim Reizdarmsyndrom Schmerzen verursachen kann, berichten die Fachleute.
Die Teilnehmenden der zweiten Gruppe konsumierten eine kohlenhydratarme Ernährung mit einem verhältnismäßig hohen Anteil an Proteinen und Fetten, während die dritte Gruppe die bestmögliche Medikation erhielt, die auf die Symptome des Reizdarmsyndroms abgestimmt war, so die Forschenden weiter.
Weniger Beschwerden bei richtiger Ernährung
Laut den Fachleuten zeigte sich, dass die Teilnehmenden der ersten Gruppe, die eine für das Reizdarmsyndrom typische Ernährungsberatung erhielten und auf einen niedrigen Gehalt an fermentierbaren Kohlenhydraten achteten, 76 Prozent weniger Symptome aufwiesen.
Eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten sowie viel Eiweiß und Fett reduzierte laut den Forschenden die Symptome des Reizdarmsyndroms um 71 Prozent und eine medikamentöse Behandlung führte lediglich zu einer Verringerung der Beschwerden um 58 Prozent.
Lebensqualität deutlich verbessert
Insgesamt berichteten die Teilnehmenden aller Gruppen über eine deutlich verbesserte Lebensqualität, weniger körperliche Beschwerden und weniger Symptome von Angst und Depression, fügen die Fachleute hinzu.
Bei einer Nachuntersuchung nach sechs Monaten seien immer noch Vorteile der Ernährungsumstellungen feststellbar gewesen, obwohl die Teilnehmenden teilweise wieder ihren früheren Essgewohnheiten nachgingen, erklärt das Team.
Ein großer Teil dieser Teilnehmenden habe immer noch eine klinisch signifikante Linderung der Symptome gezeigt, die in der Gruppe mit traditioneller Ernährungsberatung und geringer Aufnahme fermentierbarer Kohlenhydrate bei 68 Prozent lag und in der Gruppe mit der kohlenhydratarmen Ernährung bei 60 Prozent.
Zentrale Rolle der Ernährung beim Reizdarmsyndroms
„Mit dieser Studie können wir zeigen, dass die Ernährung eine zentrale Rolle bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms spielt, dass es aber auch mehrere wirksame alternative Behandlungsmethoden gibt“, betont die Studienautorin Sanna Nybacka in einer Pressemitteilung.
Nun sei weitere Forschung nötig, um herauszufinden, wie die Behandlung des Reizdarmsyndroms am besten personalisiert werden kann. Außerdem sollte untersucht werden, ob es Faktoren gibt, die das Ansprechen auf verschiedene Behandlungsmöglichkeiten vorhersagen können, fügen die Forschenden hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sanna Nybacka, Hans Törnblom, Axel Josefsson, Johann P Hreinsson, Lena Böhn, et al.: A low FODMAP diet plus traditional dietary advice versus a low-carbohydrate diet versus pharmacological treatment in irritable bowel syndrome (CARBIS): a single-centre, single-blind, randomised controlled trial; in: Lancet Gastroenterology & Hepatology (veröffentlicht 18.04.2024), Lancet Gastroenterology & Hepatology
- University of Gothenburg: Dietary treatment more effective than medicines in IBS (veröffentlicht 18.04.2024), University of Gothenburg
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.