Das Reizdarmsyndrom lässt sich durch einige einfache Veränderungen im Alltag deutlich lindern. Die Gastroenterologin Dr. Christine Lee von der Cleveland Clinic in den USA erklärt, welche Hausmitteln gegen die Beschwerden helfen können.
Änderungen des Lebensstils können laut der Expertin oft helfen, das Reizdarmsyndrom zu lindern. Allerdings gelte: Was einem Menschen mit Reizdarmsyndrom hilft, hilft nicht unbedingt jedem. Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, die Behandlungsmöglichkeiten individuell abzustimmen.
Körperliche Aktivität
Bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms sollte vor allem auf ausreichend Bewegung und körperliche Aktivität geachtet werden.
Schon ein zügiger Spaziergang trägt dazu bei, dass der Stuhlgang geordneter abläuft, was Verstopfung und Durchfall verringern kann, berichtet Dr. Lee.
Beim Reizdarmsyndrom könne körperliche Aktivität helfen, bestehende Schmerzen und Beschwerden zu lindern. Darüber hinaus werden Kreislauf und Stoffwechsel angeregt, Blähungen reduziert sowie die sogenannte Darmmotilität verbessert, erläutert die Expertin.
Auch werde durch die Bewegung Stress reduziert, der Schlaf verbessert und die Rumpfmuskulatur gestärkt.
Ernährungsumstellung kann helfen
Die Ernährung hat großen Einfluss auf den Darm und Ernährungsanpassungen können auch dazu beitragen, das Reizdarmsyndrom zu lindern.
So kamen Forschende der Universität Göteborg erst kürzlich in einer Studie zu dem Schluss, dass das Reizdarmsyndrom durch eine Ernährungsumstellung sogar wirksamer behandelt werden kann als durch eine medikamentöse Therapie.
Mehr Ballaststoffe
Viele Menschen mit Reizdarmsyndrom profitieren von ballaststoffreichen Lebensmitteln, da diese die Verdauung fördern und auch als Nahrung für gesunde Bakterien im Darm dienen, berichtet Dr. Lee. Ballaststoffe können zum Beispiel über Vollkornprodukte, Nüsse, Obst und Gemüse aufgenommen werden.
Mageres Fleisch fördert die Verdauung
Fetteres Fleisch und verarbeitetes Fleisch erschweren laut der Expertin die Verdauung. Mageres Fleisch (z. B. Huhn und Pute) erleichtere dagegen die Verdauung und lindere wirksam die Symptome des Reizdarmsyndroms.
Fisch kann Entzündungen lindern
Fisch wie Lachs, Thunfisch, Makrele und Hering enthalten viele Omega-3-Fettsäuren, die Entzündungen reduzieren, welche bekanntermaßen zum Reizdarmsyndrom beitragen, so Dr. Lee.
Probiotika unterstützen Darmgesundheit
Probiotika, die zum Beispiel in Joghurt, Kimchi, Sauerkraut, Miso und Kombucha enthalten sind, seien ebenfalls sehr vorteilhaft für die Darmgesundheit und auch für die allgemeine Gesundheit.
Diese Nahrungsmittel sollten vermieden werden
Die Auslöser des Reizdarmsyndroms sind von Mensch zu Mensch verschieden. Es gibt jedoch Lebensmittel, die das Reizdarmsyndrom häufig begünstigen, erklärt Dr. Lee. So sollten der Expertin zufolge Milchprodukte eher gemieden werden, da Menschen mit Reizdarmsyndrom häufiger auch an Laktoseintoleranz leiden.
Auch auf Bohnen, Hülsenfrüchte und Kreuzblütler sei eher zu verzichten, da sie Blähungen und Völlegefühle begünstigen können. Ebenfalls seien frittierte Speisen, zuckerfreie Süßstoffe, stark verarbeitete Lebensmittel, Alkohol und koffeinhaltige Getränke zu meiden.
Um zu bestimmen, welche Lebensmittel im einzelnen Fall tatsächlich die Symptome des Reizdarmsyndroms auslösen. Ist es ratsam ein Ernährungstagebuch zu führen, fügt Dr. Lee hinzu.
Auf ausreichend Schlaf achten
In dem Beitrag der Cleveland Clinic berichtet Dr. Lee weiter, dass auch Störungen des zirkadianen Rhythmus einen Einfluss haben können.
Wenn man unter Schlafstörungen leidet, gerät dieser Rhythmus aus dem Takt, was sich negativ auf das Reizdarmsyndrom und das Immunsystem auswirken kann. Wir sollten daher darauf achten, etwa sieben bis acht Stunden pro Nacht zu schlafen, rät die Expertin.
Genug trinken
Der Verdauungstrakt braucht Wasser. Wer tagsüber zu wenig trinkt, kann dehydrieren und Verdauungsprobleme bekommen, die das Reizdarmsyndrom verstärkeb, so die Medizinerin. Deshalb sei über den Tag verteilt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
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Stress abbauen
Zwischen Gehirn und Darm bestehe eine einzigartige Verbindung, über die mehr Informationen ausgetauscht werden als zwischen allen anderen Systemen des Körpers. Dies habe zur Folge, dass sich psychischer Stress auf das Verdauungssystem auswirken und das Reizdarmsyndrom begünstigen kann, erläutert Dr. Lee.
Stress sei daher möglichst zu vermeiden und verschiedene Techniken wie eine tiefe Atmung und Achtsamkeitsmeditation sowie Aktivitäten wie Yoga oder Tai Chi können laut der Expertin zur Entspannung und zum Stressabbau beitragen.
Ärztliche Hilfe suchen
Um das Reizdarmsyndrom erfolgreich zu behandeln, ist ärztliche Hilfe in der Regel unerlässlich. Zunächst gilt es dabei herauszufinden, welche Faktoren das Reizdarmsyndrom bei den Betroffenen auslösen. Anschließend kann eine individuell abgestimmte Behandlungsstrategie meist zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden beitragen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sanna Nyback, Hans Törnblom, Axel Josefsson, Johann P. Hreinsson, Lena Böhn, et al.: A low FODMAP diet plus traditional dietary advice versus a low-carbohydrate diet versus pharmacological treatment in irritable bowel syndrome (CARIBS): a single-centre, single-blind, randomised controlled trial; in: Lancet Gastroenterology & Hepatology (veröffentlicht Juni 2024), Lancet Gastroenterology & Hepatology
- Cleveland Clinic: Gut Reaction: Home Remedies To Help Manage Your IBS (veröffentlicht 06.09.2024), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.